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Denn mein ist deine Seele: Psychothriller (German Edition)

Denn mein ist deine Seele: Psychothriller (German Edition)

Titel: Denn mein ist deine Seele: Psychothriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Lippman
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of Rocks fuhr, aber war das nur eine nachträgliche Ausrede? Es änderte nichts. Man hatte schon Hollys Leiche am Grund einer Schlucht gefunden und Maude, das Mädchen aus Maryland, das er im Patapsco State Park vergraben hatte.
    Zum allerersten Mal dachte Eliza daran, ihren alten Namen in eine Suchmaschine einzugeben. Was Freud wohl dazu sagen würde? , hätte Vonnie geschnaubt. Aber bis das Internet alltäglich geworden war, hatte sich Elizas Identität als Eliza Benedict so verfestigt, dass sie nie über Elizabeth Lerner nachgedacht hatte. Der Name war verbreitet, es wurden mehrere Elizabeths aufgeführt, in Stammbäumen, Pressemitteilungen und Blogs. Der erste Eintrag, den sie über sich selbst fand, stammte aus diesem scheußlichen Buch. Mord auf dem Berg war ein widerlicher Schnellschuss von Jared Garrett, einem skurrilen Polizei-Groupie. Er hatte Walters Geschichte mit einer Faszination verfolgt, die sogar Teenager als unangebracht durchschaut hätten. Bei Google stand ein Auszug, und Eliza sprang ihr Name aus dem schwerfälligen Text entgegen.
    Elizabeth, ein knabenhaftes, fast kindliches Mädchen, sagte aus, Walter habe mehrere Wochen lang keinen Versuch unternommen, Geschlechtsverkehr mit ihr zu erzwingen, bis irgendwann Annäherungsversuche folgten. Erstaunlicherweise ließ er sie am Leben. Für Walter bestand offensichtlich ein Unterschied zwischen Elizabeth und seinen anderen Opfern, allerdings erläuterte er die Beziehung nie näher. In einem Verhör durch die Staatspolizei gab er nur zu Protokoll: »Es war nett mit ihr.« Auf die Frage, ob sie eine Geisel gewesen sei, antwortete Bowman: »Habe ich etwa Lösegeld verlangt?« Seine Antworten konnten nicht von der Frage ablenken, welche Art von Beziehung tatsächlich zwischen den beiden bestanden hatte.
    »Was machst du gerade, Mama?« Albie lehnte mit den Händen in den Hosentaschen im Türrahmen. Er wirkte nicht besonders interessiert daran, was seine Mutter tat, nur gelangweilt genug, um zu fragen.
    »Nichts«, antwortete sie, leerte den Browser-Verlauf und schloss Windows. Sie wollte nicht, dass Isos neugierige Finger auf eine dieser Websites stießen. »Hast du Hunger? Was willst du zum Mittagessen haben?«
    »Die Sandwiches von Oma?«, fragte er hoffnungsvoll. Peters Mutter bereitete aus feinem Roastbeef und dunklem Brot raffinierte Sandwiches zu, mit Gurkenscheiben in braunem Senf, Meerrettich und einer anständigen Prise Salz und Pfeffer.
    »Es kann sein, dass ich nicht die gleichen Zutaten dahabe wie Nonnie, aber etwas Ähnliches bekomme ich hin«, antwortete sie, während sie in Gedanken schnell den Inhalt des Kühlschranks durchging. Die eingelegten Gurken würden genügen für das Erlebnis, das Albie sich wünschte, weil es ihm vor allem um das Kleinschneiden und Kombinieren ging und darum, etwas Alltägliches als aufregendes Ritual zu gestalten. Albie liebte es, etwas zuzubereiten, und bei einem Kind, das man so leicht zufriedenstellen konnte, wäre es eine Schande gewesen, ihm den Gefallen zu verweigern. Vor allem, seit sich Iso über alles ärgerte, was Eliza tat. »Sprech nicht so laut, Mama«, hatte sie neulich im Trader Joe’s gesagt. »Sprich«, hatte Eliza korrigiert und sofort ein schlechtes Gewissen bekommen, weil sie versucht hatte, ihre Tochter mit Grammatik in die Schranken zu weisen. Nicht, dass es funktioniert hätte.
    Albie nahm ihre Hand, als wäre der Weg in die Küche kilometerlang. Sie wünschte, er wäre es und Albie würde drei, vier Jahre lang dieses Alter behalten, dann ein Jahrzehnt lang neun sein und die nächsten zehn Jahre lang zehn. Aber nachdem sie Kinderliteratur studiert hatte, wusste sie, dass es keinen Zauber gab und keine Magie, die ein Kind ein Kind bleiben ließ oder es vor der Welt beschützte. Beinahe immer fingen die Probleme sogar damit an, dass die Eltern klüger sein wollten als das Schicksal. Bleib auf dem Weg. Berühre nicht die Spindel. Sprich nicht mit Fremden. Pflücke nicht die Rose.

Kapitel 8
    1985
    Dieses Mal war er zu weit gegangen, buchstäblich. Er war Mittwochmorgen aufgebrochen, ohne besonderen Plan, wie er sich sagte, und immer weitergefahren, bis sich die Landschaft verändert und ihn plötzlich die Zivilisation angesprungen hatte. Jetzt würde er es auf keinen Fall mehr pünktlich zum Abendessen nach Hause schaffen. Und überall waren Mädchen, aber nie allein; sie waren in Gruppen, in Scharen unterwegs. Als er an einem Einkaufszentrum hielt, wurde ihm vom Anblick der vielen Mädchen

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