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Denn rein soll deine Seele sein

Denn rein soll deine Seele sein

Titel: Denn rein soll deine Seele sein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
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bewaffnet - mit einem dicken Talmudband. Blinzelnd hob er das Buch und ließ es auf den Kopf des Mannes niedersausen. Der Schlag betäubte ihn kurz, doch dann begann er auf Moshe einzudreschen. Rina lief zu den Kämpfenden hinüber und versuchte dem Mann die Skimaske abzureißen. Er versetzte ihr einen Tritt in den Leib, sie krümmte sich - und er war wieder frei.
    »Er entwischt uns, Moshe«, keuchte sie.
    Moshe packte ihn an dem schwarzen Hemdkragen und riß ihn wieder zu Boden. Im Takt des Schma Israel bearbeitete er seinen Kopf mit dem schweren Buch, so daß er vor Schmerz aufschrie und einknickte.
    Rina suchte nach dem Revolver. Im Schein des Vollmonds sah sie etwas blinken. Die Waffe war klein und handlich, fast wie ein Spielzeug. In der Ferne hörte sie eine Sirene heulen. Endlich.
    Mit zitternder Hand spannte sie den Revolver und zielte. Der Mann mit der Skimaske war sichtlich angeschlagen, aber er wehrte sich noch immer. Sie wagte nicht zu schießen, sie hätte Moshe treffen können.
    Der Mann wirbelte herum und machte sich los. Der Revolver in Rinas Hand spuckte Feuer. Sekundenbruchteile zögerte er, dann wandte er sich zur Flucht. Doch dieser Aufschub hatte genügt. Er lief genau in Deckers Dienstwaffe hinein.
    »Stillgestanden! Polizei!«
    Der Mann machte kehrt, doch da waren Marge und Decker schon über ihm und warfen ihn zu Boden. Decker versetzte ihm mit dem Revolvergriff einen Schlag auf den Rücken, dann drückte er ihm den Lauf an den Kopf.
    »Eine Bewegung, und Sie sind ein toter Mann.« Er ließ die Handschellen zuschnappen.
    Marge hatte ebenfalls den Revolver schußbereit in der Hand. »Hast du ihn? Dann fordere ich mal die Verstärkung an.«
    Decker zog den Mann hoch und stieß ihn gegen die Motorhaube des Plymouth.
    »Keine Mätzchen, du Dreckskerl, sonst bist du geliefert, ist das klar?«
    »Bleib cool, Pete.« Marge versuchte ihn wegzuziehen.
    »Hast du mich gehört, du Mistvieh?« fauchte Decker.
    »Wenn du nur mal falsch blinzelst, landest du im Kühlfach.«
    Rina sah, wie Decker ihm die Maske wegriß.
    Es war Gilbert. Kalkweißes Gesicht, weit aufgerissene, feuchtverquollene Augen, die Lippen geschwollen und blutig.
    Rina schnappte nach Luft und wich zurück. Dann fiel ihr etwas ein. »Matt Hawthorne wollte mich nach Hause bringen«, stieß sie hervor. »Er hat etwas gehört und ist dem Geräusch nachgegangen...«
    »Wo ist er?« Decker drückte Gilbert ein Knie ins Kreuz.
    »Bei den Eichen«, preßte Gilbert zwischen geschwollenen Lippen hervor. »Wo die Kids die Schwarze umgebracht haben.«
    »Haben Sie ihn getötet?«
    Ein geisterhaftes Lächeln. In einem plötzlichen Schwall lief Gilbert Blut aus der Nase und rann ihm aufs Kinn herunter.
    »Höchstens aus Versehen«, sagte er kichernd.
    Decker stieß ihn mit dem Gesicht gegen den Wagen.
    Marge zog Gilbert weg, warf ihn zu Boden, fesselte ihm die Füße, drehte ihn auf den Bauch und hielt ihm einen Revolver an den Kopf.
    »Schau du nach Hawthorne«, sagte sie zu Decker und meinte: »Sieh zu, daß du dich abkühlst.«
    Decker fuhr sich mit der Hand übers Gesicht und sah Rina an. Ihre Kleidung hing in Fetzen herunter. Das schöne Gesicht war geschwollen und verkratzt, Stirn, Nase, Lippen und Kinn blutig. Marge sah, wie seine Hand zum Halfter ging.
    »Ohne mich, Pete«, sagte sie nachdrücklich. »Sieh zu, daß du Hawthorne findest.«
    Er nickte und machte sich auf den Weg.
    Marge wandte sich an Gilbert. »Glück gehabt, Dreckskerl. Um ein Haar hätte er dich umgenietet, und um ein Haar hätte ich ihn nicht abgehalten.«
    Marge las ihm die Verwarnung vor und fragte, ob er alles begriffen hätte.
    Gilbert lachte, weinte, wühlte mit dem Gesicht im Dreck.
    »Von Staub sind wir geworden«, rief er und sabberte. Plötzlich lief das fahle Gesicht wutrot an. »Sie hat mir das angetan.
    Sie hatte die Macht, sie hätte mir helfen können, aber sie hat es nicht getan. Abgelehnt hat sie mich wie alle anderen auch. Weil ich kein Jude bin, hat sie gesagt, aber ich weiß, wie es wirklich ist. Sie hat mich ausgelacht, hinter meinem Rücken. Sie ist schuld, daß es nicht funktioniert. Alle sind sie schuld. Alle haben mich ausgelacht.«
    Er brach in Tränen aus. »Es tut mir so leid, Rina. Wenn du mir nur eine Chance gegeben hättest... Wenn irgend jemand mir eine Chance gegeben hätte... Aber die Luder sind ja alle so gemein.«
    Er bäumte sich gegen die Fesseln auf.
    »Sie hatte die Macht, versteht das denn keiner? Sie hätte mich retten können. Eine

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