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Denn rein soll deine Seele sein

Denn rein soll deine Seele sein

Titel: Denn rein soll deine Seele sein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
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daß sie sich wieder regelmäßig von Zvi Adler oder einem anderen Mann aus der Gemeinde nach Hause bringen ließ.
    Heute klang das Knacken, klangen die dumpfen Laute, die Schritte sein konnten, besonders nah. Seit zehn Minuten ging das schon so. Rina spürte, daß ihre Angst in Wut umschlug.
    Sie griff zum Hörer und rief das Revier an. Zwölfmal ließ sie es klingeln, aber Decker meldete sich nicht. Unschlüssig sah sie auf seine Privatnummer. Ihre jäh aufschießende Wut war verraucht, und sie zögerte, ihn in seiner Freizeit zu stören.
    Die Schritte draußen waren jetzt deutlich zu hören. Sie gab sich einen Ruck und wählte. Er meldete sich nach dem dritten Läuten.
    »Peter? Hier Rina Lazarus. Ich bin in der Mikwe. Draußen schleicht jemand herum.«
    »Ist das Haus dicht?«
    »Ja. Aber ich habe Angst.«
    »Ich brauche eine Viertelstunde, Rina. Wenn Sie glauben, in unmittelbarer Gefahr zu sein, warten Sie nicht auf mich, rufen Sie einen Ihrer Leute an -«
    »Nein, so lange wird es schon gehen. Aber Sie kommen so schnell wie möglich, ja?«
    »Natürlich.«
    Sie zwang sich, die Waschmaschine in Gang zu setzen, aber dann sah sie sich suchend um. Womit konnte sie sich im Notfall verteidigen? Halbwegs bedrohlich wirkten nur der Haartrockner und der Lockenstab. Sie stellte sich vor, wie sie damit einen Angreifer an seiner empfindlichsten Stelle würde treffen können, und fühlte sich vorübergehend besser.
    Unvermittelt rüttelte es an der Tür. Jemand versuchte ins Haus zu kommen. Ihr Herz begann wie rasend zu klopfen. Sie ging zum Telefon, aber jetzt war alles wieder still. Sie hob ab, lauschte eine Weile dem Freizeichen nach, dann legte sie wieder auf.
    Peter muß jeden Augenblick kommen, redete sie sich zu. Bleib cool, du darfst jetzt nicht durchdrehen. Sie setzte sich in den Sessel und griff nach einem Stoß Mathematikarbeiten. Die Zahlen und Zeichen tanzten vor ihren Augen und kamen ihr plötzlich fremd vor.
    Ganz ruhig bleiben... Es sind Arbeiten aus der Oberstufe ... das da muß ein Differential sein... das hier ein Additionszeichen... Allmählich bekam alles wieder einen Sinn. Sie griff nach dem Rotstift und begann mit der Korrektur.
    Minuten später klopfte es draußen laut und selbstbewußt. Sie fuhr so heftig zusammen, daß der Stift eine rote Spur über das Papier zog.
    »Peter Decker. Machen Sie auf.«
    »Ich bin ja so froh, daß Sie da sind«, sagte sie spontan.
    Er lächelte. »Ganz meinerseits.«
    Sie wurde rot. »Ich habe damit nicht gemeint...«
    »Ich weiß schon, wie Sie's gemeint haben. Am besten schaue ich mich gleich mal draußen um.«
    »Ich komme mit.«
    Er schüttelte den Kopf. »Im Haus sind Sie besser aufgehoben. Und außerdem... Was würden die Leute sagen?«
    »Die Rettung eines Menschenlebens hat im Judaismus Vorrang vor allem anderen.« Sie sah zur Decke. Vergib mir, wenn ich das ein bißchen großzügig auslege, dachte sie.
    »Meinetwegen, dann kommen Sie mit. Wir dürfen keine Zeit verlieren. Bleiben Sie in der Nähe.«
    »Darauf können Sie sich verlassen.«
    Draußen schlug ihnen warme Luft entgegen. Die Mücken waren eine Plage. Decker schlug fluchend auf sie ein. Er knipste seine starke Taschenlampe an und leuchtete damit das Buschwerk und den Weg ab, während er auf den Wald zuging. Rina hielt sich dicht hinter ihm.
    »Ist Ihnen schon etwas aufgefallen?« fragte sie.
    Er lauschte. »Sie haben recht, hier draußen tut sich was. Sehen Sie die Spuren, die in den Wald führen? Ich höre Atemgeräusche. Das ist kein Tier, jedenfalls keins, das ich kenne.« Er drehte sich zu Rina um. »Ich möchte nicht, daß Sie noch weiter mitgehen. Und ich brauche Verstärkung. Laufen Sie zurück zur Mikwe und rufen Sie im Revier an. Sie brauchen nur Code sechs zu sagen.«
    »Ich soll allein zurückgehen?«
    »Es macht weniger Lärm.« Er holte seinen Revolver heraus. »Ich gebe Ihnen Feuerschutz. Vielleicht haben wir Glück und locken den Burschen aus der Deckung hervor.«
    »Klingt ja toll«, sagte Rina mit nicht ganz sicherer Stimme.
    Er gab nach. »Also meinetwegen, ich begleite Sie zurück.«
    »Nein, nein, ich schaffe es schon allein.«
    »Knipsen Sie zweimal das Licht an und aus, wenn Sie hinter sich abgeschlossen haben.«
    Rina war fast an der Tür, als sie die Gestalt auf sich zukommen sah. Ehe sie reagieren konnte, hörte sie Peter rufen: »Stehenbleiben! Polizei!« Während sie sich zu Boden warf, sah sie, wie die dunkle Gestalt sich in die Richtung drehte, aus der Peters Stimme

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