Denn mein ist deine Seele: Psychothriller (German Edition)
wie Peter es nannte –, also gar nicht vergessen, aber ihre Gedanken drehten sich vor allem um Iso; Iso war die Gegenwart, Iso war ein Problem, das sich lösen, ändern, überwachen ließ. Walter war die Vergangenheit. Für ihn war sie nicht verantwortlich.
»Elizabeth?«
»Ja, ich bin dran.«
»Es tut mir leid. Hast du gehört, was ich sage? Es tut mir leid. Das wollte ich als Allererstes sagen, falls wir wieder unterbrochen werden.«
Mein Gott , dachte Eliza. Hoffentlich werden wir nicht wirklich wieder unterbrochen. Sie hatte das Gefühl, in ihrem Leben sei die Quote für Aufregung schon für die nächsten zehn Jahre erfüllt. Eine einzige Sorge mehr – ein Anruf von einer Nachbarin, dass Reba ausgebüxt sei, oder auch nur ein Motorgrummeln beim Subaru – könnte sie abstürzen lassen.
»Es tut mir alles so leid. Es tut mir leid, dass ich dich entführt habe. Es tut mir leid, wie ich dich am Anfang behandelt habe, als ich dich dazu bringen wollte zu tun, was ich will, als ich gedroht habe, deiner Familie all diese schrecklichen Dinge anzutun. Am meisten tut mir leid, was in der letzten Nacht passiert ist.«
»Was passiert ist?« Sie wiederholte nur seine Worte, um dem Euphemismus zu widersprechen.
»Als ich … der Sex.« Offensichtlich hatte er ihren Tonfall falsch gedeutet.
»Die Vergewaltigung.«
»Ja«, flüsterte er bedrückt. »Es tut mir leid, dass ich dich vergewaltigt habe. In gewisser Weise tut mir das mehr leid als alles andere, was ich getan habe.«
Sie saß auf der Bettkante und betrachtete die Steppdecke, die Laken, die Zierkissen, alle neu. Peter, der weit herumreiste, hatte sich teure Wäsche für ihre Betten gewünscht, Frette oder sogar Pratesi. Eliza hatte widersprochen, weil ihr Bett auch für die Kinder einladend bleiben sollte, die immer noch kleckerten und vergaßen, die Kappen auf ihre Stifte zu stecken. Diesen Stilmix aus gestreifter Bettwäsche und wild gemustertem Quilt hatte sie sorgfältig in einem Katalog ausgesucht. Auf den Bettrüschen fand man schon einen Fleck, wenn man genau hinsah, und die Ecke eines Zierkissens war mit Tinte beschmiert, allerdings weil Peter im Bett gearbeitet hatte. Egal wie viel Geld Peter verdiente oder wie groß Iso und Albie wurden, sie wären nie die richtige Familie für Frette-Bettwäsche.
»Elizabeth?«
Wieder dieses Nachfragen, beinahe schon ein Befehl. Wie konnte er es wagen? Was erwartete er denn? Sollte sie sagen, das sei schon in Ordnung? Sie würde ihm verzeihen? Das war nicht Albie, der mit den Handtüchern aus dem Gästebad Reba die matschigen Pfoten abgetrocknet hatte, ein gedankenverlorener, gut gemeinter Fehltritt. Es war nicht einmal Iso, der man subtiles Mobbing vorwarf.
»Danke«, antwortete sie. »Das hast du vorher nie gesagt.«
»Ich habe ja nie mit dir sprechen können.«
»Ich meinte in anderen Situationen. Du hast nie darüber geredet.«
»In anderen Sit… – ach, bei Interviews. Also hast du sie gelesen?«
»Manche.« Dabei hatte sie das tunlichst vermieden, bis sie vor einem Monat alles verschlungen hatte, um herauszufinden, wie Walter es wieder in ihr Leben geschafft hatte.
»Es fällt mir schwer, das zuzugeben, aber laut meinem Anwalt durfte ich über nichts reden, was nicht in der Anklage stand. Nicht einmal zu meiner Verteidigung.«
»Die anderen Mädchen«, sagte sie, weil sich ihr Beschützerinstinkt ihren kleinen Geistern gegenüber meldete.
»Über die anderen Dinge, die man mir vorgeworfen hat, habe ich nie etwas gesagt. Nicht einmal zu dir, nicht einmal, als ich … dir Angst machen wollte.«
»Nein, das hast du nicht. Aber nach allem, was ich gelesen habe, ist doch klar …«
»Und was du über dich gelesen hast – war das wahr, Elizabeth?«
Das war ein Argument, aber ein unfaires, wie Eliza fand. Sicher, Jared Garrett hatte, scheinbar ohne Fakten, über Walters sexuelle Vorlieben spekuliert. Er hatte Fragen nach vorzeitigem Samenerguss, Nekrophilie und Pädophilie aufgeworfen. Einen verurteilten Mörder konnte man schließlich nicht verleumden.
Aber für Eliza sollten andere Maßstäbe gelten. Oder nicht?
»Dass du nicht über Verbrechen reden willst, die nicht in deiner Anklage standen, kann ich verstehen.«
»Es gab eine Phase«, sagte Walter, »in der sie mir alle ungelösten Mordfälle von South Carolina bis Pennsylvania anhängen wollten. Mein Vater musste meinen Arbeitsplan bezeugen, sie sind seine ganzen Unterlagen durchgegangen.«
»Kann sein, aber es werden immer noch viele
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