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Denn rein soll deine Seele sein

Denn rein soll deine Seele sein

Titel: Denn rein soll deine Seele sein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
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ein Mord, dachte Decker, aber er sagte es nicht laut.
    »Sie waren auf der Suche, Detective.«
    »Ich glaube, das bin ich noch immer, Rabbi.«

23
    Cory Schmidt hockte mit hängendem Kopf im Vernehmungszimmer und rauchte. Das fettige blonde Haar war zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden, dunkle Schatten lagen unter seinen Augen. Die Gefängnisjeans waren ihm zu groß. Seine Ohrringe, seine Armbänder und sein Imponiergehabe waren auf der Strecke geblieben.
    Nervös rutschte er auf seinem Stuhl herum. Verdammt einsam hier. Mutter weiß seit zwei Tagen, daß sie mich eingebuchtet haben, aber bis jetzt hat sie sich noch nicht sehen lassen, das faule Aas. Sitzt wahrscheinlich vor der Glotze. Und der Alte? Läßt sich bestimmt irgendwo vollaufen und kümmert sich einen Scheiß um mich. Genaugenommen haben sie mich alle hängenlassen. Die Alten, die Kids, die Tussis. Alle. Er sah den Typ an, der neben ihm saß. Mieser Normalo. Pflichtverteidiger. Ronson schimpfte er sich. Affiger Schnauzer, aufgesetzter britischer Akzent. Als ob ich auf so was stehe. Abgefuckter Macker. Macht andauernd in seinen Papieren rum, räuspert sich, will wissen, ob ich Fragen hab, denkt wohl, ich hab einen an der Waffel. Was soll ich denn noch sagen? Cory saugte den letzten Rest Nikotin aus seiner Zigarette. Am besten hängt man sich gleich auf, dachte er.
    Vor dem Vernehmungsraum wartete Decker auf Birdwell , den Anklagevertreter, der gerade telefonierte. Birdwell war ein junger, gutaussehender, bebrillter Schwarzer mit glattem Babygesicht und kurzem Kraushaar, ein ausgesprochen cleverer Berkeley-Absolvent. Er würde es noch weit bringen. Decker überlegte, wie es ihm selbst wohl im Staatsdienst ergangen wäre. Im Rückblick war es ein großer Fehler gewesen, daß er in die Anwaltsfirma seines Schwiegervaters eingetreten war. Vermögensverwaltung und letztwillige Verfügungen. Großes Geld, aber geisttötend.
    Jetzt betrat Captain Morrison den Dienstraum, und Decker winkte ihn heran. David Morrison war ein drahtiger Fünfziger mit dünnem grauem Haar und schlaffen Wangen. Während er zu Decker hinüberging, rückte er den schiefen Schlips zurecht. »Wo steckt Birdwell?« fragte er.
    »Telefoniert gerade.«
    Sie standen schweigend beieinander, bis Birdwell zurück war.
    »Wie steht's, George?« fragte Morrison.
    »Er ist bereit, den Überfall auf Mrs. Adler zuzugeben, dafür nennt er uns die Namen der Kids, die bei dem Mord an Florence Marley mitgemacht haben.«
    Morrison wandte sich an Decker. »Ich denke, der Fall Adler war eine Vergewaltigung.«
    »Die Ärztin hat bei der Untersuchung Mist gebaut«, sagte Decker. »Sie hat zwar Samenspuren im Vagina- und Anusbereich festgestellt, aber keine Penetration. Technisch ist es also keine Vergewaltigung.«
    »Und Cory soll nach Jugendrecht abgeurteilt werden«, ergänzte Birdwell.
    »Das kann er sich abschminken«, erklärte Morrison. »Wir können Cory also nur einen Überfall anhängen?«
    »Wenn wir ihn auf den Fall Marley festnageln, ist es ein ausgewachsener Mord, und ich habe für eine Anklage genug an der Hand. Wenn wir aber die Namen der Mittäter wollen, bleibt uns nur der Überfall.«
    »Kommt nicht in Frage.«
    »Irgend jemand hat Cory verpfiffen«, sagte Birdwell.
    »Er war am Tatort, das steht fest«, meinte Morrison. »Wir haben seine Spuren und die von seinem Motorrad. Wer zugestochen hat, weiß ich nicht, aber Schmidt war dabei. Und dafür soll er sich auch verantworten.«
    »Wenn wir uns darauf nicht einlassen, kriegen wir seine sauberen Freunde nicht dran.«
    Morrison runzelte die Stirn. »Was haben wir denn gegen die in der Hand?«
    »Im Augenblick gar nichts«, entgegnete Decker. »Sie behaupten, daß sie bei ihren Freundinnen waren, und die Mädels bestätigen das.«
    »Na, das kennt man ja«, meinte der Captain bitter.
    »Eben.« Der Anklagevertreter kratzte sich am Kopf. »Aber ohne Beweise steht Aussage gegen Aussage.«
    »Und Corys Alibi für die bewußte Nacht?« fragte der Captain.
    »Zuerst hat er behauptet, er wäre mit seinen Kumpels zusammengewesen«, erwiderte Decker. »Das haben sie abgestritten. Jetzt hat er also kein Alibi und wäre deshalb bereit, ein Geschäft zu machen. Wenn wir uns an ihn halten, kriegen wir die anderen garantiert.«
    »Wissen wir denn genau, daß Schmidt nicht aktiv mitgemacht hat?«
    »Aus der Obduktion geht hervor, daß den eigentlichen Mord ein Linkshänder ausgeführt hat«, sagte Decker. »Und Schmidt ist Rechtshänder.«
    »Das ist nicht

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