Denn mein ist deine Seele: Psychothriller (German Edition)
Hunde nie leiden.«
»Weiß ich noch.« Walter war von allen Hunden verbellt worden.
»Weißt du, welches Wort ich auch mag? Glück. Dieses Wort hatte ich im Kopf, als ich auf dein Foto gestoßen bin. In der Zeitung wurde damit beschrieben, was man auf regionalen Bauernmärkten finden kann. Wobei das Unsinn ist. Was die Erde hervorbringt, ist doch kein Glück. Manchmal hat man Pech – Dürren und Schädlinge. Aber mit Glück hat das nichts zu tun. Dann habe ich umgeblättert. Dass ich dich gesehen habe – das war Glück.«
»Und wie sieht dieses Wort für dich aus?«, fragte sie, um das Thema zu wechseln, weg von dem Augenblick, in dem er sie gefunden hatte. Sie war nicht einmal sicher, ob er diesen Sommer meinte oder den Sommer vor langer Zeit.
»Ich … na ja … ich weiß nicht, ob ich dir das sagen soll.«
»Schon gut.«
»Nein. Ich sollte vor dir keine Geheimnisse habe. Ich stelle mir Glück als eine Frau vor. Als eine grüne Frau mit Streifen.«
»Oh.«
»Ich weiß, das klingt verrückt. Tut mir leid. Diese Sache mit der Würde – darüber habe ich viel nachgedacht. Darüber, wie man würdevoll stirbt.«
»Wirklich?«
»Wir haben hier die Wahl. Giftspritze oder elektrischer Stuhl. Ich hätte mich fast für den elektrischen Stuhl entschieden. Ich wollte nicht … wegdämmern. Manche behaupten allerdings, auch die Giftspritze wäre außergewöhnlich grausam. Damit dauert es zwanzig Minuten. Wusstest du das? Erst zwanzig Minuten nach der Spritze können sie einen für tot erklären.«
»Hmmmm.«
»Eines weiß ich genau: Die Medien sollen nicht erfahren, was meine letzte Mahlzeit ist. Das darf ich geheim halten, und das werde ich auch.« Eine Pause. »Dir stehen auch Entscheidungen offen, weißt du.«
Wieder ein unverbindliches Brummen, dieses Mal mit steigender Tonhöhe, um eine Frage anzudeuten. »Hmmmm?«
»Du kannst Zeugin sein. Ohne dass es jemand weiß, die Medien müssen nichts mitbekommen.«
»Ich glaube, das möchte ich nicht, Walter.«
»Warum nicht?«
»Ich finde, das muss ich niemandem erklären. Ich will es einfach nicht.«
»Weil du gegen die Todesstrafe bist«, versuchte er sie abzuklopfen.
»Ich will das einfach nicht tun.«
»Ich habe mich für die Giftspritze entschieden, falls das einen Unterschied macht.«
»Nein, danke, Walter.« Er schaffte es wirklich, bei anderen die guten Manieren zum Vorschein zu bringen. Sie musste an Holly im Pick-up denken. Bitte, Mister, bitte.
»Wie wäre es dann, wenn du mich besuchen kommst? Solange ich lebe, meine ich, hier in Sussex I?«
»Ich glaube, das geht nicht.«
»Na ja, einfach wäre es nicht. Auf die Besucherliste für den Todestrakt schafft es fast niemand, der nicht Anwalt ist oder vielleicht Journalist. Aber ich bin mir ziemlich sicher, dass sie für dich eine Ausnahme machen.«
»Vielleicht.« Sie wollte nur sagen, dass sie vielleicht eine Ausnahme wäre, nicht, dass sie ernsthaft darüber nachdachte. Das könnte sogar die beste Vorgehensweise sein: Peter könnte sich mit dem Antrag an die Gefängnisverwaltung wenden, nach dem Motto: Knick-knack, zwinker, zwinker, wir verstehen schon, wenn Sie Nein sagen. Sollten sie doch die Bösen sein statt Eliza.
Sie erinnerte sich daran, dass Walter der Böse war.
»Ich würde mich gern persönlich bei dir entschuldigen«, sagte er. »Ich finde, am Telefon bedeutet es nicht so viel. Außerdem habe ich das Gefühl, dass du mir nicht glaubst.«
»Du hast das gut gemacht«, versicherte sie ihm. »Das war eine prima Entschuldigung.«
»Aber vergeben hast du mir nicht.«
»Ich glaube, es ist nicht an mir, dir zu vergeben.«
»Du bist der einzige Mensch, bei dem es mir wichtig wäre.« Im Hintergrund wurde geredet, ein kurzer Wortwechsel, dann meldete Walter sich wieder. »Das war’s für heute. Ich muss aufhören. Ich rufe später wieder an.«
Sie legte den Hörer auf, ließ sich nach hinten aufs Bett fallen und starrte an die Decke. Du bist der einzige Mensch, bei dem es mir wichtig wäre.
Hör auf , betete sie zur Deckenlampe, einem der altmodischen Elemente im Haus, die sie nicht erneuert hatten. Eliza mochte sie sehr, aber Peter hatte vor Kurzem mit einem Messgerät festgestellt, dass sie sich innerhalb von Minuten extrem aufheizte. Jetzt wollte er die Deckenlampe neu verkabeln oder zumindest die normale Glühbirne durch eine kühlere Leuchtstofflampe ersetzen. Aber Eliza liebte diese rosenfarbene Kugel aus Kristallglas und wollte sie auf keinen Fall austauschen oder mit einer
Weitere Kostenlose Bücher