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Denn rein soll deine Seele sein

Denn rein soll deine Seele sein

Titel: Denn rein soll deine Seele sein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
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an und marschierte wieder nach rechts. Decker trank schwarzen Kaffee aus einem großen Plastikbecher und ließ den Schirm nicht aus den Augen. Er versuchte sich in dem engen Plymouth bequemer zurechtzusetzen. Seine Muskeln hatten sich verspannt. Drei Stunden saßen sie schon hier, und bisher hatte sich noch nichts getan.
    Hollander hatte ein Kreuzworträtselheft am Wickel. Hin und wieder warf er einen Blick auf den Schirm, sah aber nicht ein, wozu er sich anstrengen sollte, solange Decker dabei war. Es herrschte eine Gluthitze im Wagen. Wie Pete es fertigbrachte, auch noch diese heiße Brühe in sich hineinzuschütten, war ihm unbegreiflich. Hollander kippte den Rest Cola und warf den Pappbecher auf die Rückbank. »Was Neues?«
    »Fehlanzeige.«
    »Sollen wir sie mal ansprechen?«
    »Nein. Das könnte ins Auge gehen. Falls sich einer an sie herangemacht hat, würden wir ihn damit nur verscheuchen. Wenn was anliegt, meldet sie sich schon von selbst.«
    »Weißt du was für Nasenbär mit fünf Buchstaben?« fragte Hollander.
    »C-o-a-t-i.«
    »Paßt. Besten Dank.«
    Decker machte ein saures Gesicht. Er konnte Kreuzworträtsel nicht leiden. Für ihn waren sie untrennbar mit einem Gefühl der Einsamkeit verbunden. Nach seiner Scheidung hatten sie haufenweise bei ihm herumgelegen.
    »Wie zuverlässig ist deiner Meinung nach diese Rayana?«
    Decker ließ den Blick nicht vom Bildschirm. »Nach ihrer Beschreibung müßte Macko unser Mann sein. Ob sie es sich anders überlegt und ihm einen Tip gegeben hat, ist eine ganz andere Frage. Blödes Luder. Wenn er andere Frauen überfällt und zusammenschlägt, macht sie die Augen zu, aber kaum gibt er mal ihrem süßen Pudel einen Tritt, da fällt ihr ein, daß er eine Gefahr für die menschliche Gesellschaft darstellt.«
    »Als Komplizin können wir sie nicht drankriegen?«
    »Nein, sie selbst hat ja nichts angestellt.«
    »Sie hat Beweismaterial zurückgehalten.«
    »Wir haben ihr zugesagt, daß sie straffrei ausgeht, wenn sie auspackt. Geschäft ist Geschäft. Daraufhin hat sie angefangen zu reden. Und nicht zu knapp.«
    »Sie hatte Angst, daß wir ihr was anhängen.«
    »Ja, ich denke auch, daß sie sich hauptsächlich deshalb gemeldet hat. Sie hat geglaubt, daß wir Macko sowieso bald schnappen würden, und wollte nicht von ihm reingezogen werden. Die Sache mit dem Hund war nur der Auslöser.«
    Über Lautsprecher kam Marge Dunns Stimme. »Weit und breit kein Aas zu sehen.«
    »Kriegst du genug frische Luft?«
    »Bin schon verflixt fußlahm.«
    »Bleib am Ball, Schätzchen.« Mike gab das Mikrofon an Decker weiter. »Meinen Standort habt ihr?«
    »In dem Durchgang hinter Sid's Pizza und der Bierpinte. Funktioniert bestens, unser neues Spielzeug.«
    »Ich eß nie wieder Pepperoni, der Geruch hat sich in meinen Klamotten festgesetzt.«
    »Wie ist die Beleuchtung, Margie?«
    »Hinter mir Licht von der Straßenlaterne, eine Lampe über der Hintertür von der Pinte. So langsam überleg ich mir, ob uns Rayana vielleicht bloß auf den Leim gelockt hat.«
    »So richtig festgelegt hat sie sich ja nicht. Willst du Schluß machen?«
    »Nein, eine Stunde wird's schon noch gehen. Ende, da kommt jemand.«
    Das Pünktchen kam zum Stillstand. Decker und Hollander starrten gebannt auf den Bildschirm. Aber da setzte sich der grüne Punkt schon wieder in Bewegung.
    »Wie fandest du Margies Neuen?« Hollander legte das Kreuzworträtsel aus der Hand.
    »Ernst? Machte einen netten Eindruck.«
    »Softie-Typ, fand ich. Ob er Jude ist?«
    Decker warf Hollander einen raschen Blick zu. »Davon hat Marge nie was gesagt.«
    »Er sieht so aus. Wenn einer schon Katzenbach heißt...«
    »Nach dem Aussehen kann man nicht gehen«, sagte Decker ziemlich scharf.
    »Bloß keine Aufregung. Ich sag doch gar nichts gegen deine Süße.«
    Decker lief die Galle über. »Bleib du lieber bei deinen Kreuzworträtseln.«
    Hollander klopfte verärgert seine Pfeife aus. »Sei bloß nicht so empfindlich. Kaum sagt man ein Wort über die Judenschu -, ich meine, über die Jeschiwa, da gehst du schon hoch.«
    Decker holte eine Zigarette heraus. »Hast du mal Feuer?«
    Hollander riß ein Streichholz an. »Daß Juden im allgemeinen wie Juden aussehen, mußt du doch zugeben.«
    »Sieht Rina jüdisch aus? Sie hat eine richtige kleine Knopfnase.«
    »Stimmt«, gab Hollander zu. »Und du hast 'ne Judennase. Trotzdem seh ich sofort, daß sie jüdisch ist - im Gegensatz zu dir. Wär was anderes, wenn man sie in normale Klamotten

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