Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Denn rein soll deine Seele sein

Denn rein soll deine Seele sein

Titel: Denn rein soll deine Seele sein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
Vom Netzwerk:

    »Gewalt! Er war es nicht, Peter. Moshe ist bei dir schon zur fixen Idee geworden.«
    »Es ist keine fixe Idee, ich versuche es einfach noch mal mit einem neuen Ansatz...«
    »Du hast wohl Angst, dieser Fall könnte deinen guten Ruf als Kriminalbeamter ruinieren?« Sie schluckte. »Verzeih, Peter, so habe ich es nicht gemeint.«
    Decker seufzte. »Fest steht, daß in der bewußten Nacht jemand versucht hat, in die Mikwe einzudringen, und daß es dieser Jemand auf dich abgesehen hatte. Wie beim erstenmal.«
    »Das begreife ich nicht. Er hätte doch nur zu warten brauchen, bis ich herauskam.«
    »Hör zu, Rina. Sarah trug eine schwarze Perücke, du hast dunkles Haar. Sarah hat dir erzählt, daß der Kerl sich wie wahnsinnig gebärdet hat, nachdem er ihr die Perücke vom Kopf gerissen hatte. Kein Wunder, denn in diesem Moment hatte er gemerkt, daß er die Falsche erwischt hatte. Bitte, überleg noch einmal ganz genau, Rina. Es muß jemand gewesen sein, der in der bewußten Nacht auf dem Gelände war. Der sich den Mord an Florence zunutze gemacht hat.« Er zündete sich eine Zigarette an. »Somit wären alle Männer aus der Jeschiwa verdächtig.«
    »Es ist niemand aus der Jeschiwa.«
    »Wie du willst. Tatsache ist, daß nach wie vor ein Sittenstrolch hinter dir her ist. Du mußt weg.«
    »Das haben wir doch alles schon mal besprochen, Peter -«
    »Bitte, laß mich ausreden. Ich habe drei Jahre Erfahrung mit Sittlichkeitsverbrechern, und was ich jetzt sage, sage ich nicht jedem. Es gibt Sittlichkeitsverbrecher, die aufs Geratewohl zuschlagen, Verbrechen, bei denen gewissermaßen die Frau zur falschen Zeit am falschen Platz ist, aber es gibt auch Täter, die gezielt arbeiten wie in deinem Fall. Dem Mann, den wir suchen, geht es nicht darum, sich an der erstbesten Frau abzureagieren, ihm geht es speziell um dich.«
    »Um so unsinniger wäre es, vor ihm davonzulaufen. Er würde mir nur folgen.«
    »Und die Kinder?«
    »Wo sollte ich hin, Peter? Zurück zu meinen Eltern - damit auch sie in diesen Alptraum hineingezogen werden? In eine Mietwohnung mit wildfremden Nachbarn, die sich nicht um mich kümmern? Hier wissen alle, was geschehen ist, sie kümmern sich um mich. Du rufst mich an, Sarah telefoniert jeden Abend um elf mit mir. Wenn du wirklich glaubst, daß ich in Gefahr bin, muß ich eben lernen, mich zu schützen.« Sie tippte an sein Schulterhalfter. »Zeig mir, wie man damit umgeht. Du hast mir schon einmal eine Waffe anvertraut.«
    »Weil ich Florence suchen wollte. Da blieb mir gar nichts anderes übrig, als dir einen Revolver in die Hand zu drücken.«
    »Und bleibt mir jetzt etwas anderes übrig, als zur Waffe zu greifen?«
    »Ja, du kannst weg von hier. In der Mordnacht hattest du keine Alternative.«
    »Flucht ist für mich keine Alternative.«
    »Ein Revolver nützt dir nichts, wenn du nicht damit umgehen kannst.«
    »Dann bring es mir bei.«
    »Ich meine das eher psychologisch. Natürlich könntest du schießen lernen, aber du mußt auch innerlich bereit sein abzudrücken und den Kerl über den Haufen zu schießen. Sonst nimmt er dir nämlich die Kanone aus der Hand und knallt dich ab. Könntest du einen Menschen töten?«
    »Ich habe Cory getreten, als es sein mußte.«
    »Ich spreche von töten, Rina.«
    »Ich glaube schon - wenn ich mich bedroht fühle.«
    »Du glaubst es?«
    »Also gut. Ja, ich könnte auch töten.«
    »Das nehme ich dir nicht ab.«
    »Kennst du mich wirklich so gut?«
    »Vielleicht habe ich nur zu oft anständige Menschen im Leichenschauhaus liegen sehen, weil sie glaubten, sie könnten töten.«
    Er nahm ihre Hand. »Ich möchte ja nur nicht, daß dir etwas passiert.«
    »Ich bin nicht leichtsinnig, Peter. Ich habe dich immer angerufen, sobald etwas nicht in Ordnung war, und so werde ich es auch in Zukunft halten. Wenn ich angegriffen werde, möchte ich mich und meine Kinder schützen können. Ich weiß, daß ich es schaffen würde.« Sie sah ihn an. »Ich könnte mir von anderen Leuten das Schießen beibringen lassen.«
    »Ich weiß.« Decker lächelte gequält und griff nach der Picknicktasche. Jede weitere Diskussion war sinnlos.

25
    Mit rhythmischem Klicken spuckte der Drucker eine neue Ladung von Computerbogen aus. Decker griff sich den Stapel und ging damit an seinen Schreibtisch. Die Schrift war schon wieder blaß, es war das dritte Farbband, das er in den letzten vierundzwanzig Stunden verbraucht hatte. Er kniff die Augen zusammen, aber viel besser wurde es davon auch

Weitere Kostenlose Bücher