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Denn vergeben wird dir nie

Denn vergeben wird dir nie

Titel: Denn vergeben wird dir nie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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musste Mrs. Hilmer denken, dass eine gute Tat nie
ungestraft bleibt, dachte ich bekümmert. Es war klar, dass
ich sie anrufen musste, aber ich wollte lieber noch etwas
damit warten. Wie sollte man sich für so etwas
entschuldigen?
    Dann kamen mir Reisetasche, Computer, Drucker und
Handy in den Sinn. Ich hatte darauf bestanden, dass sie
mich in mein Krankenzimmer begleiteten, und ich
erinnerte mich, dass die Schwester gesagt hatte, sie wolle
sie für mich wegräumen. Wo waren sie?
    Im Zimmer befand sich ein abschließbarer Wand
schrank. Ich humpelte zu ihm, hoffend und betend, sie dort
zu finden. Zu meiner großen Erleichterung entdeckte ich,
dass sie ordentlich auf dem Boden aufgestapelt worden
waren.
    Genauso entzückt war ich über einen vom Krankenhaus
gestellten Chenille-Bademantel, den ich auf einem Bügel
vorfand. Ich trug eines dieser grauenvollen Krankenhaus
hemden. Es war für jemanden von der Größe einer BarbiePuppe gedacht, während ich einen Meter siebenundsiebzig
maß.
    Als Erstes öffnete ich die Reisetasche und warf einen
Blick hinein. Die verknitterte erste Seite der New York
Post mit der Schlagzeile »SCHULDIG« lag obenauf,
genau wie beim letzten Mal, als ich sie geöffnet hatte.
    Dann langte ich mit einer Hand in die Tasche und fuhr
an der Innenseite entlang. Meine Finger tasteten suchend
umher. Ich tat einen Seufzer der Erleichterung, als ich das
lederne Köfferchen spürte, das ich gesucht hatte.
    Gestern Morgen, gerade als ich ins Auto stieg, um zu
Joan zu fahren, war mir eingefallen, dass der nächste
heimliche Besucher die Wohnung nach Wertsachen
durchstöbern könnte. Ich war die Treppe wieder hinauf
gelaufen, hatte das Köfferchen aus der Schublade geholt
und es in die Reisetasche gesteckt, die bereits im
Kofferraum war.
    Jetzt zog ich das Köfferchen hervor und öffnete es. Alles
war noch da: Mutters Verlobungs- und Ehering, ihre
Diamantohrringe und meine bescheidene Schmuck
sammlung.
    Mit einem dankbaren Gefühl legte ich das Köfferchen
zurück in die Tasche, zog den Reißverschluss zu und
nahm den Computer zur Hand. Ich humpelte damit zu dem
einzigen Stuhl im Zimmer, der am Fenster stand. Egal, wie
lange ich heute noch im Krankenhaus bleiben müsste, ich
war fest entschlossen, sie auf diesem Stuhl zu verbringen.
    Ich schaltete den Computer ein und hielt die Luft an, erst
aufatmend, als das Piepsen ertönte, der Bildschirm
aufleuchtete und ich feststellen konnte, dass nichts von
dem gespeicherten Material verloren gegangen war.
    Nachdem meine Seelenruhe einigermaßen wiederher
gestellt war, humpelte ich zum Schrank zurück, nahm den
Bademantel vom Bügel und ging in das Badezimmer. Auf
der Ablage über dem Becken fand ich eine kleine Tube
Zahnpasta, eine hygienisch verschweißte Zahnbürste und
einen Kamm. Ich startete einen Versuch, mein Äußeres
wieder in Ordnung zu bringen.
    Unmittelbar nach dem Brand war ich in einem
Schockzustand gewesen. Jetzt, wo sich meine Gedanken
zunehmend klärten, begann ich erst zu erfassen, wie viel
Glück ich gehabt hatte, nicht nur mit dem Leben, sondern
auch ohne schwere Verbrennungen davongekommen zu
sein. Gleichzeitig würde ich mich in Zukunft sehr viel
mehr vor Angriffen in Acht nehmen müssen. Eine Sache
war sicher: Ich musste an einem Ort wohnen, wo es einen
Angestellten am Empfang und weitere Angestellte in der
Nähe gab.
    Ich gab den Versuch auf, meine verworrenen Haare mit
dem kleinen Kamm zu kämmen, ging zurück in das
Zimmer, machte es mir auf dem Stuhl bequem und
schaltete, da ich weder Papier noch Stift besaß, den
Computer ein, um eine Liste der Dinge aufzustellen, die
ich sofort erledigen musste.
    Ich hatte kein Geld, keine Kleider, keine Kreditkarten,
keinen Führerschein – all das war in Flammen aufge
gangen. Ich würde mir Geld leihen müssen, bis ich Ersatz
für meine Kreditkarten und meinen Führerschein erhielt.
Die Frage war: Wen konnte ich mit meiner Bitte um eine
milde Gabe beglücken?
    Ich besaß Freunde in Atlanta, und ich besaß, über das
ganze Land verteilt, Schulfreunde, die ich hätte anrufen
können und von denen ich sofort Hilfe bekommen hätte.
Ich strich sie dennoch von meiner Liste. Ich hatte einfach
keine Lust, ihnen ausführlich erklären zu müssen, warum
ich vorübergehend mittellos geworden war.
    Pete war der Einzige in Atlanta, der über Andrea und
den Grund meiner Anwesenheit in Oldham Bescheid
wusste. Als ich den unbezahlten Urlaub genommen

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