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Denn nie bist du allein - Crombie, D: Denn nie bist du allein - In a Dark House

Denn nie bist du allein - Crombie, D: Denn nie bist du allein - In a Dark House

Titel: Denn nie bist du allein - Crombie, D: Denn nie bist du allein - In a Dark House Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie
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wenn Sie noch einen Augenblick Geduld haben.« Die Zeitanzeige in der unteren Ecke des Bildschirms stand auf 21.55 Uhr. Sie spulte den Film vor, und plötzlich tauchte am linken Rand eine Gestalt auf, die rasch das Bild durchschritt – ein Mann mit gesenktem Kopf und hochgeschlagenem Mantelkragen – und auf der anderen Seite wieder verschwand. »Ein harmloser Passant«, erklärte die Polizistin, »aber dann wird es schon interessanter.« Sie spulte das Band vor, bis die Zeitanzeige auf 22.00 Uhr stand, und ließ es dann wieder mit normaler Geschwindigkeit laufen.
    Diesmal kamen die Gestalten von rechts; sie gingen langsamer und blieben vor der Tür des Lagerhauses stehen. Obwohl sie der Kamera den Rücken zuwandten, konnte man erkennen, dass es sich um einen Mann und eine Frau handelte. Die Frau trug einen kurzen Rock und eine Art Blouson; der Mann war gut einen halben Kopf größer als sie und schien eine Motorradkombination zu tragen.
    Die beiden schwankten ein wenig und hielten sich aneinander fest, als ob sie betrunken wären, während die Frau in ihrer
Handtasche kramte und der Mann kurz den Arm um sie legte. Ein Gegenstand blitzte in ihrer Hand auf, als sie die Tasche wieder an ihre Seite fallen ließ, und dann drehte sie sich für einen kurzen Moment um und blickte die Straße auf und ab.
    Die Polizistin hielt das Bild an, und sie starrten alle in das Gesicht der Frau. Kincaid hatte das absurde Gefühl, dass sie ihre Blicke spüren konnte. Das Bild war verschwommen und körnig, aber dennoch ausreichend scharf für eine Identifikation.
    Zuerst fand Kincaid, sie sei zu jung, um zum Profil des Opfers zu passen, doch als er ihr Gesicht näher betrachtete, kam er zu dem Schluss, dass sie durchaus Anfang zwanzig sein konnte, wenn nicht sogar älter. Wegen der schlechten Bildqualität war es kaum möglich, eine genaue Aussage zu machen, doch sie schien von weißer Hautfarbe und brünett zu sein. Sie hatte die Lippen gespitzt, und ihre Miene wirkte konzentriert.
    »Kommt sie jemandem bekannt vor?«, fragte die Polizistin. Als niemand etwas erwiderte, sagte sie: »Wir haben Abzüge von dieser Einstellung drucken lassen – es ist die beste, die wir haben -, und bis jetzt hat auch noch keiner unserer Leute von der Streife sie erkannt. Das macht es unwahrscheinlicher, dass es sich um eine Prostituierte handelt, obwohl es nicht völlig ausgeschlossen ist. Ich hatte sowieso meine Zweifel wegen ihres Rocks – scheint mir nicht kurz genug für ein Mädel aus dem horizontalen Gewerbe.«
    »Waren das Schlüssel in ihrer Hand?«, fragte Kincaid.
    »Sie hat irgendetwas aus der Handtasche gezogen – es könnten Schlüssel gewesen sein oder ein Dietrich, aber vielleicht auch nur eine kleine Taschenlampe – oder eventuell ein Lichtschwert …«
    »Eine Kriegerprinzessin.« Kincaid schmunzelte, doch im nächsten Moment wurde er wieder ernst, als er an das mögliche Schicksal dieser Frau dachte. »Okay, und weiter?«

    »Lassen Sie es weiterlaufen, aber langsam, Sarah«, wies Maura Bell die Polizistin an.
    Der Film bewegte sich ruckartig weiter, und sie sahen, wie die Frau sich wieder zu ihrem Begleiter umdrehte. Nachdem sie sich offenbar vergewissert hatten, dass die Luft rein war, traten sie beide auf den Eingang zu. Nach wenigen Augenblicken schienen die Schatten um sie herum dunkler zu werden; dann war das Pärchen verschwunden.
    Das Gesicht des Mannes war in keiner Einstellung zu sehen gewesen.
    »Wir haben jetzt noch zwei Stunden Film bis zum Ausbruch des Feuers«, erklärte Sarah, »und in dieser Zeit kommt keiner der beiden wieder heraus – wenigstens nicht durch diese Tür.« Sie richtete die Fernbedienung auf das Gerät. »Ich werde jetzt wieder vorspulen. Sie werden ein paar Passanten sehen, und dann, ein paar Minuten nach zehn, taucht dieser Mann auf.« Einige Gestalten bewegten sich ruckartig über die Bildfläche; sie alle passierten die Tür, ohne sie auch nur eines Blickes zu würdigen. Dann, als das Band wieder langsamer lief, kam von links ein Mann in einem dunklen Mantel ins Bild. Er drehte den Kopf zur Tür um, als er an ihr vorbeikam, schien er einen Augenblick zu zögern und ging dann weiter. »Und das ist alles«, sagte Sarah, »bis zirka zweieinhalb Stunden später die Feuerwehr eintrifft.« Die Kamera hatte keinerlei auffälligen Merkmale des Mannes gezeigt.
    »Hat er die offene Tür gesehen und sie einfach ignoriert?«, dachte Cullen laut nach. »Oder hat er gehört, wie sich jemand drinnen

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