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Denn vergeben wird dir nie

Denn vergeben wird dir nie

Titel: Denn vergeben wird dir nie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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Umgebung
der Garage ab. Niemand war zu sehen.
Ich holte tief Atem, nahm die Reisetasche, stieg aus und
hastete die wenigen Stufen zum Eingang hinauf.
Bevor ich den Schlüssel ins Schloss stecken konnte,
jagte ein Auto die Auffahrt hinunter und blieb mit
quietschenden Reifen stehen. Ein Mann sprang heraus und
stürzte auf mich zu.
Wie gelähmt stand ich da und erwartete, Rob Wester
fields Gesicht auftauchen zu sehen und das kicherähnliche
Geräusch zu hören, das er gemacht hatte, als ich neben
Andreas Leiche kniete.
Aber dann wurde ich von einem Lichtkegel angestrahlt,
und als er näher kam, sah ich, dass der Mann eine Uniform
trug und dass es Officer White war.
»Man hat mir gesagt, Sie seien ausgezogen, Miss
Cavanaugh«, sagte er in unverhohlen unfreundlichem Ton.
»Was machen Sie hier?«

24
    Es FOLGTEN UNANGENEHME MOMENTE, als ich
erklärte, warum ich noch nicht ausgezogen war, aber dann
bestand ich darauf, dass Officer White mit in die
Wohnung käme und Mrs. Hilmer bei ihrer Enkelin anriefe.
Ich hatte die Nummer auf einem Blatt Papier neben dem
Computer notiert. Er sprach mit Mrs. Hilmer und gab dann
den Hörer an mich weiter.
    »Es ist mir so peinlich, Ellie«, sagte sie. »Ich habe
Officer White gefragt, ob die Polizei das Haus in meiner
Abwesenheit etwas im Auge behalten könnte, und ich
habe ihm auch gesagt, Sie würden ausziehen, aber
selbstverständlich hätte er Ihnen aufs Wort glauben
müssen, dass Sie noch länger dort bleiben durften.«
Da haben Sie vollkommen Recht, dachte ich, sagte aber:
    »Es war sicherlich richtig, dass er auf der Hut gewesen
ist, Mrs. Hilmer.« Ich sagte auch nicht, dass ich im Grunde
froh über sein Kommen gewesen war, denn dadurch hatte
ich die Wohnung nicht allein betreten müssen, und sobald
er gegangen war, würde ich die Tür verriegeln können.
Ich erkundigte mich nach ihrer Enkelin, verabschiedete
mich und hängte auf.
    »Dann werden Sie also morgen ausziehen, Miss
Cavanaugh?«, fragte Officer White. Nach seinem Ton zu
urteilen, hätte er ebenso gut sagen können: »Packen Sie
Ihre sieben Sachen und machen Sie, dass Sie weg
kommen.«
    »Ja, Officer. Machen Sie sich keine Sorgen. Ich werde
morgen ausziehen.«
»Haben Sie irgendeine Reaktion auf dieses Schild
bekommen, dass Sie vor Sing-Sing herumgezeigt haben?«
»Um ehrlich zu sein: ja«, sagte ich und lächelte mein
von Pete Lawlor so genanntes geheimnisvolles, selbst
zufriedenes Lächeln.
Er verzog das Gesicht. Ich hatte seine Neugier geweckt,
was auch meine Absicht gewesen war.
»Die ganze Stadt spricht davon, dass Sie Rob Wester
field heute im Parkinson Inn ein paar ziemlich üble Dinge
an den Kopf geworfen haben.«
»Es gibt kein Gesetz, das es einem verbietet, aufrichtig
zu sein, und es gibt bestimmt keins, das einem vorschreibt,
nett zu Mördern zu sein.«
Mit geröteten Wangen stand er an der Tür, die Klinke in
der Hand. »Miss Cavanaugh, ich möchte Ihnen einen
guten Rat geben. Ich weiß, dass es Rob Westerfield, mit
dem ganzen Geld der Familie im Rücken, gelungen ist,
sich einen ihm treu ergebenen Anhang im Gefängnis zu
schaffen. Das ist eine Tatsache. Einige dieser Typen
laufen jetzt wieder frei herum. Ohne überhaupt mit
Westerfield darüber gesprochen zu haben, könnte einer
von ihnen auf die Idee kommen, ihm einen Gefallen zu tun
und eine gewisse lästige Person aus dem Weg zu räumen,
natürlich mit der Aussicht, später dafür gebührend belohnt
zu werden.«
»Wer befreit mich von diesem aufrührerischen
Priester?«, fragte ich.
»Wovon sprechen Sie?«
»Eine rhetorische Frage, Officer. Im zwölften Jahrhun
dert ließ Heinrich der Zweite diese Bemerkung vor einigen
seiner Gefolgsleute fallen, und kurz darauf wurde Erz
bischof Thomas Becket in seiner Kathedrale ermordet.
Wissen Sie was, Officer White? Ich kann nicht einmal
sicher sein, ob Sie mich warnen wollen oder ob Sie mir
drohen.«
»Eine investigative Reporterin sollte den Unterschied
merken, Miss Cavanaugh.«
Mit diesen Worten ging er. Seine Tritte im Treppenhaus
schienen mir unnötig laut zu sein, als ob er mir noch
bedeuten wollte, dass er hiermit seinen endgültigen
Abgang mache.
Ich riegelte die Tür ab, ging zum Fenster und sah zu, wie
er in seinen Streifenwagen stieg und wegfuhr.
Normalerweise dusche ich morgens, und wenn es ein
besonders anstrengender Tag gewesen ist, dusche ich noch
mal, bevor ich zu Bett gehe. Ich finde, es ist eine
angenehme Art, die Verspannungen in Schultern

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