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Denn mein ist deine Seele: Psychothriller (German Edition)

Denn mein ist deine Seele: Psychothriller (German Edition)

Titel: Denn mein ist deine Seele: Psychothriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Lippman
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zurückgekehrt war und sich an den Wochenenden Häuser angesehen hatte.
    »Das viktorianische Haus, das dir gefallen hat, ist in der Nähe von Point of Rocks – na ja, im Nachbarbezirk«, hatte er ihr über Skype erzählt. »Es liegt eine Stunde außerhalb der Stadt, aber an der Pendlerstrecke, und es ist da oben wirklich hübsch. Viele Leute machen das so. Ich dachte nur …«
    »Du dachtest, ich würde mich da nicht wohlfühlen. Wegen des Sommers, als ich fünfzehn war.« Sie sahen sich an, aber irgendwie auch aneinander vorbei. Damit kam sie bei Skype nie ganz klar.
    »Ja.«
    »Ich weiß nicht, vielleicht doch. Aber wenn du pendeln würdest, wie wäre es dann mit Roaring Springs, wo ich aufgewachsen bin?«
    »Auf dieser Strecke verkehren die Züge nicht lange genug, Schatz. Und wir bräuchten zwei Autos, weil ich zum Bahnhof fahren müsste.«
    »Oh.« Sie wusste immer noch nicht, warum Point of Rocks nach wie vor im Rennen war, Roaring Springs aber nicht. Würde er da nicht auch zum Bahnhof fahren müssen? »Mir wäre es jedenfalls lieber, wenn du nicht so weit pendeln müsstest. Vielleicht können wir uns etwas näher an der Stadt leisten. Mit einer Bahnstrecke in der Nähe, das fände ich am besten.«
    Sie konnten, gerade eben, also taten sie es, und damit war alles beschlossen.
    »Diese blöde Party«, sagte er jetzt, während er noch den Brief betrachtete. »Du wolltest nicht mal hingehen. Ich wäre nie darauf gekommen, dass wir uns um so etwas Gedanken machen müssen.«
    »Ich ehrlich gesagt auch nicht. Ich wollte nicht zu der Party gehen, weil ich, na ja, weil ich einfach nicht hinwollte. Ich hätte nie gedacht … er hat in den ganzen Jahren kein einziges Mal versucht, Kontakt zu mir aufzunehmen, auch nicht zu meinen Eltern oder zu Vonnie, und sie sind viel leichter zu finden, weil sie immer noch Lerner heißen. Nachdem ich deinen Namen angenommen habe und wir umgezogen sind, erst nach Houston, dann nach London …«
    Peter schenkte sich ein Glas Weißwein ein, von dem Eliza nippte. Das tat sie immer mal wieder, aber selbst seit Peter auf bessere Weine umgestiegen war, fand sie den Geschmack säuerlich und herb. Sie zog Albies Cocktail aus Fruchtpunsch und Mineralwasser vor.
    »Er sitzt also in der Todeszelle, liest den Gesellschaftsteil im Washingtonian …«
    »Fast schon witzig. Aber eben nur fast.«
    »Willst du ihm antworten?«
    Sie hatten im Wohnzimmer an den gegenüberliegenden Enden des Sofas gesessen, Elizas Füße auf Peters Schoß. Jetzt stellte sie sein Weinglas auf einen Untersetzer, damit es keine Ringe machte, und kuschelte sich an ihn, obwohl es im Zimmer sehr warm war und die Klimaanlagen an den Fenstern brummten. Wieder dachte sie an das Haus in Roaring Springs, das nur mit Fensterventilatoren kühl geblieben war, selbst in den heißesten Sommernächten. Erderwärmung? Ein trügerisches Gedächtnis? Beides?
    »Ich weiß es nicht. Schon das beunruhigt mich. Ich sollte erschüttert sein oder wütend. Das bin ich auch. Aber vor allem fühle ich mich bloßgestellt. Als würde jetzt jeder Bescheid wissen, als würden mich die Leute morgen anders ansehen, wenn ich das Haus verlasse.«
    Peter sah zu dem Brief hinüber. Er lag auf der Truhe, die sie als Couchtisch benutzten. »Die Kinder hat er nicht erwähnt.«
    »Nein. Er weiß nur, dass ich mit einem bekannten Mann verheiratet bin und ein grünes Kleid habe. Aber der Brief wurde an unsere Adresse geschickt, Peter, von einem Postfach in Baltimore aus. Jemand hat das für ihn gemacht. Es weiß noch jemand Bescheid.«
    »Wahrscheinlich eine Frau. Eine Frau mit einem violetten Stift. Walters Schwester?«
    »Das glaube ich nicht. Seine Familie hat nach der Verhaftung im Grunde jeden Kontakt abgebrochen. Sie hat nicht einmal die Verhandlungen besucht.«
    Sie drückte das Gesicht gegen seinen Hals. Er duftete nach einem Aftershave, das für Eliza besonders britisch roch, frisch und nach Zitronen. Sie wusste nicht, wo es hergestellt wurde, nur dass Peter es seit der Zeit in London trug. Sie betrachtete diese Jahre als Reifezeit, in der sie erwachsen geworden waren, obwohl ein Paar in den Dreißigern mit kleinen Kindern eigentlich viel weiter hätte sein sollen. Ihr Selbstbild war immer von Peters Arbeitsstellen geprägt worden. Während er als Journalist für den Houston Chronicle gearbeitet hatte, waren sie sich jung und unkonventionell vorgekommen, ihr Leben hatte etwas Ungeplantes, Chaotisches gehabt, bis hin zu ihrem abgedrehten kleinen Haus in

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