Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Denn nie bist du allein - Crombie, D: Denn nie bist du allein - In a Dark House

Denn nie bist du allein - Crombie, D: Denn nie bist du allein - In a Dark House

Titel: Denn nie bist du allein - Crombie, D: Denn nie bist du allein - In a Dark House Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie
Vom Netzwerk:
aufzutreiben?«
    Kincaid sah sie entgeistert an. »Erpressung. Mensch, Gemma!«
    »Es könnte ein Versuch sein, Yarwoods Spielschulden einzutreiben. Diese Leute – wer auch immer es ist, bei dem er in der Kreide steht – haben Chloe in das Lagerhaus gelockt, ihr ordentlich Angst gemacht und dann das Haus in Brand gesteckt, um zu demonstrieren, wie ernst sie es meinen.«
    Nach kurzem Überlegen erwiderte Kincaid: »Das klingt ganz plausibel, bis auf zwei Punkte: Yarwoods Exfrau, die nun wirklich nichts Nettes über ihn zu sagen hat, schwört Stein und Bein, dass er sich niemals mit Glücksspiel abgeben würde. Und …«
    »Die Leiche.« Gemma verdrehte entnervt die Augen und rieb sich das Gesicht. Sie bekam allmählich Kopfschmerzen. »Das erklärt nicht, wie die Leiche dorthin kommt, ob es nun Laura Novak ist oder nicht. Und nichts von alledem hilft uns weiter bei der Suche nach Elaine Holland und Harriet Novak.«
    »Hast du aus Fanny Liu irgendetwas herausbekommen können?«

    »Nein. Sie war zu schockiert. Ich bin mir nicht sicher, ob sie das, was ich ihr über Harriet gesagt habe, überhaupt richtig aufgenommen hat. Winnie hat versprochen, bei ihr zu bleiben.«
    »Ich werde mich morgen noch einmal mit Ms. Liu unterhalten«, sagte er. »Und mit Tony Novak – und mit Yarwood, falls wir ihn noch finden.«
    »Viel Zeit wird dir nicht bleiben.« Der Gedanke an die Anhörung vor dem Jugendgericht hing wie ein dunkler Schatten über allem, was sie dachte, und sie spürte, wie ihr Magen sich zusammenkrampfte.
    »Ich weiß.« Er fasste ihre Schulter und drehte sie zu sich um. Das vom Fluss reflektierte Licht ließ seine Augen schiefergrau erscheinen. »Es wird alles gut werden«, sagte er. Sie wusste nicht, ob er sie beruhigen wollte oder doch eher sich selbst. In der Ferne begann eine Sirene zu heulen, dann noch eine zweite. Nach einigen Sekunden wurde das Geräusch schwächer und verstummte schließlich ganz.
     
    Fanny Liu saß in eisigem Schweigen da, während das Licht allmählich schwächer wurde und das grüne Zimmer in ein fahles Grau tauchte. Sie schien die Fragen nicht zu hören, die Winnie ihr mit leiser Stimme stellte, oder zu spüren, wie Winnie ihr die Hände rieb, um sie zu wärmen, oder die Annäherungsversuche ihres Katers Quinn zu bemerken, der sie immer wieder schnurrend mit dem Kopf anstieß.
    Winnie schaltete das Licht ein und entzündete ein paar Kerzen in der Hoffnung, zumindest den Anschein von Normalität wiederherzustellen. Dann machte sie sich eine Tasse Tee, um wenigstens ihre eigenen Hände wärmen zu können, wenn es ihr schon bei Fanny nicht gelingen wollte. Sie setzte sich neben Fannys Rollstuhl und sah, wie sich ihr vom Kerzenschein erhelltes Gesicht in der dunklen Fensterscheibe spiegelte.
    Das Gebet kam ihr in den Sinn, ohne dass sie bewusst daran
gedacht hätte. Sie hatte es seit ihrer Priesterweihe jeden Abend gesprochen, und inzwischen war es für sie so natürlich geworden wie das Atmen. Während sie sich im Geist die Worte vorsagte, hörte sie plötzlich das gedämpfte Auf und Ab ihrer eigenen Stimme und merkte, dass sie laut betete.
    »Lieber Jesus, wache über jene, die heute Nacht arbeiten, wach sind oder weinen, und vertraue deinen Engeln jene an, die schlafen. Sorge für die Kranken, Herr Jesus, schenke den Ermatteten Ruhe, segne die Sterbenden, tröste die Leidenden, hab Erbarmen mit den Betrübten, schütze die Frohen und alle anderen um deiner Liebe willen. Amen.«
    Als sie geendet hatte, schien die Stille noch tiefer als zuvor. Fanny saß mit geschlossenen Augen da, ihr Gesicht so blass und eingefallen, dass Winnie allmählich glaubte, einen Arzt holen zu müssen. Doch ehe sie aufstehen konnte, sprang der Kater plötzlich auf ihren Schoß. Sie streichelte ihn ein paarmal und setzte ihn dann auf den Boden, und als sie wieder zu Fanny aufblickte, sah sie, dass ihre Wangen nass waren, ihre Augen weit offen.
    Anfangs saß Fanny noch stumm da, während ihr die Tränen über die Wangen rannen, als sei ihr gar nicht bewusst, dass sie weinte. Und dann begannen ihre Mundwinkel zu zucken, ihre Schultern zitterten, und der ganze Schmerz des Verlusts brach aus ihr heraus.
    Winnie rückte ihren Stuhl so nahe heran, wie es nur ging, und schlang die Arme um Fannys schmächtige Schultern. »Ja, weinen Sie sich nur richtig aus«, flüsterte sie. »Es wird wieder gut, es wird alles wieder gut.«
    »Wie konnte sie das nur tun?«, stieß Fanny halb erstickt hervor. »Wie konnte sie mich nur

Weitere Kostenlose Bücher