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Denn nie bist du allein - Crombie, D: Denn nie bist du allein - In a Dark House

Denn nie bist du allein - Crombie, D: Denn nie bist du allein - In a Dark House

Titel: Denn nie bist du allein - Crombie, D: Denn nie bist du allein - In a Dark House Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie
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in dem Glauben lassen, dass sie mich liebte?«
    Darauf hatte Winnie keine Antwort parat. Sie konnte nur weiter Fannys Rücken tätscheln, und als ihr krampfhaftes Schluchzen sich etwas gelegt hatte, zog Winnie ein sauberes
Taschentuch aus ihrer Westentasche und lehnte sich zurück, während Fanny sich die Nase putzte.
    »Ich glaube«, sagte Winnie, als Fanny mit roten, verquollenen Augen zu ihr aufblickte, »ich glaube, dass sie selbst einen großen Schmerz in sich getragen hat. Ich weiß, dass es Menschen gibt, die einfach nur bösartig sind, die anderen aus purem Vergnügen wehtun … aber weil Elaine sonst auf so vielfältige Weise gut zu Ihnen war, kann und will ich das, ehrlich gesagt, von ihr nicht glauben. Sie hat Ihnen doch erzählt, ihre Mutter habe Selbstmord begangen und ihr Vater sei an einer Krankheit gestorben, als sie noch sehr jung war, nicht wahr? Das könnte doch …«
    »Sie hat vieles gesagt, was sich hinterher als Lüge herausgestellt hat«, gab Fanny zurück. »Warum sollten wir ausgerechnet das glauben?«
    »Warum hätte sie denn lügen sollen? Es sei denn … Es sei denn, es gibt da noch ein viel schlimmeres Geheimnis – etwas, worüber sie einfach nicht reden konnte -, etwas, was sie vielleicht gar aus ihrem Gedächtnis verdrängt hat.« Winnie schüttelte den Kopf. »Wir tappen leider völlig im Dunkeln, Fanny, und vielleicht werden wir die Wahrheit nie erfahren.«
    »Ein bisschen kann ich sie ja verstehen, was die Affäre mit diesem Arzt betrifft. Ich meine, es ist doch normal, dass Leute Affären haben … Und es ist schließlich auch nicht so, als ob wir so etwas wie eine … körperliche Beziehung gehabt hätten.« Fanny wandte das Gesicht ab, als ob sie sich schämte, es ausgesprochen zu haben. »Es war nur so, dass ich das eine oder andere vielleicht … falsch interpretiert habe … Aber warum … Warum hätte sie ein Kind entführen sollen?«
    »Hat Elaine sich denn Kinder gewünscht?« Winnie hatte es in ihrer Arbeit als Seelsorgerin schon erlebt, dass Frauen – ob verheiratet oder nicht – in einem bestimmten Alter einen so heftigen Kinderwunsch entwickelten, dass sie zu keiner vernünftigen Überlegung mehr fähig waren. Es war ein Gedanke,
den sie stets im Hinterkopf behalten hatte, ein Strohhalm, an den sich ihre ganze Hoffnung für Harriet Novak klammerte.
    »Nein«, flüsterte Fanny, und das kurze Aufflackern, das ihre Züge belebt hatte, war schon wieder im Verlöschen begriffen. »Nein. Sie hat sich nie etwas aus Kindern gemacht.«
     
    Rose saß mit Bryan und Steven Winston hinten im Löschfahrzeug. Seamus MacCauley fuhr, Brandmeister Wilcox saß vorne neben ihm. Sie spürte, wie ihr nasses T-Shirt unter der schweren Jacke an ihrem Rücken klebte. Ihre Hoffnung auf einen ruhigen Tag hatte sie bald ganz begraben müssen – es waren noch zwei weitere Bagatellfeuer hinzugekommen, eines auf einer Müllkippe, das andere in einem geparkten Auto, dazu zwei Notarzteinsätze und ein Verkehrsunfall mit einem nicht angeschnallten Kind. Es war keine Zeit geblieben, ihre Sachen nach den Einsätzen am Vormittag zu trocknen, geschweige denn nach denen des Nachmittags, und sie war auch noch nicht dazu gekommen, Brandmeister Farrell zurückzurufen. Und jetzt waren sie auf dem Weg zu ihrem nächsten Löscheinsatz.
    »Machen wir uns mal langsam fertig«, meinte Bryan. »Wir sind gleich da.« In diesem schwülwarmen Wetter schoben sie das Überziehen der Nomex-Hauben gerne bis zuletzt auf. Das hitzeabweisende Material verhinderte jegliche Luftzirkulation, sodass sie sich endgültig vorkamen wie in einem Schwitzkasten.
    Sie fuhren auf der Webber Street in Richtung Westen, dicht gefolgt vom Drehleiterwagen. In einem Lagerhaus, das ein wenig zurückgesetzt zwischen der Webber Street und der Waterloo Road lag, war ein Feuer gemeldet worden. Während sie sich die Hauben überstreiften und die Helme wieder aufsetzten, bog der Wagen um eine Kurve, und Rose sah den Rauch.
    »Junge, Junge«, stieß Steven beeindruckt hervor. Das Gebäude
war alt – neunzehntes Jahrhundert, vermutete Rose, wenn auch ohne die architektonische Eleganz des Lagerhauses in der Southwark Street – und recht heruntergekommen. Die Betoneinfassung hatte Risse, aus denen Unkraut wucherte, ein schlaffer Drahtzaun hing stellenweise bis zum Boden durch, und Fenster mit zerbrochenen Scheiben starrten sie an wie blinde Augen. Aus den Fenstern im dritten und vierten Stock quoll heftig kohlschwarzer Rauch. Es sah aus, als sei in

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