Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Denn nie bist du allein - Crombie, D: Denn nie bist du allein - In a Dark House

Denn nie bist du allein - Crombie, D: Denn nie bist du allein - In a Dark House

Titel: Denn nie bist du allein - Crombie, D: Denn nie bist du allein - In a Dark House Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie
Vom Netzwerk:
offensichtlich billige Drucke.
    Als Cullen aus der Küche zurückkam, beladen mit einem Tablett, auf dem Tassen und eine Pressfilterkanne standen, tauchte auch Tia wieder auf. Das Handtuch hatte sie abgelegt, dafür fuhr sie sich nun mit einer Bürste durchs Haar. Sie war jedoch immer noch barfuß, und beim Anblick ihrer zierlichen, sonnengebräunten Füße fühlte Kincaid sich an die Faszination erinnert, die ein für Augenblicke entblößter Knöchel auf seine viktorianischen Vorfahren ausgeübt hatte. Manchmal war eben ein kleines Häppchen verlockender als der ganze Kuchen.
    »Na, was hat denn meine kleine Mitbewohnerin angestellt, dass die Polizei hinter ihr her ist?«, fragte Tia, während sie es sich mit untergeschlagenen Beinen auf dem Sofa bequem machte. Sie legte die Bürste beiseite, griff nach der Kanne und schenkte mit ungezwungenen, anmutigen Bewegungen den Kaffee ein; doch der Blick, den sie Kincaid dabei zuwarf, war unerwartet schroff.
    »Ihr Vater macht sich Sorgen um sie«, antwortete Kincaid und nahm die Tasse entgegen, die sie ihm hinhielt. »Er versucht seit zwei Tagen vergeblich, sie zu erreichen.«
    »Und deswegen lässt er die Polizei kommen? Das scheint mir doch ein bisschen überzogen, selbst für Mr. Yarwood. Und gleich einen Superintendent.« Sie taxierte Kincaid mit kritischem Blick.
    »Hat er hier angerufen und nach ihr gefragt?«
    »Es waren ein paar Nachrichten von ihm auf dem AB, ja.«
    »Aber Sie haben sich keine Sorgen um Chloe gemacht?«
    »Ich bin ja schließlich nicht ihre Aufpasserin. Wäre nicht das erste Mal, dass sie für ein, zwei Tage abtaucht. Sie macht eben, was sie will.«
    »Würde es Ihnen etwas ausmachen nachzusehen, ob von Chloe Yarwoods Sachen irgendetwas fehlt?«

    »Aber ich bin sicher – na ja, okay, kann ich schon machen.« Tia Foster erhob sich mit einem Blick, der verriet, dass sie die Aktion für reine Zeitverschwendung hielt, und verschwand im hinteren Teil der Wohnung.
    Cullen beugte sich zu Kincaid herüber und sagte leise: »Sollten wir nicht …«
    Kincaid hob die Hand und bewegte lautlos die Lippen: »Gleich.«
    Als Tia zurückkam, schüttelte sie den Kopf. »Es sieht nicht so aus, als ob sie irgendwas mitgenommen hat, aber das heißt noch nicht …« Sie musste ihnen irgendetwas angesehen haben, denn sie brach ab, und ihre Miene verriet erstmals ernsthafte Sorge. »Was ist?«, fragte sie. »Was haben Sie mir verschwiegen?«
    »Wir haben Aufnahmen von einer Überwachungskamera, auf denen Chloe Yarwood zu sehen ist, wie sie vorgestern Abend gegen zweiundzwanzig Uhr das Lagerhaus ihres Vaters betritt«, antwortete Kincaid und setzte seine Kaffeetasse vorsichtig auf dem Couchtisch ab. »Zwei Stunden später wurde ein Feuer in dem Gebäude gemeldet. Die Feuerwehr fand die Leiche einer Frau, die bisher noch nicht identifiziert werden konnte.«
    »Oh mein Gott.« Tia sank auf das Sofa, wie eine Marionette, der man die Fäden abgeschnitten hat. Kincaid konnte trotz ihrer gleichmäßigen Sonnenbräune erkennen, wie ihr das Blut aus den Wangen wich. »Und Sie – Sie glauben, es ist Chloe? Aber … das kann einfach nicht … Ich weiß, sie benimmt sich manchmal ziemlich idiotisch – ich meine, sie tut Dinge, ohne nachzudenken -, aber sie kann doch unmöglich tot sein.«
    Kincaid hatte noch nie gehört, dass Impulsivität irgendjemanden vor tödlichen Gefahren geschützt hätte, eher im Gegenteil. »Wie meinen Sie das – ohne nachzudenken?«
    »Sie ist ja fast noch ein Kind. Sie feiert gerne, ist oft halbe Nächte auf Achse und so. Hören Sie, ich weiß, dass Michael
Yarwood mich nicht leiden kann; dass er denkt, ich habe einen schlechten Einfluss auf seine Tochter, aber ich habe doch nie gewollt … Ich konnte doch nicht ahnen, dass sie so darauf abfahren würde …«
    »Worauf abfahren?«, fragte Cullen, der offenbar am letzten Teil ihrer Ausführungen anknüpfen wollte, um den Rest zu entwirren.
    »Ich habe Beziehungen. Ich bin in Chelsea aufgewachsen. Meine Eltern haben einen Haufen Geld. Dafür kann ich genauso wenig etwas, wie Michael Yarwood etwas dafür kann, dass er in eine Familie von Maurern oder was auch immer hineingeboren wurde. Aber Chloe – Chloe war von all dem so beeindruckt – die richtigen Leute, die richtigen Partys, die richtigen Klubs, das ist ihr wirklich zu Kopf gestiegen.
    Anfangs fand ich das ja noch irgendwie süß, wissen Sie – ich kam mir vor wie die gute Fee im Märchen. Ich dachte, irgendwann lässt das schon wieder nach,

Weitere Kostenlose Bücher