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Denn mein ist deine Seele: Psychothriller (German Edition)

Denn mein ist deine Seele: Psychothriller (German Edition)

Titel: Denn mein ist deine Seele: Psychothriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Lippman
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und versuchte zu erraten, wann ein streichelnder Finger die Armbeuge erreichte. Je nachdem, wo er landete, war man entweder sexbesessen oder frigide. Alle protestierten kreischend, wenn bei ihnen sexbesessen herauskam, dabei war das natürlich das eigentliche Ziel.
    Bei Elizabeth hatte das Ergebnis immer frigide gelautet, weil sie weit vor der Armbeuge Stopp gesagt hatte.
    Mit vollem Tank fuhren sie weiter. Eine Stunde später bat sie ihn, zur Toilette gehen zu dürfen. Sie rechnete damit, dass er mit ihr schimpfen würde, wie ihr Vater es sonst tat, weil sie nicht an der Tankstelle gefragt hatte. Aber er seufzte nur und sagte: »Na gut, ich suche eine Stelle, wo du ungestört bist.«
    Es dauerte einen Moment, bis sie begriff, was er meinte.
    »Kann ich nicht einfach bei einer Tankstelle oder einem Burger-Laden gehen? Oder in einem Restaurant?«
    »Nein«, antwortete er. »Davon halte ich nichts.« Wie sie schon merkte, war das seine Art. Er sagte Nein, aber im Gegensatz zu ihren Eltern nannte er keine Begründung, gab ihr nicht genug Informationen, um zu diskutieren.
    »Ich bin auch brav«, sagte sie. »Ich will nicht draußen machen.«
    »Klein oder groß?«, fragte er.
    Sie wollte erst lügen, dachte dann aber, dass ihn das auch nicht umstimmen würde. »Klein.«
    »Zieh das Höschen lieber ganz aus«, sagte er. »Manche Mädchen lassen es an einem Bein, aber wenn du sauber bleiben willst, ziehst du am besten Höschen und Shorts aus und hockst dich hin. Und nimm die Füße weit auseinander.«
    Ihr wurde übel, als sie ihn das Wort Höschen sagen hörte. Sie dachte daran, was er ihr später antun würde. Sie dachte an ihre Eltern, die sich mit Vonnie zum Abendessen hinsetzten und sich fragten, wo sie blieb. Noch würden sie sich keine Sorgen machen. Im Vergleich zu den meisten Eltern, die Elizabeth kannte, waren sie gelassen und unaufgeregt. Sie vertrauten ihrer Tochter. Sie würden sich ärgern, weil Elizabeth nicht angerufen hatte, und sich eine Gardinenpredigt über Rücksichtnahme zurechtlegen und darüber, dass ihre Freiheiten auch Verantwortung mit sich brachten. Sorgen würden sie sich erst machen, wenn es dunkel wurde, und das war im August erst spät, etwa gegen acht.
    Sie legte Shorts und Unterhose ordentlich auf einen Stein, hockte sich über den Boden und urinierte weinend, dann wackelte sie mit den Hüften, um hoffentlich die letzten Tropfen abzuschütteln. Sie wollte sich nicht mit Blättern abtupfen, wie er geraten hatte. Was, wenn sie aus Versehen Giftefeu erwischte?
    »Warum weinst du?«, fragte er im Pick-up. Immerhin fesselte er sie nicht wieder.
    Als es dunkel wurde, wählte er zwischen mehreren kleinen Motels und entschied sich schließlich für einen u-förmigen Bau. »Das machen wir nicht oft«, sagte er. »Heute gönnen wir uns was, weil wir beide einen langen Tag hatten und eine richtige Matratze brauchen. Morgen besorge ich ein Zelt und Schlafsäcke.« Nachdem er im Zimmer das Bett überprüft und gesehen hatte, dass es am Boden festgeschraubt war, fesselte er sie an Händen und Füßen und steckte ihr einen Knebel in den Mund. Wieder weinte sie, die Tränen rannen zu ihren Mundwinkeln.
    »Schscht«, machte er. »Wenn ich dir irgendwann vertrauen kann, ist das nicht mehr nötig. Du musst dir mein Vertrauen verdienen, klar? Wenn du das schaffst, gebe ich dir jede Freiheit. Aber wenn du dich nicht benimmst, töte ich dich und deine ganze Familie. Ich töte deine Familie, während du zusiehst, und dann dich. Glaub nicht, das würde ich nicht tun.«
    Ihre Eltern hatten ihr Vertrauen ganz ähnlich erklärt – bis auf die Sache mit dem Töten. Sie weinte noch mehr und fragte sich, wie schlimm es werden würde. Sie kannte natürlich Geschichten über Vergewaltigungen, bei ihren Lesevorlieben sogar eine ganze Reihe. Und vor vier Jahren hatte sie zusammen mit Millionen anderer eine Folge einer Seifenoper gesehen, in der eine vergewaltigte Frau ihren Vergewaltiger heiratete. Bis dahin hatten Luke und Laura natürlich schon viel durchgemacht. Sie waren zusammen durchgebrannt, waren knapp dem Tod entronnen und sich nähergekommen. Sie waren verliebt, und Laura hatte Luke verziehen. Vonnie hatte lautstark und ausführlich erklärt, das sei totaler Mist. Aber an dem Nachmittag, an dem die Hochzeit lief, war Vonnie da und sah genauso gebannt zu wie Elizabeth und ihre Freundinnen. Sie fanden den Bräutigam nicht besonders attraktiv, aber sie verstanden, wie anziehend es wirkte, dass er seine Braut so

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