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Denn niemand hört dein Rufen

Denn niemand hört dein Rufen

Titel: Denn niemand hört dein Rufen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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Zeugin erlebt, und ich habe Tag für Tag im Saal beobachtet, wie sehr sie das alles gequält hat. Es war deutlich zu spüren, dass sie dir am liebsten zu Hilfe gekommen wäre, als Emily Wallace dir so übel zugesetzt hat.«
    »Ich weiß, dass es verrückt klingt, Mike«, sagte Gregg leise, »aber ich hatte heute im Zeugenstand das Gefühl, ich müsste Natalie erklären, warum ich ihr nach Cape Cod gefolgt bin.«

41
    Z ach hatte sich eine Geschichte zusammengebastelt, die er Emily oder einem der anderen Nachbarn erzählen wollte, falls sie ihn auf die ausgewechselten Blumen im Vorgarten ansprechen sollten. Er wollte dann sagen, er habe zum ersten Mal in seinem Leben Chrysanthemen gepflanzt, aber davon habe er einen schweren Asthmaanfall bekommen, und einer seiner Freunde habe sie für ihn wieder ausgegraben. Er war ziemlich sicher, dass ihn niemand dabei beobachtet hatte, da es dunkel gewesen war, als er sie entfernt hatte.
    Es war eine relativ glaubwürdige Ausrede, dachte er nervös  – und wie auch immer, eine bessere war ihm nicht eingefallen.
    Am Dienstagmorgen beobachtete er Emily kurz vor sieben Uhr beim Frühstück. Wie gewöhnlich unterhielt sie sich mit Bess. Das versteckte Mikrofon setzte hin und wieder aus, dennoch konnte er das meiste von dem verstehen, was sie sagte.
    »Bess, heute Morgen wird der Richter die Geschworenen belehren, und dann werden sie mit ihren Beratungen beginnen. Ich bin ziemlich sicher, dass sie ihn schuldigsprechen. Trotzdem wünschte ich mir, ich hätte dabei ein besseres Gefühl. Ich muss die ganze Zeit daran denken, was wäre, wenn wir uns nun doch irrten. Was für eine scheußliche Vorstellung, dass so viel von Jimmy Eastons Aussage
abhängt. Leider ist nirgendwo auch nur die geringste DNS-Spur gefunden worden, mit der man beweisen könnte, dass Gregg Aldrich der Schuldige ist.«
    Wenn ich je vor Gericht stehen muss, wird der Staatsanwalt dieses Problem jedenfalls nicht haben, dachte Zach, als er sich an die letzte Folge von Zur Fahndung ausgeschrieben erinnerte. Der Moderator hatte davon gesprochen, dass DNS-Spuren die Verbindung zwischen den Morden an seinen drei Frauen aufgezeigt hätten.
    Als Emilys Stimme immer mehr zerhackt wurde und wegstarb, fummelte er hektisch am Lautstärkeknopf seines Verstärkers herum. Sie geht mir verloren, dachte er frustriert. Ich muss irgendwann noch einmal ins Haus und nachschauen, was mit dem Mikrofon los ist.
    Er wartete bis zwanzig vor acht, als Emily das Haus verließ und zum Gericht fuhr, bevor er in seinen Wagen stieg, um zur Arbeit zu fahren. Madeline Kirk, die ältere Frau, die direkt gegenüber auf der anderen Straßenseite wohnte, war gerade dabei, ihre Auffahrt zu fegen. Er winkte ihr freundlich zu, als er rückwärts aus der Einfahrt fuhr.
    Sie erwiderte seinen Gruß nicht. Stattdessen wandte sie den Kopf und schaute in eine andere Richtung.
    Noch eine Frau, die ihn zurückwies. Sie sind alle gleich, dachte Zach verbittert. Die dumme alte Schachtel tut so, als ob ich gar nicht da wäre. Er meinte sich zu erinnern, dass sie bei den wenigen bisherigen Begegnungen wenigstens in seine Richtung genickt hatte.
    Er drückte abrupt aufs Gaspedal, und der Wagen brauste aufheulend an ihr vorbei. Doch dann durchlief es Zach eiskalt. Und wenn sie nun die Sendung gesehen hatte?, schoss es ihm durch den Kopf. Sie hat ja sowieso nichts Besseres zu tun. Sie lebt allein und hat anscheinend nie Besuch.
Vielleicht hat sie die Chrysanthemen gesehen und sich gewundert, wieso sie plötzlich verschwunden sind.
    Würde sie beim Sender anrufen und den Hinweis abgeben? Oder würde sie sich das erst nochmal überlegen? Vielleicht würde sie zuerst jemanden anrufen? Würde sie darüber sprechen?
    Er fuhr zu schnell. Das fehlte gerade noch, dass mich jetzt ein Bulle anhält, dachte er nervös. Während erden Wagen auf die erlaubten fünfundzwanzig Meilen pro Stunde verlangsamte, ging ihm immer wieder die Szene im Kopf herum, wie Madeline Kirk seinen Gruß ignoriert hatte.
    Bis ihm am Ende glasklar vor Augen stand, was zu tun war.

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    A m Dienstagmorgen um neun Uhr begann Richter Stevens mit der Belehrung der Geschworenen. Er erläuterte ihnen, wie er es bereits zu Beginn des Verfahrens getan hatte, dass Gregg Aldrich des Einbruchs in Natalie Raines’ Haus, des Mordes an Natalie Raines sowie des Besitzes einer Feuerwaffe zu einem ungesetzlichen Zweck angeklagt sei. Er erklärte ihnen, dass sie, um Gregg Aldrich schuldigzusprechen, einhellig davon überzeugt

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