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Denn rein soll deine Seele sein

Denn rein soll deine Seele sein

Titel: Denn rein soll deine Seele sein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
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verstehen.«
    »Können wir vielleicht in ein Nebenzimmer gehen?«
    »In unseren Vernehmungsräumen herrscht Saunatemperatur. Ideal, wenn man einen Täter in die Zange nehmen möchte.«
    Rina rutschte unruhig auf ihrem Stuhl herum.
    »Wenn Sie wollen, mache ich heute früher Mittagspause«, schlug Decker vor. »Dann können wir zusammen essen und ungestört miteinander reden.«
    Sie standen auf und gingen zur Tür. Ein dicker Cop pfiff, eine Pfeife zwischen die Zähne geklemmt, anerkennend hinter ihr her.
    Decker startete den Plymouth. »Wo möchten Sie essen?«
    Rina zögerte. »In ein Restaurant kann ich nicht gehen, weil dort nicht koscher gekocht wird. Ich habe mir etwas mitgebracht.« Sie deutete auf eine Tüte.
    Also wieder mal Hamburger, dachte er resigniert. »Kein Problem. Ich fahre bei McDonalds vorbei und hole mir was.«
    »Ich habe reichlich mit, weil ich mit Mrs. Adler gerechnet hatte«, sagte Rina schüchtern.
    Decker lächelte. »Auch recht.«
    »Es wäre mir lieber, wenn wir nicht im Wagen essen würden«, setzte sie verlegen hinzu.
    »Auch das läßt sich machen.«
    Sie fuhren zu einem verwahrlosten Park mit verbranntem Gras und vergrautem Sand in der Spielkiste. Im Schatten eines Baumes mit breit ausladenden Zweigen standen ein paar windschiefe Holzbänke. Zwei nackte Kinder liefen durch einen Regner, der ohne viel Erfolg ein Beet mit welken Tagetes wässerte. Die Großmutter der Kinder saß strickend in der Nähe. Es war heiß, über dreißig Grad, und Smog hing in der Luft, aber durch die lockeren Zweige kam eine sanfte Brise, die ein wenig Erleichterung brachte.
    Rina wußte wohl, daß es sich eigentlich nicht gehörte, mit diesem Mann allein zu sein, aber sie hatte das Bedürfnis, etwas zur Ergreifung des Täters zu tun. Im Interesse der Allgemeinheit und um selbst wieder Ruhe zu finden. Als sie sich gesetzt hatten, winkte die alte Frau Decker zu, der den Gruß erwiderte. Rina griff in ihre Tüte. »Ich habe Hamburger gemacht.«
    »Einverstanden. Ich mag Hamburger.«
    »Und Krautsalat.«
    »Ich mag Krautsalat.«
    »Sie sind sehr entgegenkommend.« Rina lachte.
    »Das hängt immer von den Umständen ab...«
    »Da habe ich ja Glück gehabt.« Sie reichte ihm ein großes, mit gebratenem Hackfleisch gefülltes Zwiebelbrötchen.
    Decker besah es sich nachdenklich. »So also kann ein Hamburger aussehen. Wer sich jahrelang nur in Fast-food-Ketten ernährt hat, vergißt das leicht.« Er nahm einen kräftigen Bissen. Der Saft spritzte ihm über Kinn und Schnurrbart.
    »Ich habe Servietten mitgebracht.«
    »Die werde ich brauchen können.«
    Rina wickelte ein paar gelbliche Würfel aus. »Das ist ein kugel. Aus Kartoffeln.«
    »Ich mag Kartoffeln.« Er nahm einen Happen und überlegte. »Wissen Sie, wie das schmeckt? Wie eine besonders dicke latke.«
    Sie sah ihn überrascht an. »Das ist es auch.«
    »Nicht schlecht für einen Goj, was? Meine geschiedene Frau war Jüdin. Allerdings nahm sie es nicht so genau damit wie Sie. Schon ihre Eltern waren sehr amerikanisiert. Aber die Großeltern väterlicherseits hatten an den alten Sitten festgehalten. Die Großmutter meiner Frau hat mir immer latkes gemacht.«
    »Waren sie gut?«
    »Spitze.«
    Rina goß aus einer Thermoskanne Orangensaft ein. Sie hatte ihren Hamburger noch nicht ausgepackt.
    »Essen Sie nichts?« fragte er.
    »Doch, gleich.«
    Sie holte einen Pappbecher aus ihrer Tüte und ging damit zu dem Regner, füllte ihn und goß sich das Wasser über die Hände.
    »Sehr hygienebewußt«, meinte Decker lächelnd. »Das gefällt mir an einer Frau.«
    Sie nickte flüchtig, dann murmelte sie etwas vor sich hin und biß in ihr Brötchen.
    »Das sollte ein Scherz sein«, erläuterte Decker.
    »Ich weiß, aber ich konnte nicht gleich antworten, weil ich den Segen gesprochen habe. Zwischen der Handwaschung und dem Brotbrechen dürfen wir nicht sprechen. Detective Decker -«
    »Warum nennen Sie mich nicht Peter? Ich kenne eine Menge Leute, die mich beim Vornamen nennen und die mir lange nicht so sympathisch sind wie Sie.«
    »Einverstanden. Sie können mich Rina nennen.«
    Sie wurde ernst. »Ich habe Mrs. Adler nicht dazu bewegen können, mich zum Revier zu begleiten. Aber sie möchte der Polizei gern helfen.«
    »Und wie hat sie sich das vorgestellt?«
    »Ich habe allein mit ihr sprechen können, und sie hat mir den Tathergang genau geschildert.«
    Decker hörte auf zu essen. »Wenn die Aussage nicht unmittelbar von ihr kommt, ist sie für uns wertlos.«
    »Das

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