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Denn nie bist du allein - Crombie, D: Denn nie bist du allein - In a Dark House

Denn nie bist du allein - Crombie, D: Denn nie bist du allein - In a Dark House

Titel: Denn nie bist du allein - Crombie, D: Denn nie bist du allein - In a Dark House Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie
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es Mut, Kaltblütigkeit und Geschick, aber er besaß alle diese Eigenschaften, und er war mehr als bereit für die Herausforderung. Seit dem Brand des Lagerhauses
in der Nacht von Donnerstag auf Freitag hatte er nur noch unruhig geschlafen, während die Bilder der lodernden Flammen und die Schreie der Feuerwehrleute in seinem Hirn gespukt hatten.
    Es hatte ihm einen Genuss bereitet, den er in dieser Intensität noch nie gekannt hatte, und dennoch war ein winziger Dorn der Unzufriedenheit in seinem Fleisch zurückgeblieben. Er hatte die offene Flamme des Feuerzeugs an die Möbel gehalten, o ja – aber was ihm gefehlt hatte, das war die sorgfältige Planung und Vorbereitung, die seinen anderen Feuern vorangegangen war; es war wie ein Orgasmus ohne Vorspiel gewesen. Jetzt wusste er, dass das Feuer von Anfang bis Ende sein Werk, seine Schöpfung sein musste, und der unbändige Wunsch, beim nächsten Mal alles richtig zu machen, trieb ihn an wie ein quälender Juckreiz unter der Haut.
    Hier jedoch hatte er von Anfang an alles ganz genau bedacht. Er kannte das Gebäude, weil er vor ein paar Jahren einmal bei einem Job dort zu tun gehabt hatte, und damals hatte er es sich gleich in dem Stadtplan vorgemerkt, den er stets im Kopf bei sich trug. Es war ideal – ein leer stehendes viktorianisches Lagerhaus, weit genug von allen Durchgangsstraßen entfernt. Das machte es nicht nur unwahrscheinlicher, dass er gesehen wurde, es bedeutete auch, dass es länger dauern würde, bis das Feuer gemeldet wurde. Und das Allerbeste: Er wusste, dass es in dem Gebäude einen illegalen Propangastank gab. Er musste nur die Pappkartons anzünden, die sich im Erdgeschoss angesammelt hatten, und das Lagerhaus würde brennen wie Zunder.
    Sie würden kommen, die Feuerwehrmänner – die Feuerwehr leute , korrigierte er sich und verzog verächtlich den Mund angesichts der politisch korrekten Bezeichnung -, wie kleine Götter würden sie anrücken mit ihren Jacken, Helmen und Stiefeln, und er würde es ihnen zeigen.
    Er dachte an das Foto, das auf seinem Nachttisch stand, eine vergilbte Schwarzweißfotografie eines viktorianischen Feuerwehrzuges, alles Männer aus Southwark, in voller Montur. Für heutige Augen mochten sie etwas Operettenhaftes an sich haben, mit ihren üppigen Schnauzbärten, den spitzen Helmen und den Promenadenmischungen auf dem Schoß, aber das waren noch echte Feuerwehrmänner gewesen,
die echte Feuer bekämpft hatten. Helden. Sie waren Helden gewesen, wie es sie bei der Feuerwehr schon lange nicht mehr gab und auch nie mehr geben würde.
    Sie hatten den Rauch ein- und ausgeatmet wie Drachen, und sie hatten das Feuer mit den bescheidenen Mitteln besiegt, die ihnen zur Verfügung standen. Und wenn bisweilen das Feuer den Sieg über sie davongetragen hatte, war das keine Schande gewesen.
    Er trat aus dem Schatten heraus, überquerte die menschenleere Straße und öffnete vorsichtig die Tür des Lagerhauses. Die Vorhängeschlösser hatte er schon am Vorabend auf dem Heimweg von der Arbeit aufgebrochen und darauf gesetzt, dass der Schaden an einem Sonntag nicht bemerkt würde. Er blickte sich in dem weiten, kahlen Raum um, platzierte den Karton mit den Chipstüten, die er eigens zu diesem Zweck gesammelt hatte, in der Mitte und zog das Feuerzeug aus der Hosentasche.
    O ja, sie würden kommen, diese großartigen neuen Feuerwehrleute, wie kleine Götter in ihrer Arroganz – und dann würden sie davonrennen wie die Ratten.
     
    Kincaid wartete auf der Terrasse des Anchor auf sie; er lehnte am Geländer und blickte auf die Themse hinaus. Es war immer noch so schwül und drückend, und nun schienen Wasser, Himmel und die Skyline der City auf der anderen Flussseite ineinander zu fließen wie auf einem Gemälde von William Turner mit verblassten Farben.
    »Samuel Pepys hat von hier aus die brennende Stadt beobachtet, hast du das gewusst?« Er zeigte über den Fluss auf die City, als Gemma zu ihm trat.
    »Vom Anchor aus?«
    »Ich glaube, das Anchor wurde erst rund ein Jahrhundert nach der großen Feuersbrunst erbaut. Aber jedenfalls hier vom Southwark-Ufer aus. Es muss ein erschreckender Anblick gewesen sein, aber irgendwie auch aufregend«, fügte er hinzu, den Blick auf einen Punkt in weiter Ferne gerichtet.

    Gemma hatte im Moment keinen Nerv für müßige Spekulationen über historische Feuersbrünste. Es gab konkretere Probleme, mit denen sie sich befassen mussten. »Ich habe mit den Kindern telefoniert«, sagte sie und nahm das

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