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Denn niemand hört dein Rufen

Denn niemand hört dein Rufen

Titel: Denn niemand hört dein Rufen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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Verärgerung darüber. Bestimmt hatten Ted und Nancy den anderen von Marks Tod und ihrer Operation erzählt. Sie erinnerte sich, dass Ted sie einmal gefragt hatte, ob sie je einen Therapeuten aufgesucht habe, um über alles zu reden, was sie durchgemacht hatte. Sie hatte ihm geantwortet, dass sie ihrer Familie sehr nahestehe und viele gute Freunde habe. Für sie, wie für so viele, die einen Verlust erlitten hätten, sei Arbeit die beste Therapie. Harte Arbeit.
    Vielleicht hat er Marion auch erzählt, dass sowohl mein Vater als auch mein Bruder und seine Familie weggezogen sind, dachte Emily. Und Ted weiß auch, dass ich bei den Arbeitszeiten der letzten Monate sehr wenig Zeit für meine Freunde hatte. Ich weiß, dass er sehr großen Anteil nimmt an allem, was mir zugestoßen ist. Aber wir werden sehen, ob er mir immer noch so zugetan ist, sollte ich den Prozess verlieren.
    Gegen zehn Uhr fand der allgemeine Aufbruch statt. Emily war ebenfalls müde und sehnte sich nach ihrem Bett. Für ein paar Stunden war sie dem Prozess entkommen, doch das war jetzt vorüber. Sie wollte jetzt nur noch etwas Schlaf finden und dann am Sonntagmorgen früh wieder in ihrem Büro sein. Nach dem positiven Eindruck, den Gregg Aldrich bisher im Zeugenstand gemacht hatte,
wurde sie wieder von großen Sorgen wegen des bevorstehenden Kreuzverhörs geplagt.
    Auf der Rückfahrt aber fragte sie sich, ob es nicht ganz etwas anderes sei. Mache ich mir wirklich Sorgen wegen der Vernehmung und des Prozessausgangs?
    Habe ich nicht eher große Angst davor, dass wir einen schrecklichen Fehler gemacht haben und dass ein anderer Natalie ermordet hat?

31
    A m Samstagabend um neun Uhr saß Zach in dem kleinen Wohnzimmer seines gemieteten Hauses, den Sessel so ausgerichtet, dass er Emilys Auffahrt im Blick hatte, und schaltete auf den Sender um, auf dem gleich Zur Fahndung ausgeschrieben kommen sollte. Ein paar Dosen Bier hatten ihm geholfen, sich wieder zu beruhigen, außerdem war er ziemlich erschöpft von der Arbeit im Garten und dem Pflanzen der Chrysanthemen. Er fragte sich, ob Emily, als sie nach Hause kam oder als sie etwas später wieder wegfuhr, aufgefallen war, wie schön die leuchtend gelben Blumen an seinem Weg aussahen.
    Die Titelmusik von Zur Fahndung ausgeschrieben ertönte. »Heute Abend werden wir uns mit drei älteren Fällen beschäftigen«, sagte der Moderator Bob Warner. »Mit unserem ersten Beitrag nehmen wir einen Fall wieder auf, den wir zum ersten Mal vor zwei Jahren vorgestellt haben. Gesucht wird ein Mann, der zuletzt unter dem Namen Charley Muir bekannt war. Vielleicht erinnern Sie sich an unsere ersten beiden Beiträge über ihn – der erste wurde gleich nach dem mehrfachen Mord in Des Moines, Iowa, vor zwei Jahren ausgestrahlt, der zweite im letzten Jahr.
    Laut Polizeiberichten war Muir sehr erbittert über die Scheidung. Außerdem war er wütend darüber, dass der Richter das Haus seiner Frau zugesprochen hatte. Nach Ansicht der Polizei liegt hierin auch das Motiv für den
Mord an seiner Frau, ihren Kindern und ihrer Mutter. Als ihre Leichen gefunden wurden, war er bereits untergetaucht und wurde seitdem nicht mehr gesehen.
    Die weiteren Ermittlungen haben nun erschütternde neue Tatsachen zutage gefördert. Danach wäre er auch verantwortlich für den Mord an zwei weiteren Frauen, von denen wir jetzt wissen, dass sie seine erste und zweite Ehefrau waren. Die erste, Lou Gunther, wurde vor zehn Jahren in Minnesota getötet. Die zweite, Wilma Kraft, starb in Massachusetts vor sieben Jahren. In der Zeit seiner drei bekanntgewordenen Ehen benutzte er jeweils eine andere Identität und veränderte zudem jeweils sein Aussehen. In Minnesota nannte er sich Gus Olsen, und in Massachusetts war er unter dem Namen Chad Rudd bekannt. Wir wissen nicht einmal, wie sein wirklicher Name lautet.«
    Warner unterbrach sich kurz, dann sagte er in verändertem Tonfall: »Bleiben Sie dran und hören Sie den Rest dieser unglaublichen Geschichte. Wir sind nach einer kurzen Unterbrechung wieder da.«
    Sie haben also noch nicht aufgegeben, dachte Zach spöttisch. Aber eins muss man ihnen lassen – immerhin haben sie mich jetzt mit den zwei anderen Morden in Verbindung gebracht. So weit waren sie letztes Mal noch nicht. Aber warten wir mal ab, ich bin gespannt, wie ich mittlerweile nach ihren Vorstellungen aussehe.
    Während die Werbung lief, stand Zach auf, um sich noch ein Bier zu holen. Er freute sich schon auf die Bilder, die bestimmt wieder zum

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