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Denn nie bist du allein - Crombie, D: Denn nie bist du allein - In a Dark House

Denn nie bist du allein - Crombie, D: Denn nie bist du allein - In a Dark House

Titel: Denn nie bist du allein - Crombie, D: Denn nie bist du allein - In a Dark House Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie
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ihrer kleinen Tochter.«
    Kincaid fiel auf, dass ihre tröstende Geste nicht erwidert wurde. Jason Nesbitt machte keine Anstalten, sich seiner Kollegin zuzuwenden, sondern saß nur da und lockerte geistesabwesend den Kragen seines Designerhemds, die Miene starr vor Schock.
    »Wir brauchen dann noch den Namen und die Adresse von Beverly Browns Mann, Telefonnummern, alles, was Sie …«, begann Kincaid, doch Kath Warren unterbrach ihn.
    »Aber wenn Laura tot ist, wo ist dann Harriet?«
    »Wir wissen es nicht«, antwortete Kincaid, doch plötzlich lenkte etwas seine Aufmerksamkeit ab. Es war das Etikett auf
einer der Akten, die Warren vom Stuhl genommen und auf der Ecke ihres Schreibtischs abgelegt hatte. Clover Howes , lautete die Aufschrift. Ein ungewöhnlicher Name. Wo hatte er ihn schon einmal gehört?
     
    Der Himmel öffnete seine Schleusen, als Gemma gerade an ihrem Wagen angekommen war, wie um einen angemessenen Kommentar zu ihrem Wortwechsel mit Kincaid zu liefern. Sie setzte sich ans Steuer und begann zu grübeln, während der Regen auf das Dach und die Windschutzscheibe niederprasselte.
    Sie war ungerecht gewesen. Das wusste sie; und sie wusste auch, dass Kincaid angesichts dieses neuen Mordfalls und der Tatsache, dass sie Harriet immer noch nicht gefunden hatten, seine ganze Konzentration dem Fall widmen musste. Trotzdem – sie hatte einfach nicht anders gekonnt.
    Verdammt, war sie denn zu gar nichts zu gebrauchen? Sie hatte bei dem vermissten sechsjährigen Mädchen versagt. Sie hatte bei Harriet Novak versagt. Sie hatte Kit heute bei der Anhörung im Stich gelassen. Und hatte sie nicht auch, so flüsterte ihr eine böse Stimme ins Ohr, ihr eigenes ungeborenes Kind im Stich gelassen? Alle versicherten ihr, dass nichts ihre Fehlgeburt hätte verhindern können, aber tief im Herzen hatte sie ihnen nie wirklich geglaubt.
    Nein! Sie hämmerte mit beiden Fäusten auf das Lenkrad ein, bis ihr die Hände wehtaten. Das hatte sie alles schon einmal durchgemacht; ein zweites Mal würde sie es nicht so weit kommen lassen.
    Und jetzt merkte sie, dass der Regen allmählich nachließ und die Wolken sich so rasch verzogen, wie sie am Himmel aufgetaucht waren. Ein paar verirrte Tropfen klatschten noch gegen die Windschutzscheibe, während bereits fahles Sonnenlicht hervorbrach. Als Gemma das Fenster herunterdrehte, roch die Luft so frisch, sauber und verheißungsvoll, dass sie
sich schämte, auch nur für einen kurzen Moment in Selbstmitleid verfallen zu sein. Sie hatte sich immer viel darauf eingebildet, dass sie nicht so schnell die Flinte ins Korn warf; jetzt war die Zeit gekommen, ihre Hartnäckigkeit unter Beweis zu stellen. Sie würde nicht aufgeben – nicht, was Kit betraf, und auch nicht, was Harriet betraf. Und es war Harriet, die ihre Hilfe in diesem Moment am dringendsten benötigte.
    Sie legte konzentriert die Stirn in Falten, während sie sich alles, was sie seit Winnies erstem Anruf über Elaine Holland herausgefunden hatte, ins Gedächtnis zu rufen versuchte. Dann legte sie den Gang ein und fuhr zur Ufford Street.
    Als sie vor Fanny Lius Haus ankam, sah sie zu ihrer Verblüffung, wie Winnie gerade Fannys Rollstuhl die Rampe hinunterschob. Die beiden Frauen winkten ihr zu, als sie ausstieg.
    »Was ist denn passiert?«, fragte sie, während sie auf sie zueilte. »Ist alles in Ordnung?«
    »Wir haben uns gedacht, es wird höchste Zeit, dass Fanny mal an die frische Luft kommt«, erklärte Winnie. »Wir wollen im Hope and Anchor was trinken gehen.«
    »Kommen Sie mit?«, fragte Fanny lächelnd, und Gemma bemerkte, dass sie schon viel besser aussah. Ihre Augen waren klar, und ihre Züge wirkten entspannter, als sei sie von einem permanenten Schmerz befreit.
    »Ich wüsste nicht, was ich lieber täte.« Erst jetzt wurde Gemma bewusst, wie sehr ihr schon vor dem Besuch in diesem engen, stickigen Haus gegraust hatte, und so wunderte es sie nicht, dass Fanny Liu so erleichtert wirkte.
    Zusammen gingen sie den kurzen Weg zum Pub, Gemma an Winnies Seite, die den Rollstuhl schob, und als sie dort ankamen, bemühte sich das Personal sofort eifrig, sie an einem Tisch unterzubringen. Es war die ruhige Stunde zwischen dem Mittags- und dem Abendgeschäft, und außer ihnen verloren sich nur ein paar einsame Zeitungsleser in dem Lokal. An einem Klavier in der Ecke saß ein Mann und improvisierte leise.
Er spielte ein paar Takte Gershwin, ging zu Cole Porter über und dann zu Bruchstücken von Melodien, die Gemma nicht

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