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Denn vergeben wird dir nie

Denn vergeben wird dir nie

Titel: Denn vergeben wird dir nie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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der Nähe etwas zu Abend zu essen.
Ich schaute die Kinoanzeigen durch und stellte nicht
ohne Ironie fest, dass der Film, den ich ausgesucht hatte,
im Globe Cinema gezeigt wurde.
Es war das Kino, in dem Rob Westerfield angeblich saß,
als Andrea ermordet wurde.
    Das Globe war offensichtlich seit meiner Kindheit
vergrößert und renoviert worden. Es wurden jetzt sieben
verschiedene Filme gezeigt. Der Vorraum wurde
beherrscht von einer kreisförmigen Theke, an der sich die
Besucher mit Süßigkeiten, Popcorn und Frischgetränken
eindecken konnten.
    Obwohl die ersten Frühbesucher gerade erst eintrafen,
war der Boden bereits mit Popcornkrümeln übersät, die
aus den überfüllten Tüten herabgerieselt waren.
    Ich kaufte mir gebrannte Erdnüsse, meine Lieblings
nascherei, und begab mich in Kino 3, wo der von mir
ausgewählte Film gezeigt wurde. Er stellte sich nicht
einmal annähernd als die angepriesene Sensation (»Jetzt!
Endlich! Der Film, auf den Sie gewartet haben!«) heraus,
sondern als eine leidlich unterhaltsame Geschichte über
eine Frau, die zunächst das Leben mit frischem Mut in
Angriff nimmt, der dann aber übel mitgespielt wird und
die natürlich am Ende alle Schwierigkeiten überwindet
und wahre Liebe und Glück bei ihrem Ehemann findet,
den sie drei Jahre zuvor rausgeschmissen hatte.
    Wenn denen gar nichts mehr einfällt, könnte ich ihnen
vielleicht meine Lebensgeschichte verkaufen, dachte ich,
als meine Aufmerksamkeit sich mehr und mehr vom
Geschehen auf der Leinwand zu lösen begann. Mein
Leben ohne Liebesgeschichte, versteht sich.
    Ich saß zwischen zwei Paaren, ältere Mitbürger zur
Rechten, Teenies zur Linken. Das junge Paar ließ die
Popcorntüte unablässig hin- und herwandern, und das
Mädchen gab ständig Kommentare über den Film ab.
Früher war sie mal meine Lieblingsschauspielerin, aber
jetzt finde ich, dass sie längst nicht so gut ist wie …
    Ich gab die Bemühungen auf, mich noch weiter auf den
Film zu konzentrieren. Es lag nicht nur an den Kids, dem
Popcorn und den ständigen Bemerkungen, auch nicht an
den leisen Schnarchtönen meines älteren Sitznachbarn, der
inzwischen weggedöst war.
    Ich wurde abgelenkt von dem Gedanken, dass vor
zweiundzwanzig Jahren Rob Westerfield behauptet hatte,
in diesem Kino gesessen zu haben, während Andrea
ermordet wurde, und dass es niemanden gegeben hatte, der
hätte bestätigen können, dass er tatsächlich dort gewesen
war und den Film gesehen hatte. Selbst bei all dem
Aufsehen, das der Fall hervorgerufen hatte, war kein
einziger Zeuge aufgetreten, der ausgesagt hatte: »Er saß
neben mir.«
    Oldham war damals eine ziemlich kleine Stadt, und die
Westerfields waren sehr bekannt. Zumindest Rob Wester
field, der mit seinem Aussehen und seinem Auftreten als
reicher Jüngling so weit herausstach, dass er in der ganzen
Gegend bekannt sein musste. Während ich im dunklen
Kinosaal saß, versuchte ich mir vorzustellen, wie er auf
dem benachbarten Gelände der Tankstelle parkte.
    Er hatte behauptet, mit Paulie Stroebel gesprochen zu
haben, ihm gesagt zu haben, er würde seinen Wagen dort
stehen lassen. Paulie hatte immer kategorisch abgestritten,
dass Rob mit ihm gesprochen hätte.
    Weiter hatte Rob hervorgehoben, er habe mit dem
Angestellten an der Kasse und mit dem Platzanweiser
gesprochen, er habe gesagt, dass er gespannt sei auf den
Film, oder so ähnlich. »Wirklich freundlich«, hatten beide
vor Gericht bezeugt, wobei ein wenig Verwunderung
durchgeklungen hatte. Rob Westerfield galt nicht unbe
dingt als freundlich, besonders der arbeitenden Klasse
gegenüber nicht.
    Sich den Beweis für seine Anwesenheit im Kino zu
verschaffen und dann wieder hinauszuschlüpfen wäre für
ihn nicht weiter schwierig gewesen. Ich hatte mir den Film
» Guerilla im Dschungel« ausgeliehen, den er an jenem
Abend gesehen haben wollte. Es gab am Anfang genügend
Szenen, in denen es so dunkel war, dass man, wenn man
ganz außen saß, mit Leichtigkeit unbemerkt hätte
verschwinden können. Ich schaute mich um, bemerkte die
seitlichen Notausgänge und beschloss, die Sache
auszuprobieren.
    Ich stand auf, murmelte meinem schlafenden Nachbarn
eine Entschuldigung zu, kletterte über seine Frau hinweg
und ging zum Notausgang am hinteren Ende des Saals.
    Die Tür öffnete sich geräuschlos, und ich fand mich in
einer Art Durchgang zwischen dem Kinokomplex und
einer Bank wieder. Vor Jahren hatte sich hier an Stelle der

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