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Denn niemand hört dein Rufen

Denn niemand hört dein Rufen

Titel: Denn niemand hört dein Rufen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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am Abend herfahren lassen und ihn abholen. Dann brauche ich nicht einmal bei Ihnen zu klingeln.«
    »Das passt mir sehr gut«, sagte Henry in herzlichem Ton. »Dann habe ich noch genügend Zeit, Ediths Sachen aus dem Wagen zu holen. Nichts Besonderes, nur so Sachen wie die Christophorus-Medaille, die an der Sonnenblende hängt. Es sei denn, die möchten Sie selbst gern haben. Die hat sie immer beschützt.«
    Doch dann runzelte er die Stirn. »Warten Sie mal. Nein, das geht nicht. Sie würde mich umbringen, wenn ich die weggebe.«

51
    E mily sah sich Vor Gericht im Nachthemd an, unter ihrer warmen Bettdecke und mit drei Kissen im Rücken. Während sie sich die einzelnen Diskussionsbeiträge anhörte, schwankten ihre Gefühle zwischen Besorgtheit und Bestürzung. Es machte ihr Sorge, dass es so viele Zweifel an diesem Schuldspruch gab, und sie war bestürzt, als sie feststellte, dass sie sich insgeheim wünschte, Dorothy Winters hätte an den Beratungen im Geschworenenzimmer teilgenommen.
    Wäre sie dabei gewesen, würde ich diesen Fall für einen neuen Prozess noch einmal ganz neu aufrollen. War es das, was ich mir eigentlich gewünscht habe?
    Sobald die Sendung zu Ende war, knipste sie das Licht aus, doch der Schlaf wollte sich nicht so bald einstellen. Ein Gefühl von tiefer Traurigkeit lastete auf ihr. Sie dachte an die vielen psychiatrischen Gutachten, die sie als Staatsanwältin gelesen hatte, in denen die Depressionen eines Angeklagten beschrieben wurden. Viele der dort genannten Symptome verspürte sie heute selbst. Müdigkeit, Überdruss, Tränen und eine alles überlagernde Traurigkeit.
    Und Groll, fügte sie hinzu. Ich habe mich so bemüht, auf das, was Natalies Mutter durchmachen musste, Rücksicht zu nehmen. Wie konnte sie mich nur so hart angehen?
    Um Mitternacht holte sie aus der Schublade des Nachttischchens eine Tablette eines milden Beruhigungsmittels, das sie gelegentlich einnahm, wenn sie nicht einschlafen
konnte. Danach sank sie innerhalb von zwanzig Minuten in Schlaf, doch vorher stellte sie sich Gregg Aldrich vor, der jetzt in seiner engen Zelle liegen musste, vielleicht zusammen mit einem anderen Häftling, der ebenfalls wegen eines schweren Verbrechens schuldiggesprochen worden war.
    Um sieben Uhr in der Früh wachte sie lange genug auf, um Bess für ein paar Minuten hinauszulassen, bevor sie wieder nach oben ging und nochmals einschlief. Um zehn Uhr wurde sie schließlich vom Klingeln des Telefons geweckt. Jake Rosen meldete sich.
    »Emily, wir haben Sie gestern Abend vermisst, aber ich kann natürlich verstehen, dass Sie nur noch nach Hause wollten. Es hat mir leidgetan, wie Sie gestern von der Mutter des Opfers angegriffen wurden. Nehmen Sie sich das nicht allzu sehr zu Herzen. Sie haben das großartig gemacht.«
    »Danke, Jake. Wie war es denn gestern Abend?«
    »In gewisser Hinsicht haben Sie nicht viel versäumt. Ich weiß, dass Billy nicht zu Ihren besonderen Freunden gehört.«
    Endgültig wach geworden, unterbrach ihn Emily: »Das ist noch milde ausgedrückt.«
    Jack lachte in sich hinein. »Ich weiß. Na, jedenfalls hat er sich gestern wieder einmal als Großmaul hervorgetan, bis es Ted Wesley zu viel wurde und er ihm sagte, er soll aufhören zu trinken und den Mund halten.«
    Sofort merkte Emily auf und fragte: »Worüber hat Billy denn geredet?«
    »Ach, er hat damit geprahlt, wie fantastisch er Jimmy Easton auf seinen Auftritt vorbereitet hat. Er meinte, dass er Ihnen diesen Fall praktisch auf dem Silbertablett
serviert hat. Emily, ich würde normalerweise nicht darüber reden, aber dieser Kerl hält sich tatsächlich für Gott weiß was.«
    Emily setzte sich auf und schwang die Beine aus dem Bett. »Als wir neulich Abend an seinem Geburtstag zusammensaßen, hat er ganz ähnlich geredet. Jake, hat er jemals in Ihrem Beisein Easton irgendwelche Informationen zugesteckt, oder wissen Sie sonst etwas darüber?«
    »Als Easton verhaftet wurde, bin ich nur ein paar Minuten später als Billy auf der Polizeiwache gewesen«, antwortete Jake. »Billy unterhielt sich mit den örtlichen Beamten, und soweit mir bekannt ist, hatte er Easton noch nicht gesprochen. Als er ihn eine Weile später verhört hat, war ich dabei. Mir ist damals kein Fehlverhalten aufgefallen. Und soviel ich weiß, war ich seitdem jedes Mal anwesend, wenn Billy mit Easton gesprochen hat.«
    »Jake, wir wissen beide, dass Billy immer mal wieder beschuldigt wurde, einzelnen Zeugen etwas in den Mund gelegt zu haben, um den

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