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Denn niemand hört dein Rufen

Denn niemand hört dein Rufen

Titel: Denn niemand hört dein Rufen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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allseits beliebten Restaurant, das sich gleich in der Nähe des Gerichtsgebäudes von Bergen County befand. Sein Arm ruhte lässig auf der Rückenlehne des Stuhls seiner neuesten Freundin Donna Woods, und zufrieden strahlend tönte er in die Runde, wie gut es doch sei, der ganzen quälenden Warterei auf das Urteil der Geschworenen zu entkommen.
    »Jake und ich haben eine Menge Stunden in die Sache investieren müssen«, sagte er etwas prahlerisch. »Schade, dass er heute nicht dabei sein kann. Er muss sich ein Match anschauen, bei dem sein Sohn mitspielt.«
    »Billy, ich dachte, du magst Jake sowieso nicht«, sagte Donna aufrichtig erstaunt. »Warum solltest du Wert darauf legen, dass er dabei ist?«
    Emily freute sich diebisch über Tryons sichtliche Verlegenheit, der seiner Freundin rasch einen vernichtenden Blick zuwarf, und gleichzeitig empfand sie noch mehr Sympathie für Jake. Schade, dass ich heute Abend kein Kind habe, das irgendwo spielt, dachte sie. Alles wäre mir lieber, als hier zu sitzen.
    Die übrigen Mitglieder der Runde waren zwei Assistenzstaatsanwälte, zwei ältere Ermittler und Trish Foley, die Ermittlerin, die den Zettel für Emily hinterlassen hatte.

    Trish ist wirklich eine gute Freundin, dachte Emily, aber ihr ist überhaupt nicht klar, wie wenig ich Billy Tryon ausstehen kann. Bestimmt hat sie mich eingeladen, weil sie weiß, dass ich mir Sorgen wegen der Geschworenen mache. Sie hat geglaubt, es würde mir guttun, heute Abend auszugehen. Aber ich wäre viel lieber zu Hause mit Bess, seufzte sie.
    Sie hatte Ted Wesley heute gar nicht zu Gesicht bekommen, doch sie wusste, dass er im Büro gewesen war. Es wunderte sie etwas, dass er nicht kurz bei ihr vorbeigeschaut hatte. Und das bei einem so wichtigen Fall, wo die Geschworenen gerade mitten in ihren Beratungen steckten. Das war eigentlich nicht seine Art.
    Billy Tryon, der Donnas beherzten Tritt ins Fettnäpfchen noch nicht ganz verdaut hatte, bemühte sich, das Thema zu wechseln. »Nun kommen Sie, Em, hören Sie auf, sich Sorgen zu machen. Wenn man einen so musterhaften Bürger als Hauptzeugen hat, dann ist der Schuldspruch so gut wie gegessen«, scherzte er. »Fanden Sie diesen Brief nicht auch köstlich, den Easton an Aldrich geschickt hat? Wo er schreibt, er würde von der Abmachung zurücktreten und den ›nicht erstattbaren Vorschuss‹ behalten? Das war nämlich meine Idee, und er hat dann auch Gebrauch davon gemacht. Der ganze Saal hat gebrüllt.«
    »Das war Ihre Idee!«, rief Emily schockiert aus.
    »Na ja, Sie wissen schon, wie ich das meine. Bei der ersten Vernehmung hat er mir gesagt, er habe Aldrich geschrieben, dass er das Geld nicht zurückgeben würde. Und da hab ich aus Witz gesagt, das sei ja dann so was wie ein nicht erstattbarer Vorschuss. Und genau so hat er es dann bei seiner Vernehmung vor Gericht wiedergegeben.«
    »Hallo, zusammen.« Ted Wesley griff nach einem Stuhl
und setzte sich. Sie hatten sein Näherkommen zuerst nicht bemerkt, doch es war klar, dass er Billys Bemerkung gehört hatte. »Lassen wir dieses Thema«, sagte er schroff. »Unterhalten wir uns lieber über etwas Erfreulicheres.«
    Und herzlichen Glückwunsch, Billy, dachte Emily sarkastisch. Sie musterte das Gesicht des Bezirksstaatsanwalts. Irgendeine Laus ist ihm über die Leber gekrochen, dachte sie. Vielleicht hat er gestern Abend Vor Gericht gesehen. Ganz sicher hat er das. Und natürlich kann er nicht begeistert darüber sein, dass die Hälfte der Zuschauer denkt, sein Büro hätte einen Unschuldigen vor Gericht gestellt. Das schafft nicht gerade das beste Image für den kommenden Generalbundesanwalt der Vereinigten Staaten, den obersten Justizbeamten des Landes.
    Es war ihr nicht entgangen, dass Ted die Tischgesellschaft als Ganzes begrüßt hatte, ohne ein paar anerkennende Worte an sie persönlich zu richten, wie er es sonst tat. Natürlich hätte ich nichts anderes erwarten sollen, sagte sie sich. Ted ist die Freundlichkeit in Person – aber nur, solange alles gut läuft. So ist er nicht nur zu mir, sondern zu allen. Wenn Aldrich schuldiggesprochen wird, werde ich plötzlich wieder ganz oben in seiner Gunst stehen.
    Trish unternahm einen Versuch, die Feierstimmung wiederherzustellen, die durch Donnas unglückliche Bemerkung etwas abhandengekommen war. »Billy, was wünschen Sie sich denn nun wirklich zum Geburtstag?«, fragte sie aufmunternd.
    »Was ich mir wünsche? Lassen Sie mich nachdenken.« Tryon war sichtlich darum bemüht, das

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