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Denn nie bist du allein - Crombie, D: Denn nie bist du allein - In a Dark House

Denn nie bist du allein - Crombie, D: Denn nie bist du allein - In a Dark House

Titel: Denn nie bist du allein - Crombie, D: Denn nie bist du allein - In a Dark House Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie
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Fenster von links. Da war ein Gesicht.«
    Rose sah hin, konnte aber nichts erkennen, nur dichten Rauch.
    »Personen im Gebäude gemeldet«, sprach Wilcox in sein Funkgerät. »Schicke einen Trupp rauf.« Er wandte sich an Rose und Bryan. »Der Leitertrupp entlüftet gerade das Dach. Ihr zwei müsst rauf und nachsehen.«
    Bryan warf ihr noch einen kurzen Blick zu und grinste über beide Ohren, und dann setzten sie sich gleichzeitig in Bewegung, fuhren die Leiter aus und stiegen mit dem Schlauch hinauf, Rose voran. Sie registrierte noch erleichtert, dass die
Spannungen zwischen ihnen verflogen waren, und dann dachte sie nur noch an die Aufgabe, die vor ihr lag.
    Als sie das Fenster erreicht hatte, hielt sie sich am Rahmen fest und setzte sich rittlings auf die Fensterbank, um innen mit dem Fuß nach dem Boden zu tasten. Sie spürte die Hitze des Holzes durch ihren Handschuh, aber im Raum waren keine Flammen zu sehen, nur überall der dichte, ölige Rauch.
    »Okay«, sagte sie, als ihr Fuß auf festem Untergrund landete. Sie schwang das andere Bein hinüber und tastete sich langsam vor. Mit der Stiefelspitze prüfte sie den Boden, während sie sich weiter mit der einen Hand am Fensterrahmen festhielt und die andere tastend ausstreckte, wie jemand, der mit verbundenen Augen ein Zimmer in einem fremden Haus erkundet.
    Falls jemand am Fenster gewesen wäre, hätte sie erwartet, die Person zusammengesunken darunter vorzufinden, aber sie fühlte nur festen Boden. Bryan stieg hinter ihr durchs Fenster und stieß gegen sie, als er in die Hocke ging, um den Schlauch auf seinem Knie zu stabilisieren. Er gab zwei Wasserstöße ab, und diesmal hatte sie tatsächlich das Gefühl, dass die Temperatur sank.
    »Ist da jemand?«, rief Bryan. Die Maske dämpfte seine Stimme.
    Rose lauschte angestrengt, doch sie hörte nichts als das Knacken und Zischen des Feuers.
    Bryan richtete sich auf, gab noch einen Stoß ab und trat einen Schritt vor. Rose spürte plötzlich ein Vakuum an ihrer Seite, gleichzeitig hörte sie einen Schrei, der jäh abbrach. Instinktiv streckte sie den Arm nach der Stelle aus, wo Bryan noch einen Moment zuvor gestanden hatte, und hätte fast das Gleichgewicht verloren, als sie ins Leere griff.
    »Bryan!« Sie fiel auf die Knie und rutschte Zentimeter um Zentimeter vorwärts, während sie beide Arme vor sich ausstreckte und im dichten Rauch kreisende Bewegungen vollführte.
Als ihr Knie gegen etwas Festes stieß, atmete sie erleichtert auf, doch ihre Finger ertasteten nicht etwa ein Bein, sondern nur die runde Kontur des unter Druck stehenden Schlauchs.
    »Bryan!«, rief sie noch einmal. Die Panik schnürte ihr fast die Kehle zu. Sie fuhr mit den Händen am Schlauch entlang, bis sie das Strahlrohr gefunden hatte, dann strich sie mit den Händen über den Boden davor. Er musste irgendwo mit dem Fuß hängen geblieben und hingefallen sein, aber sie musste ihn finden, dann konnte sie ihn hier herausholen.
    Sie versuchte, ruhig nachzudenken und regelmäßig zu atmen. Sie konnte es sich nicht leisten, ihre ganze Luftreserve aufzubrauchen. Eine Hand zur Orientierung an das am Boden liegende Strahlrohr gelegt, kroch sie weiter und klopfte mit der freien Hand den Boden ab. In ihrem Headset hörte sie undeutlich eine Stimme rufen, doch sie ignorierte sie. Ihre ganze Welt verengte sich auf ihre Fingerspitzen, mit denen sie durch den Handschuh hindurch den Boden abtastete.
    Und dann war urplötzlich kein Boden mehr da. Instinktiv zuckte sie zurück, dann fühlte sie erneut. Nichts. Sie bewegte die Hand nach links und berührte die harte Kante des Fußbodens, dann streckte sie die Hand wieder aus. Nichts. Auf der anderen Seite war es das Gleiche. Vor ihr, so weit ihr ausgestreckter Arm reichte, klaffte ein Loch im Boden.
    »Bryan!«, schrie sie, doch aus ihrer Maske schlug ihr nur das Echo ihrer eigenen Stimme entgegen.
    Sie packte die Kante des Abgrunds mit beiden Händen, beugte sich vor und schrie und schrie, bis von hinten starke Arme sie umfassten und wegzerrten.

15
    O Captain Shaw,
Du Muster heimlich-wahrer Liebe!
Eilte die Feuerwehr
Mit Pumpen und Schläuchen her,
Könnt’ sie löschen die Glut meiner Triebe?
    Gilbert und Sullivan, Iolanthe (1882)
     
     
     
    Jedes Mal, wenn Harriet die Augen zumachte, schien die Dunkelheit sich wie ein erdrückendes Gewicht auf ihre Lider zu legen, und so starrte sie unentwegt das etwas blassere Rechteck an, von dem sie wusste, dass es das Fenster war. Sie hatte keine Ahnung, wie

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