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Denn rein soll deine Seele sein

Denn rein soll deine Seele sein

Titel: Denn rein soll deine Seele sein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
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gemeint.«
    »Natürlich nicht.«
    »Ich habe wirklich gedacht, ich krieg dich rum, aber du bist zäh. Hat sich schon mal jemand so hartnäckig um dich bemüht?«
    Seine Stimme war unvermittelt sachlich geworden.
    »Nein, eigentlich nicht. Mit siebzehn habe ich Yitzchak kennengelernt, ein halbes Jahr später waren wir verheiratet. Ich war sehr bald aus dem Rennen.«
    »Hat dich in letzter Zeit vielleicht mal jemand eingeladen, dem du einen Korb gegeben hast?«
    »Die bochrim aus der Jeschiwa. Shlomo zum Beispiel. Wenn sie mich zum zweitenmal einluden, habe ich abgelehnt. Bis auf Shlomo ist keiner von ihnen mehr hier.«
    »Wer noch?«
    »Es spielt keine Rolle.«
    »Für mich schon.«
    Sie sah ihn an. »Worauf willst du hinaus?« Sie war fast erleichtert, daß das Gespräch unpersönlicher geworden war.
    »Außer den Leuten aus der Jeschiwa hat dich nie jemand eingeladen?«
    »Nach Yitzchaks Tod habe ich wieder angefangen zu studieren, um meinen B.A.-Abschluß zu machen. Zwei Kommilitonen und ein Professor haben versucht, sich mit mir zu verabreden, aber ich hatte nicht den Eindruck, daß sie untröstlich waren, als ich sie habe abblitzen lassen.«
    »Wann war das?«
    »Vor einem Jahr, vielleicht auch eineinhalb Jahren.«
    »Weißt du noch, wie sie hießen?«
    »Der Professor hieß Dooley, Frank oder Fred. Ich glaube, er ist gar nicht mehr in Los Angeles.«
    »Und die Studenten?«
    »Keine Ahnung.«
    »Sonst noch jemand?«
    »Matt Hawthorne hat mich mal eingeladen, vor einer kleinen Ewigkeit, aber Matt ist harmlos.«
    »Matt ist der Lehrer, der am Freitagabend bei euch auf dem Gelände Streife geht, nicht?«
    »Ja, zusammen mit Steve Gilbert. Wenn mal Not am Mann war, haben sie mich auch heimgebracht. Sie hätten also reichlich Gelegenheit gehabt, sich an mich heranzumachen.«
    »Nicht, wenn sie Wert darauf legten, daß du sie nicht erkennst. Was hat Matt gesagt, als du ihm einen Korb gegeben hast?«
    »Er hat die Sache ins Lächerliche gezogen. Er wollte mit mir in eine Pornoschau gehen und sehen, wie rot ich werde, hat er gemeint. Aber so ist er eben, ich kenne ihn ja.«
    »Wie lange kennst du ihn schon?«
    »Etwa fünf Jahre. Er und Steve unterrichteten schon hier, als Yitzchak und ich kamen.«
    »Und was ist mit Gilbert?«
    »Wie meinst du das?«
    »Hat der dich nie um ein Rendezvous gebeten?«
    »Wir haben einmal zusammen was getrunken. Aber das war kein Rendezvous, wie du es meinst. Er ist - mit Unterbrechungen - seit fünf Jahren mit demselben Mädchen verlobt. Damals hatten sie gerade wieder mal Schluß gemacht. Es war ein Jahr nach Yitzchaks Tod, und ich war sehr einsam. Aber wir haben hauptsächlich über ihn gesprochen, er wollte sich offenbar mal ausweinen.«
    »Und danach hat er es nie wieder versucht?«
    »Nein. Er und Matt wissen ganz genau, daß ich nur mit Juden ausgehen würde. Außerdem liebt Steve seine Verlobte, sie ist ein sehr nettes Mädchen. Sie sind beide furchtbar unentschlossen, immer wieder setzen sie einen Hochzeitstermin fest und lassen ihn dann platzen. Jetzt soll der große Tag in sechs Wochen sein. Diesmal sieht es aus, als könnte es klappen.«
    »Was ist Steve Gilbert eigentlich für ein Mensch?«
    »Er ist sehr ruhig, aber dafür ist er Physiker. Meine Hauptfächer im College waren Mathematik und Physik, da trifft man diese Typen häufig.«
    »Und was ist mit deinen Schülern, Rina? Ist da vielleicht der eine oder andere dabei, der ein bißchen wunderlich ist?«
    »Aber das sind doch noch Kinder, Peter.«
    »Sie sind etwa so alt wie Cory Schmidt.«
    »Nein, das sind ganz normale, unheimlich nette Jungen.«
    »Und du kennst sie alle?«
    »Unsere Oberschule hat Hunderte von Schülern, aber ich kenne sie tatsächlich fast alle persönlich.«
    Er reckte sich und machte noch eine Flasche Bier auf. Aber sie wußte, das Thema war für ihn noch nicht ausgestanden.
    »Wir müssen uns langsam auf den Heimweg machen, Peter. Ich bin sehr gespannt, was der Rosch-Jeschiwa zu deinen Büchern sagt. Er kann dir sehr viel besser Auskunft über ihren Wert geben als ich. Rav Aaron wird oft von den Galerien gebeten, Judaika zu taxieren. Sein Arbeitszimmer sieht aus wie ein Museum, und er ist sehr stolz auf seine Sammlung.«
    »Moshe hatte in seiner Hütte eine wunderschöne weiße Robe in einer Plastikhülle, die überhaupt nicht zu seinen anderen Sachen paßte. Hat sie religiöse Bedeutung?«
    »Ja, das ist ein kittel, den trägt der jüdische Mann zur Hochzeit und zu den hohen Feiertagen, und er

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