Denn rein soll deine Seele sein
klopfte nachdenklich mit der Schuhspitze auf den Boden. »Wir sollten versuchen, sie alle vier vor Gericht zu bringen. Daß Cory sich nur wegen des Überfalls zu verantworten hätte, widerstrebt mir auch.«
»Eben. Ich glaube nämlich nicht, daß er Mrs. Adler überfallen hat.«
Morrison runzelte die Stirn. »Nicht?«
»In der Nacht, als Florence Marley ermordet wurde, hat jemand versucht, in die Mikwe einzudringen. Davon hat Cory kein Wort gesagt. Ich glaube, daß es derselbe Mann war, der Mrs. Adler vergewaltigt hat. Es war ein taktischer Fehler, daß ich nach der Supermarktgeschichte Cory gegenüber davon angefangen habe.«
»Mist.«
»Ja, ich komme mir auch vor wie ein Idiot. Für mich ist er als Täter im Fall Adler einfach unglaubhaft. Cory und Genossen sind typische Messerstecher. Als wir bei den Schmidts Haussuchung gemacht haben, haben wir zwar einen Revolver gefunden, aber der gehörte Corys Vater. Der Mann, der Mrs. Adler überfallen hat, hatte eine Schußwaffe bei sich. Und als ich neulich auf dem Gelände herumgelaufen bin, hat jemand auf mich geschossen. Ein verdammt guter Schütze übrigens.«
»Es soll Täter geben, die mehr als eine Masche drauf haben.«
»Zugegeben. Trotzdem würde ich gern den Fall noch etwas genauer untersuchen, ehe ich Cory endgültig festnagele.«
»Macko haben Sie vermutlich schon darauf angesprochen?«
»Ja. Er war es mit Sicherheit nicht.«
»Wie sind Sie zur Zeit ausgelastet?«
»Nachdem der Fall Marley und die Überfälle auf Frauen in Foothill vom Tisch sind, habe ich ein bißchen Luft.«
»Schon Verdächtige?«
»Einige.«
»Es wäre gut, wenn Cory wüßte, daß er mit dem Fall Adler kein Geschäft mehr machen kann. Ich schlage vor, daß wir uns noch achtundvierzig Stunden bewilligen.«
»Danke, Sir.«
Birdwell trat zu ihnen. »Wie geht's jetzt weiter?«
Morrison informierte ihn und wandte sich dann an Decker. »Hollander oder Dunn sollen seine Freunde unter Mordverdacht festnehmen, und Sie suchen inzwischen nach dem Mann, der Mrs. Adler überfallen hat. Ich möchte nicht, daß sie abhauen, wenn sie Wind davon kriegen, daß Cory in der Tinte steckt.«
»Und wenn wir mit dem Fall Adler nicht weiterkommen?« fragte Birdwell.
»Dann müssen wir uns vielleicht doch auf ein Geschäft einlassen. Sie haben zwei Tage, Peter.«
»Ja, Sir.« Decker wandte sich zum Gehen.
24
Rina wartete im Park auf Decker. Seit Mackos Verhaftung waren zwei Tage vergangen. Sie hätte gern angerufen und ihm gratuliert, aber sie wollte keine falschen Hoffnungen in ihm wecken.
Heute aber hatte er von sich aus angerufen, und sie hatten sich zu seiner Mittagspause verabredet. Schon überlegte sie wieder, ob es die richtige Entscheidung gewesen war. Sie hätte die Sache auch telefonisch erledigen können, aber sie hatte zugesagt und freute sich darauf, ihn wiederzusehen.
In Gedanken beschäftigte sie sich ständig mit ihm. Er war nett zu den Kindern und lieb zu ihr, er achtete ihre religiösen Überzeugungen und rührte sie nicht an. Sie träumte von ihm, und diese Träume riefen längst verschüttete Empfindungen wieder wach.
Sie war glücklich in seiner Nähe und unglücklich, wenn sie getrennt waren. Es war lächerlich, denn ihre Beziehung hatte, wie sie sehr wohl wußte, keine Zukunft. Aber sie konnte gegen ihre Gefühle einfach nicht an.
Der Plymouth hielt, und Peter stieg aus. Sein Gesicht war ernst und angespannt.
»Gratuliere«, sagte sie herzlich.
»Wozu?«
»Zur Verhaftung des Sittenstrolchs von Foothill.«
»Ach so.« Er zog die Jacke aus und lockerte den Schlips. »Das ist ja schon Schnee von gestern.«
Sie warf unwillkürlich einen Blick auf sein Schulterhalfter, dann sah sie zu Boden. »Da muß dir doch ein Stein vom Herzen gefallen sein.«
»Ja, ich hab nichts dagegen, daß der Kerl hinter Gittern sitzt. Besonders, da es so aussieht, als müßte er jetzt eine Weile dort bleiben. Zwei seiner Opfer haben ihn bei einer Gegenüberstellung identifiziert.«
Er lächelte. »Du bist heute besonders nett anzusehen.«
Rina lachte leicht verlegen und strich das Seidenkleid glatt.
»Darf man fragen, für wen du dich so feingemacht hast?«
»Ich habe mich mit meinen Eltern zum Frühstück getroffen. Sie haben es gern, wenn ich mich hübsch anziehe.«
»Kann ich gut verstehen. Aber hast du mir nicht erzählt, daß du nicht im Restaurant ißt?«
»Es war koscher.«
»Von Miami her kenne ich koschere Restaurants, aber daß es hier auch so was gibt, wußte ich
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