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Denn mein ist deine Seele: Psychothriller (German Edition)

Denn mein ist deine Seele: Psychothriller (German Edition)

Titel: Denn mein ist deine Seele: Psychothriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Lippman
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Mädchen vermisst … eines war aus Point of Rocks.«
    »Das war nur ein Ort auf der anderen Flussseite, Elizabeth, mehr nicht. Elizabeth …« Sie wünschte, er würde nicht ständig ihren Namen wiederholen; dadurch klang er wie ein Vertreter oder als hätte er gerade Dale Carnegie gelesen. »Über diese ganzen Sachen will ich nicht reden, wirklich nicht. Ich habe angerufen, weil ich dir sagen wollte, dass es mir leidtut, was ich dir angetan habe. Das ist lange überfällig.«
    Und längst nicht genug , dachte Eliza. Was hatte sie erwartet? In ihren Augen setzte Walter mit diesem neuen Kontakt seine Verbrechen von damals fort, statt ihnen etwas entgegenzusetzen. Wieder hielt er sie gefangen, wieder verletzte er sie. Trotz seines Briefes hatte sie eigentlich nicht mit einer Entschuldigung gerechnet, und doch hatte er sich entschuldigt, klar und eindeutig. Was erwartete er im Gegenzug? Was hatte er verdient?
    Als Iso klein gewesen war, hatte sie bald gelernt, »’tschuldigung« zu lispeln, während sie gleichzeitig mit dem weitermachte, wofür sie sich entschuldigte. Albie war im Gegensatz dazu beinahe schon zu reumütig, er grübelte über seine Missetaten noch nach, wenn ihm längst vergeben war. Vor etwa zehn Jahren hatte Peter für einen Text über das Wesen der modernen Entschuldigung eine Reihe von echten und nicht ganz so echten Entschuldigungen aufgereiht – das öffentliche Eingeständnis der Regierung bezüglich der Tuskegee-Syphilis-Studie, die weitschweifige Erklärung eines Baseballspielers, der einen Schiedsrichter angespuckt hatte, die anhaltende Diskussion über Entschädigungszahlungen für die Sklaverei. Das musste sogar etwa zur gleichen Zeit gewesen sein, als Iso durch ihren kleinen Bungalow in Houston raste, ihr »’tschuldigung« verstreute, als sei es Konfetti, und eine Schneise der Verwüstung hinterließ, die Eliza beseitigen durfte. Sie hatten ihren Kindern so gut wie möglich beigebracht, wie wichtig echte Reue war und was es hieß, »Es tut mir leid« zu sagen und auch zu meinen.
    Mit dem Thema Vergebung hatten sie sich nicht so lange aufgehalten, wie Eliza jetzt klar wurde. Sie hatten ihren Kindern gesagt, dass man jemandem vergeben müsse, wenn er oder sie eine böse Tat aufrichtig bereute. Innerhalb einer Familie stimmte das normalerweise. In einer Familie musste man einander vergeben. (Wobei Jo in Betty und ihre Schwestern – noch ein großartiges Kinderbuch – ihrer Schwester Amy nicht hätte verzeihen müssen, dass sie Jos Manuskript verbrannt hatte; und Amy beinahe sterben zu lassen hatte Eliza immer etwas plump von Louisa May Alcott gefunden.) Andererseits – wenn man jemandem nicht vergab, verlor man diesen Menschen dann in gewisser Weise nicht für immer? Und was wäre besser, als Walter auf diese Weise zu verlieren? Niemand konnte von ihr verlangen, ihm zu vergeben. Oder?
    »Ich weiß das zu schätzen. Es ist gut, dass du es geradeheraus sagst, ohne herumzuschwafeln wie ein Politiker.«
    »Herumschwafeln. Gefällt mir. Du konntest dich immer gut ausdrücken.«
    Ach ja? Nein, hätte Eliza fast gesagt, Vonnie konnte das, als Autorin und Debattierstar. Sie konnte mit Sprache umgehen und ordentlich reden, aber kreativ war sie nicht. Sie buhlte generell nicht um Komplimente, und sie hätte sich niemals, unter keinen Umständen, ein Lob von Walter erschleichen wollen. Trotzdem hörte sie sich wehmütig sagen: »So habe ich mich nie gesehen.«
    »Na ja, du hast nicht ständig geredet. Gott sei Dank nicht. Aber du hattest eine interessante Art, mit Wörtern umzugehen. Als ich dich getroffen habe, war ich nicht gerade eine Leseratte, aber hier drin bin ich es geworden, und jetzt sind Wörter für mich wirklich real. Sie haben, wie soll ich sagen, Formen. Und Farben. Einige sind einfach richtig für das, was sie ausdrücken. Würde, zum Beispiel. Würde ist wie … eine alte Katze auf der Fensterbank, mit angezogenen Pfoten.«
    Sie hätte ihm gerne widersprochen. Sie wollte mit Walter nichts gemein haben. Aber auch sie sah Wörter auf diese Art, sein Ansatz war richtig.
    »Das ist ein gutes Bild«, sagte sie. »Katzen strahlen Würde aus, während Hunde …«
    Sie unterbrach sich. Was sie über Hunde wusste, hatte sie Reba abgeschaut, die keine typische Vertreterin ihrer Art war. Außerdem würde sie mit Walter genauso wenig über Reba sprechen wie über ihre Kinder oder ihren Alltag. Es war Elizabeth, die mit Walter sprach, als Erwachsene, aber immer noch Elizabeth.
    »Ich konnte

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