Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Denn nie bist du allein - Crombie, D: Denn nie bist du allein - In a Dark House

Denn nie bist du allein - Crombie, D: Denn nie bist du allein - In a Dark House

Titel: Denn nie bist du allein - Crombie, D: Denn nie bist du allein - In a Dark House Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie
Vom Netzwerk:
Mittel fehlten? Oder die Gelegenheit?« Er verzog das Gesicht, als eine Windbö ihm Staubkörner in die Augen wehte und ein dicker Regentropfen auf seine Wange klatschte. Der Regen hatte seit dem Vormittag sein Spiel mit ihnen getrieben – immer einen Schritt vor und einen zurück, wie ein schüchternes Schulmädchen -, doch jetzt hingen drohende Gewitterwolken im Westen. »Packen wir die Zeltplane aus«, rief er den uniformierten Polizisten zu. »Die Pathologin wird nicht gerade begeistert sein, wenn der Regen ihr alle Spuren wegschwemmt.«
    Endlich fuhr ein Auto an dem Kordon aus Streifenwagen vorbei und hielt an. Als er Kate Ling aussteigen sah, war er nicht sonderlich überrascht.
    »Duncan«, sagte sie, als sie auf die beiden zukam. »Wenn Sie mich unbedingt jeden Tag sehen wollen, laden Sie mich doch mal zu einem Drink ein.«
    »Hallo, Kate. Sie erinnern sich doch noch an Inspector Bell, oder? Sie haben Sie neulich kennen gelernt.«
    Kate, die sich bereits die Handschuhe überstreifte, nickte Maura kurz zu. »Wie ich höre, haben Sie die Leiche aus dem Lagerhaus identifizieren können.«
    »Die Buschtrommel im Ministerium funktioniert offenbar hervorragend«, meinte Kincaid. »Das ist aber bisher auch so ziemlich das Einzige, was wir sicher wissen; und jetzt …« Er deutete auf die Leiche vor ihnen. »Diese junge Frau wohnte in dem Frauenhaus gegenüber dem ausgebrannten Lagerhaus.«

    Kate ging in die Hocke, wobei es ihr wieder einmal gelang, selbst in dieser unbequemen Position eine gute Figur zu machen, und bog behutsam den Kopf der Toten nach hinten. »Es sind deutliche Würgemale zu erkennen, wie Sie sicher selbst schon bemerkt haben.« Sie zog die Augenlider der Toten zurück, dann legte sie ihr die Hand um den Hals und verglich die Position ihrer Finger mit den Malen. Sowohl beim Daumen als auch bei den Fingern fehlten ein bis zwei Zentimeter. »Keine besonders große Hand, aber er – oder sie – war offenbar stark genug, um sie mit einer Hand überwältigen zu können.«
    »Rechtshänder?«
    »Sieht so aus.«
    »Kann es sein, dass sie unter dem Einfluss eines Beruhigungsmittels stand?«, fragte Maura.
    »Ob sie kurz vorher gespritzt hatte, meinen Sie?« Kate schob den rechten Ärmel des Pullovers der Toten hoch, dann den linken. »Ich kann ein paar Einstichnarben sehen, aber keine davon sieht sehr frisch aus. Es sei denn, sie hat es sich an einer anderen Stelle injiziert.«
    »Können Sie sagen, ob sie sich gegen den Angreifer gewehrt hat?«
    Die Pathologin hob nacheinander beide Hände der Leiche an und untersuchte die Fingerspitzen.
    Beverlys Nägel waren bis aufs Nagelbett abgekaut, und an einem Finger war auf dem Nagelhäutchen ein kleiner getrockneter Blutf leck zu sehen. »Ist das ihr eigenes?«, fragte Kincaid und bückte sich, um besser sehen zu können.
    »Ich denke schon, aber …« Kate isolierte den Mittelfinger der rechten Hand. »Ihre Nägel sind zwar sehr kurz, aber es könnte trotzdem sein, dass wir darunter mikroskopische Spuren sichern können.« Sie blickte auf. »Sie wissen, dass ich Ihnen nicht viel mehr sagen kann, bis ich sie auf dem Sektionstisch habe. Ich kann noch nicht einmal mit absoluter Sicherheit
feststellen, ob die Strangulation tatsächlich die Todesursache war.«
    Er zog eine Augenbraue hoch. »Todeszeitpunkt? Kommen Sie, Doc, man muss auch mal was riskieren im Leben.«
    »Sie geben’s einfach nicht auf, wie?«, meinte Kate und sah ihn schmunzelnd an. Dann wandte sie sich wieder der Leiche zu und untersuchte die freiliegende Haut der Oberarme nach Totenflecken; anschließend überprüfte sie die Glieder und den Hals auf Leichenstarre. »Ich muss erst noch die Temperatur messen, aber spontan würde ich auf mindestens zwölf Stunden tippen. Aber wenn Sie mich zitieren, werde ich alles leugnen.« Sie richtete sich auf und griff nach ihrem Instrumentenkoffer. »Ach ja, und die Totenflecke scheinen ziemlich deutlich abgegrenzt zu sein. Ich glaube nicht, dass die Leiche transportiert wurde.«
    »Schön«, meinte Kincaid. »Dann haben wir ja immerhin einen Anhaltspunkt.«
     
    Gemma hatte Kit wieder zur Schule gefahren; sie hatte darauf bestanden, dass er wenigstens noch an den letzten Stunden des Nachmittags teilnahm. Er hatte nicht protestiert. Überhaupt hatte er während der Fahrt vom Gericht nach Notting Hill kein Wort gesprochen, und sein Schweigen beunruhigte Gemma mehr, als jede wütende Tirade es getan hätte.
    Als sie vor der Schule anhielt, sagte sie zu ihm:

Weitere Kostenlose Bücher