Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Denn vergeben wird dir nie

Denn vergeben wird dir nie

Titel: Denn vergeben wird dir nie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
Vom Netzwerk:
hatte,
um hierher zu fahren, hatte ich den Kollegen und
Freunden zur Erklärung lediglich mitgeteilt: »Leute, es ist
persönlich.«
    Vermutlich dachten alle, dass Ellie eine komplizierte
Geschichte mit einem Typen angefangen hatte und nun
versuchte, mit ihm ins Reine zu kommen.
    Pete? Die Vorstellung, wie ein hilfloses weibliches
Geschöpf vor ihm als dem strahlenden Retter dazustehen,
störte mich. Ich beschloss, erst in letzter Instanz auf ihn
zurückzugreifen.
    Ganz bestimmt hätte ich Joan Lashley St. Martin anrufen
können, aber ihre Überzeugung, dass Rob Westerfield
unschuldig an Andreas Tod sei, ließ mich zögern, von ihr
Hilfe zu erbitten.
    Marcus Longo? Natürlich, dachte ich! Er wird mir aus
der Klemme helfen, und binnen einer Woche werde ich es
ihm zurückzahlen.
    Ein Tablett mit Frühstück wurde gebracht und eine
Stunde später, buchstäblich unberührt, wieder abgeholt.
Haben Sie schon einmal ein Krankenhaus erlebt, in dem
man heißen Kaffee bekommt?
    Der Arzt kam, schaute sich meine mit Brandblasen
bedeckten Füße an, erklärte, ich könne ab sofort nach
Hause gehen, und verschwand wieder. In meiner
Vorstellung sah ich mich schon in Krankenhauskleidung
durch Oldham humpeln und um eine milde Gabe bitten. In
genau diesem psychologisch ungünstigen Moment tauchte
Officer White auf, begleitet von einem Mann mit
kantigem Gesicht, den er als Detective Charles Bannister
von der Polizeidienststelle Oldham vorstellte. Hinter ihnen
betrat ein Krankenpfleger mit Klappstühlen das Zimmer,
sodass ich mir denken konnte, dass es sich nicht um einen
aufmunternden Kurzbesuch am Bettrand handeln würde.
    Bannister fragte mich nach meinem Befinden und
äußerte die Hoffnung, dass ich mich so gut wie möglich
von dem Schrecken erholt hätte.
    Ich hatte sofort das Gefühl, dass er sich hinter der Maske
der Freundlichkeit einen Plan zurechtgelegt hatte und dass
dieser weniger freundlich war.
    Ich erklärte ihm, ich fühle mich einigermaßen gut und
sei dankbar, noch am Leben zu sein, eine Feststellung, die
er mit einem Kopfnicken zur Kenntnis nahm. Ich fühlte
mich an einen Professor vom College erinnert, in dessen
Philosophiekurs ich gesessen hatte. Dieser pflegte
besonders dumme Bemerkungen seitens der Studenten mit
todernstem Gesichtsausdruck und einem ähnlichen Kopf
nicken zu quittieren.
    Es bedeutete so etwas wie: »Wie lange soll ich mir
diesen Quatsch eigentlich noch anhören?«
Ich brauchte nicht lange, um zu kapieren, dass Detective
Bannister nur ein Ziel hatte: Er war entschlossen, seine
Theorie zu beweisen, dass ich mir die Geschichte mit dem
Einbrecher in der Wohnung ausgedacht hatte. Er drückte
es nicht so direkt aus, aber das Drehbuch, nach dem sich
alles abgespielt hatte, sah in seinen Augen etwa so aus:
Nachdem sie von dem angeblichen Eindringling erfahren
habe, sei Mrs. Hilmer ziemlich nervös gewesen. Sie hätte
sich daraufhin eingebildet, ihr sei jemand zur Bibliothek
und wieder zurück gefolgt. Mit verstellter Stimme hätte
ich dann bei ihr angerufen und sie gewarnt, ich sei
psychisch labil.
An dieser Stelle funkelte ich ihn empört an, sagte aber
nichts.
Nach Auffassung von Detective Bannister hatte ich das
Feuer gelegt, um Aufmerksamkeit und Sympathie für
mich zu erwirken, während ich öffentlich Rob Westerfield
beschuldigen konnte, mir nach dem Leben zu trachten.
»Sie waren in höchster Gefahr, bei lebendigem Leibe zu
verbrennen, aber nach Aussage des Nachbarn, der Sie aus
dem Gebäude hat kommen sehen, trugen Sie einen
Computer, einen Drucker, ein Handy und eine große,
schwere Reisetasche. Die meisten Leute, die sich in einem
Flammeninferno befinden, fangen nicht erst an, ihre
Sachen zu packen, Miss Cavanaugh.«
»In dem Augenblick, als ich die Tür zum Treppenhaus
erreichte, ging die Wand an dem einen Ende des
Wohnzimmers in Flammen auf. Der Tisch, auf dem sich
diese Sachen befanden, wurde hell erleuchtet. Sie
bedeuten mir sehr viel, daher habe ich sie noch mitge
nommen.«
»Warum waren sie Ihnen so wichtig, Miss Cavanaugh?«
»Das werde ich Ihnen sagen, Detective Bannister.« Der
Computer lag immer noch auf meinem Schoß, und ich
zeigte auf ihn. »Das erste Kapitel des Buches, das ich
gerade über Rob Westerfield schreibe, befindet sich in
diesem Computer. Seitenweise Auszüge und Zitate, die
ich aus dem Protokoll des Westerfield-Prozesses abge
schrieben habe, befinden sich ebenfalls darin. Ich habe
keine Back-ups

Weitere Kostenlose Bücher