Denn nie bist du allein - Crombie, D: Denn nie bist du allein - In a Dark House
dass Sie
sich damit nicht an Bill Farrell wenden sollten. Er hat sich bisher auf den Tatort konzentriert und hatte daher vielleicht noch keine Gelegenheit, sich so gründlich mit den anderen Bränden zu beschäftigen, wie Sie es getan haben.«
Sie hielt mitten im Falten der Papiere inne und sah ihn an.
»Wenn ich ihm Ihre Nummer gebe und er Sie anruft, werden Sie doch keinen Ärger mit Ihrem Chef kriegen, oder?«, fuhr Kincaid fort. »Sie können sich schließlich nicht weigern, mit einem Vertreter der Brandermittlung zu sprechen.« Er konnte sich vorstellen, dass Farrell Rose Kearny in ihren Bemühungen bestärken würde, unabhängig von der Frage, ob ihre Theorie auf den Brand von letzter Nacht zutraf oder nicht. Rose Kearny hatte selbst das Zeug zur Brandermittlerin. Auch wenn ihr unmittelbarer Vorgesetzter ihr eigenmächtiges Verhalten kritisiert hatte – Kincaid jedenfalls hatte in ihr jene Neigung zum selbstständigen Denken bemerkt, die eine wesentliche Voraussetzung für einen guten Ermittler ist.
»Nein, das stimmt wohl.« Ihre Mundwinkel bogen sich leicht nach oben, und er musste feststellen, dass es ihm gefiel, wenn sie lächelte.
»Sind das Kopien?« Er deutete auf die Papiere, und als sie nickte, fuhr er fort: »Warum überlassen Sie sie nicht einfach mir, dann kann ich sie Farrell zusammen mit Ihrer Telefonnummer übergeben. Aber, Ms. Kearny …« Er überlegte, wie viel er ihr anvertrauen durfte. »Es gibt Gründe, weshalb dieses Feuer nicht in Ihr Schema passen könnte. Ich darf Ihnen keine Einzelheiten der Autopsie anvertrauen, aber es sieht danach aus, als könnte das Feuer gelegt worden sein, um einen Mord zu vertuschen.«
Ihre Miene verhärtete sich. »Ich hatte die Leiche nicht vergessen. Aber es hat durchaus schon gewohnheitsmäßige Brandstifter gegeben, die irgendwann auch nicht mehr vor Mord zurückgeschreckt sind.«
»Gewiss, aber überlegen Sie doch mal. Sie haben das Opfer
selbst gesehen. Sie war völlig entkleidet. Die logischste Erklärung dafür ist, dass der Täter ihre Identität vertuschen wollte. Warum sollte ein Serienbrandstifter sich die Mühe machen, die Identität seiner Opfer zu verbergen?«
»Aus demselben Grund wie jeder andere. Um zu verhindern, dass eine Verbindung zwischen ihm und dem Opfer hergestellt wird. Wissen Sie schon, wer sie war?«
Kincaid zog das Foto aus der Mappe, die er mitgenommen hatte, und reichte es ihr. »Diese Frau hat das Gebäude rund zwei Stunden vor Ausbruch des Feuers betreten. Wir hatten keine Möglichkeit festzustellen, wann – oder ob – sie es wieder verlassen hat. Haben Sie sie vielleicht schon einmal gesehen?«
Rose studierte das Foto eingehend, ehe sie widerstrebend den Kopf schüttelte. »Nein. Sie sieht jung aus, nicht wahr? Ich mag mir gar nicht vorstellen …« Sie wollte ihm das Foto schon zurückgeben, hielt dann aber in der Bewegung inne und sah es sich noch einmal an. »Aber irgendetwas an ihr kommt mir bekannt vor. Ich kann nur nicht genau sagen, was es ist. Vielleicht gleicht sie jemandem aus dem Fernsehen?«
Die Bedienung kam mit der Rechnung, und mit einem bedauernden Schulterzucken überließ Rose Kincaid das Foto, worauf er es wieder in die Mappe steckte. Ein Blick auf die Uhr sagte ihm, dass er sich beeilen musste, wenn er es vor dem Treffen mit Gemma noch einmal im Frauenhaus versuchen wollte.
Rose kritzelte eine Nummer auf die kopierten Bögen, stand auf und drückte sie ihm in die Hand. »Ich will Ihre Zeit auch nicht länger in Anspruch nehmen. Ich habe Ihnen meine Handynummer aufgeschrieben, falls Brandmeister Farrell mit mir sprechen möchte. Und danke für den Tee.« Sie sah ihm in die Augen. »Und dafür, dass Sie mich nicht für verrückt erklärt haben.«
»Ich halte Sie nicht für verrückt. Ich hoffe nur, dass Sie sich irren.«
»Ja. Das hoffe ich auch«, sagte Rose gedehnt. »Die Sache ist
nämlich die … Wenn ich richtig liege, dann war das nicht das letzte Feuer.«
Als Kincaid zum zweiten Mal an der Tür des Frauenhauses klingelte, meldete Kath Warren sich sofort an der Sprechanlage. Nachdem er seinen Namen genannt und gefragt hatte, ob er hinaufkommen könne, zögerte sie einen Moment und sagte dann, sie würde zu ihm herunterkommen. Kurz darauf öffnete sich die Tür mit einem Klicken, und sie trat zu ihm in den Vorraum.
»Entschuldigen Sie bitte«, sagte sie ein wenig außer Atem. »Aber der Besuch von der Polizei gestern hatte ein paar unserer Bewohnerinnen ziemlich aus der Fassung
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