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Denn niemand hört dein Rufen

Denn niemand hört dein Rufen

Titel: Denn niemand hört dein Rufen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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und ein Zehn-Sekunden-Gespräch mit ihr geführt hast.«
    »Natalie, ich liebe dich«, sagte Gregg mit ausdrucksloser Stimme. »Ende der Nachricht.«

33
    E mily gönnte sich ein bisschen Schlaf und hatte den Wecker für Sonntagmorgen auf halb acht gestellt. Sie wollte gegen halb neun im Büro sein und den Tag dort verbringen. »Bess, du hast wirklich sehr viel Geduld mit mir gehabt. Ich weiß, dass ich dich vernachlässigt habe«, sagte sie entschuldigend, als sie Bess vom zweiten Kopfkissen hochhob. Sie sehnte sich nach ihrem Kaffee, doch als sie sah, mit welchem leidvollen Blick ihr kleiner Hund zu ihr aufblickte, schlüpfte sie schnell in ihre Jeans, zog eine Jacke an und verkündete: »Bess, heute Morgen lasse ich dich nicht nur in den Garten. Komm, wir gehen eine Runde spazieren.«
    Bess wedelte heftig mit dem Schwanz, als sie die Treppe hinunterstiegen und Emily die Leine nahm, um sie an ihrem Halsband zu befestigen. Sie ließ den Schlüssel in ihre Tasche gleiten und ging zur Haustür. Seitdem sie den Riegel an der Verandatür hatte anbringen lassen, verließ sie das Haus immer durch die Vordertür.
    Sobald sie draußen waren, zog Bess sofort aufgeregt an der Leine, und so eilten sie den Fußweg zur Einfahrt hinunter. Doch dann blieb Emily abrupt stehen und starrte entgeistert auf das Nachbargrundstück. »Ach, du meine Güte! Was ist denn hier passiert?«, fragte sie laut, als sie die umgegrabene Erde sah, wo sie gestern noch die frisch gepflanzten Chrysanthemen bewundert hatte.

    Vielleicht waren sie voller Ungeziefer?, überlegte sie. Ist das möglich? Ich meine, dies ist doch nun wirklich merkwürdig. Gestern hat er noch den ganzen Weg mit den Blumen gesäumt. Und wann hat er sie eigentlich wieder ausgegraben? Gesehen habe ich sie auf jeden Fall noch, als ich zu den Wesleys aufgebrochen bin. Und als ich zurückkam, ist mir nichts aufgefallen, vielleicht waren sie da schon weg. Das war irgendwann nach zehn Uhr.
    Sie spürte ein Ziehen an der Leine und blickte nach unten. »Entschuldige, Bess. Jetzt gehen wir aber wirklich los.«
    Auf dem Bürgersteig beschloss Bess, nach links abzubiegen, so dass sie an Zachs Haus vorbeikamen. Er muss zu Hause sein, dachte Emily, sein Auto steht in der Einfahrt. Wenn der Typ nicht so unheimlich wäre, würde ich später glatt bei ihm klingeln und fragen, was passiert ist. Aber ich habe keine Lust, ihm einen Vorwand zu liefern, nur damit er gleich wieder versucht, sich an mich heranzumachen.
    Das Bild, wie Zach seelenruhig in ihrer Veranda in ihrem Schaukelstuhl saß, tauchte wieder vor ihrem inneren Auge auf. Es war nicht nur ein ungutes Gefühl, befand sie. Er hat mir wirklich Angst eingeflößt.
    Und das tut er immer noch, musste sie sich eingestehen, als sie eine Viertelstunde später wieder an seinem Haus vorüberging. Ich muss so gefangengenommen von meinem Prozess gewesen sein, dass mir das erst jetzt bewusst wird.

34
    D ies ist der Tag, den der Herr macht«, dachte Gregg Aldrich grimmig, als er am Montagmorgen um sechs Uhr aus dem Fenster seines Schlafzimmers blickte. Draußen goss es in Strömen, doch selbst wenn das nicht der Fall gewesen wäre, hätte er heute wohl kaum seine morgendliche Runde Joggen eingelegt. Ich möchte zwar annehmen, dass ich nicht ausgerechnet heute an diesem wichtigsten Tag die Zeit vergessen würde, dachte er, aber ich will es auf keinen Fall riskieren.
    Er schluckte, um das trockene Gefühl im Mund loszuwerden. Gestern Abend hatte er eine nicht sehr starke Schlaftablette genommen und danach sieben Stunden am Stück geschlafen. Doch er fühlte sich nicht wirklich ausgeruht, eher ein wenig benommen. Ein starker Kaffee, dann wird das schon vergehen, sagte er sich.
    Er zog seinen Morgenmantel an und schlüpfte in seine Hausschuhe, dann ging er den Flur hinunter zur Küche. Als er näher kam, empfing ihn bereits der Duft des frisch aufgebrühten Kaffees und hob seine Stimmung.
    Das Wochenende mit Mike in Vermont war wirklich ein Segen für mich, dachte er, als er seinen Lieblingsbecher aus dem Schrank über dem Kaffeeautomaten holte. Er fühlte sich wieder etwas zuversichtlicher, nachdem er mit Mike über den Morgen am Tag des Mordes gesprochen hatte. Mike hatte ihn zum Schluss noch ermahnt, dass er
sich heute genauso gut im Zeugenstand bewähren müsse wie am Freitag.
    Gestern Nachmittag, auf der Rückfahrt von Vermont, hatte Mike noch einmal davon angefangen. »Gregg, vor allen Dingen musst du dieselbe Entschlossenheit zeigen wie am

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