Denn vergeben wird dir nie
könnten von Glück reden, dass wir eine
Fürsprecherin wie Sie hätten. Ich habe Paulie davon
erzählt. Er würde sich freuen, wenn Sie ihn besuchen
würden.«
Ich versprach, am Freitag zu kommen.
Abgesehen von ein paar Besorgungen war ich im
Gasthaus geblieben, hatte an meinem Buch gearbeitet und
mir die Mahlzeiten aufs Zimmer bringen lassen. Aber am
Mittwochabend um sieben Uhr beschloss ich, das Abend
essen unten einzunehmen.
Das Speisezimmer hatte eine gewisse Ähnlichkeit mit
demjenigen im Parkinson Inn, strahlte jedoch eine etwas
gediegenere Atmosphäre aus. Die Tische waren weiter
voneinander entfernt, und die Tischtücher waren weiß statt
rot-weiß kariert. Im Parkinson hatte in der Mitte des
Tisches eine gemütliche, dicke Kerze gestanden und nicht,
wie hier, eine dezente schmale Vase mit Blumen. Die
Gäste waren deutlich älter – gesetzte, reifere Jahrgänge,
nicht die lärmenden Tischrunden, die das Parkinson Inn
bevölkerten.
Das Essen jedoch war genauso gut, und zwischen
Lammbraten und Schwertfisch entschied ich mich erst
nach langem Überlegen für das, wonach mir wirklich der
Sinn stand, nämlich Lamm.
Ich holte ein Buch, das ich schon seit einiger Zeit lesen
wollte, aus meiner Tasche und genoss während der
folgenden Stunde eine meiner Lieblingsbeschäftigungen –
ein gutes Essen zusammen mit einem guten Buch. Ich war
vollkommen in die Geschichte versunken, und als die
Bedienung den Tisch abgeräumt hatte und mich ansprach,
zuckte ich zusammen und blickte sie erstaunt an.
Ich war mit Kaffee einverstanden und lehnte einen
Nachtisch ab.
»Der Herr am Nachbartisch würde Sie gerne zu einem
Drink einladen.«
Ich glaube, ich wusste schon, dass es Rob Westerfield
war, bevor ich den Kopf wandte. Er saß zwei Meter von
mir entfernt mit einem Glas Wein in der Hand. Er hob es
zu einem spöttischen Gruß und lächelte.
»Er hat mich gefragt, ob ich Ihren Namen wusste, Miss.
Ich habe ihn genannt, und er hat Ihnen dies geschrieben.«
Sie überreichte mir eine Karte, auf der in geprägten
Lettern Westerfields vollständiger Name prangte, Robson
Parke Westerfield. Mein Gott, er fährt wirklich alles auf, ging mir durch den Kopf, als ich die Karte umdrehte.
Auf der Rückseite stand: »Andrea war hübsch, aber du
bist eine echte Schönheit.«
Ich stand auf, ging an seinen Tisch, zerriss die Karte und
ließ die Stücke in sein Weinglas fallen. »Vielleicht
möchtest du mir auch den Anhänger schenken, den du an
dich genommen hast, nachdem du sie ermordet hast«,
sagte ich.
Seine kobaltblauen Augen weiteten sich, der spöttische
Ausdruck verschwand. Für einen Moment glaubte ich, er
würde aufspringen und sich auf mich stürzen, wie er es
vor Jahren bei Dr. Fisher in dem Restaurant getan hatte.
»Dieser Anhänger hat dir wohl große Sorgen gemacht,
stimmt’s?«, fragte ich. »Ich habe den Eindruck, er macht
dir immer noch Sorgen, und ich werde herausfinden,
warum.«
Die Bedienung stand zwischen den Tischen und machte
ein bestürztes Gesicht. Offensichtlich hatte sie Westerfield
nicht gekannt, was darauf schließen ließ, dass sie noch
nicht allzu lange in Oldham arbeitete.
Ich machte eine Kopfbewegung in seine Richtung.
»Bitte bringen Sie Mr. Westerfield noch ein Glas Wein
und setzen Sie es auf meine Rechnung.«
Irgendwann in der folgenden Nacht wurde die
Alarmanlage an meinem Wagen außer Gefecht gesetzt und
der Benzintank aufgebrochen. Eine äußerst wirkungsvolle
Methode, den Motor eines Autos zu zerstören, besteht
darin, Sand in den Tank zu füllen.
Die Polizei von Oldham meldete sich in Person von
Detective White, als ich wegen des kaputten BMW anrief.
Er ging zwar nicht so weit, mich zu fragen, woher ich den
Sand hätte, versäumte jedoch nicht, mich darauf
hinzuweisen, dass mittlerweile feststehe, dass das Feuer in
Mrs. Hilmers Garage gelegt worden sei. Er sagte, die
Überreste der mit Benzin getränkten Handtücher, die den
Brand verursacht hätten, seien identisch mit den
Handtüchern, die Mrs. Hilmer im Wäscheschrank in der
Wohnung aufbewahrt hätte.
»Was für ein Zufall, finden Sie nicht, Miss Cavanaugh?«
30
FÜR MEINE VERABREDUNG mit Christopher Cassidy
in Boston nahm ich mir einen Mietwagen. Ich hatte eine
Riesenwut, weil man mein Auto zerstört hatte, gleichzeitig
war ich beunruhigt, weil ich das Gefühl hatte, dass noch
ganz andere Dinge auf mich zukommen könnten. Ich hatte
geglaubt, dass der nächtliche Einbrecher in der
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