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Denn rein soll deine Seele sein

Denn rein soll deine Seele sein

Titel: Denn rein soll deine Seele sein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
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auf die Couch und holte seinen Block heraus. »Seit wann kennen Sie Mrs. Lazarus?«
    Hawthornes linkes Auge zuckte. »Seit etwa fünf Jahren. Ich war schon an der Jeschiwa, als sie und ihr Mann kamen.«
    »Was hielten Sie von dem Mann?«
    Hawthorne zögerte.
    »Na los...«
    »Er war ein typischer Jeschiwagelehrter. Bei ihr hatte ich immer den Eindruck, daß sie da nicht so recht hingehörte.«
    »Warum?«
    »Ich weiß nicht recht. Sie ist zwar sehr religiös, aber sie hat auch viel Sinn für Humor und keine Angst vor Männern. Es gibt dort Frauen, die sind regelrecht androphob. Wenn ich mit ihnen rede, sind sie so nervös, daß sie mich damit anstecken. Rina war immer ganz locker. Jetzt ist sie natürlich sehr mitgenommen. Wäre ich wahrscheinlich auch an ihrer Stelle.«
    »Mochten Sie ihren Mann?«
    »Ich glaube, ich habe nie mehr als zwei Worte mit ihm gewechselt. Entweder war er ein besonders ruhiger Typ, oder er konnte mich nicht leiden. Ich glaube, es war ihm nicht recht, daß ich und Steve beruflich mit seiner Frau zu tun hatten. Aber er ist mir gegenüber nie ausfallend geworden.«
    »Haben Sie nach seinem Tod mal daran gedacht, mit Mrs. Lazarus auszugehen?«
    Wieder zögerte Hawthorne einen Augenblick. »Nein. Sie würde sich nur von Juden - frommen Juden - ausführen lassen, wenn überhaupt. Sammy, ihr Ältester, sagt, daß sie gar nicht ausgeht.«
    »Das hat Sammy Ihnen von sich aus erzählt?«
    Wieder das Augenzucken. »Ich habe ihn mal danach gefragt. Sie ist mir sympathisch, da macht man sich eben so seine Gedanken.«
    »Aber Sie selbst haben Mrs. Lazarus nie eingeladen, mit Ihnen auszugehen?«
    »Nein.«
    »Sie meint aber, sich an eine Einladung von Ihnen erinnern zu können.«
    »Vielleicht hab ich mal aus Spaß irgendwas in der Richtung gesagt, aber ich habe nicht damit gerechnet, daß sie das ernst nimmt.«
    »Sie haben Mrs. Lazarus aus Spaß eingeladen, mit Ihnen auszugehen?«
    »Genau. Aber wie gesagt, ich hätte nie gedacht, daß sie das ernst nimmt.«
    »Wo waren Sie in der Nacht, als Mrs. Adler überfallen wurde?«
    Das Auge zuckte. »Mrs. Adler? Ich denke, Sie interessieren sich für Florence Marley.«
    »Ich interessiere mich für beide.«
    »In der Nacht, in der Florence Marley ermordet worden ist, war ich mit einem Freund aus, einem gewissen Jack Oates. Ich gebe Ihnen seine Nummer, er wird es bestätigen. Wir waren im Kino, in Glendale. Im Capitol. Es gab einen Dokumentarfilm über die Ghettos in Cleveland. Sehr gut gemacht.«
    »Wann war das Kino aus?«
    »Gegen zehn.«
    Decker beschloß, sich die genaue Zeit vom Capitol geben zu lassen.
    »Und wo waren Sie an dem Abend, als Mrs. Adler vergewaltigt wurde?«
    »Das weiß ich nicht mehr.«
    »Es war ein Donnerstag.«
    »Keine Ahnung. Wahrscheinlich habe ich zu Hause gesessen und gelesen. Ich lese viel.«
    »Sitzen Sie auch viel vor dem Fernseher?«
    »Eigentlich nicht. Ich sehe mir höchstens die Nachrichten an.«
    »Keine Serie, die Sie vielleicht regelmäßig am Donnerstag anschauen?«
    Hawthorne überlegte. »Nein. Vielleicht war an dem Donnerstag wirklich was Interessantes. Ich müßte nachsehen.«
    Wenn du erst nachsehen mußt, hilft dir das nicht weiter, dachte Decker. »Wann machen Sie Feierabend?« fragte er.
    »Gegen sechs, manchmal wird es auch halb sieben.«
    »Machen Sie auch noch außerhalb des Lehrplans was mit den Jungen?«
    »Ich habe kein festes Programm, das etwa mit dem Computerclub vergleichbar wäre. Für Literatur interessieren sich die Jungen dort weniger als für Naturwissenschaften und Religion. Manchmal fachsimpeln wir ein bißchen über Sport. Meist bin ich um sieben weg, ich drücke mich auf dem Gelände nicht gern länger herum, als ich muß. Rina zuliebe helfe ich natürlich gern beim Streifegehen aus.«
    »Sie mögen Mrs. Lazarus?«
    »Klar. Sie doch auch, oder?«
    Decker warf einen prüfenden Blick auf Hawthornes Arme, die ebenfalls glatt und unversehrt waren. »Tja, das war's dann wohl.«
    »Das war ja kurz und schmerzlos. Ich hab's mir eigentlich schlimmer vorgestellt.«
    »Wie denn?«
    »Ich weiß nicht recht. So ähnlich wie geteert und gefedert zu werden vielleicht...«
    Decker verzog keine Miene. »Ich brauche noch die Telefonnummer Ihres Freundes Oates.«
    »Aber gern.« Er schrieb sie auf einen Zettel. »Passen Sie auf Rina auf, sie liegt mir sehr am Herzen.«

21
    Marge Dunn war als zuckendes grünes Pünktchen auf dem Computerbildschirm zu sehen. Das Pünktchen bewegte sich langsam nach links, hielt

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