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Denn vergeben wird dir nie

Denn vergeben wird dir nie

Titel: Denn vergeben wird dir nie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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kam er sofort zur Sache. »Craig Parshall hat
mich angerufen und mir gesagt, warum Sie mich sprechen
wollen.«
»Dann wissen Sie bereits, dass Rob Westerfield aus dem
Gefängnis entlassen wurde und vermutlich einen neuen
Prozess bekommt.«
»Und dass er versucht, den Mord an Ihrer Schwester
jemand anderem in die Schuhe zu schieben. Ja, das ist mir
bekannt. Jemand anderem die Schuld zu geben für etwas,
was man selbst getan hat, das ist ein alter Trick von ihm.
Das hat er auch schon gemacht, als er vierzehn Jahre alt
war.«
»Das ist genau die Art von Information, die ich auf
meiner Website veröffentlichen möchte. Die Westerfields
haben einen angeblichen Augenzeugen aufgetrieben, der
für sie gelogen hat. Im Augenblick stehen ihre Chancen
nicht schlecht, in einem zweiten Prozess einen Freispruch
zu erwirken, und dann wird sein Strafregister bereinigt.
Rob Westerfield wird zu einem Märtyrer werden, der über
zwanzig Jahre für das Verbrechen eines anderen im
Gefängnis verbracht hat. Das kann ich nicht zulassen.«
»Was wollen Sie von mir hören?«
»Mr. Cassidy«, begann ich.
»Alle Leute, die Westerfield verachten, nennen mich
Chris.«
»Chris, wie ich von Craig Parshall gehört habe, hat Sie
Westerfield ziemlich brutal zusammengeschlagen, als Sie
beide im zweiten Jahr in Arbinger waren.«
»Wir waren beide gut im Sport. In der Schulmannschaft
wurde ein Platz frei für einen Verteidiger. Wir haben uns
beide dafür beworben, und ich wurde ausgewählt. Ich
nehme an, dass ihm das zu schaffen gemacht hat. Ein oder
zwei Tage später war ich gerade auf dem Weg von der
Bücherei zum Schlafsaal. Ich trug einen Stapel Bücher auf
den Armen. Er näherte sich von hinten und schlug mir ins
Genick. Bevor ich reagieren konnte, lag ich am Boden,
und er war über mir. Das Resultat: Meine Nase und mein
Unterkiefer waren gebrochen.«
»Und niemand hat ihn aufgehalten?«
»Er hatte sich den Zeitpunkt genau ausgesucht. Er hat
mich angegriffen, als niemand in der Nähe war, und später
hat er behauptet, ich hätte angefangen. Zum Glück hatte
ein älterer Schüler zufällig aus dem Fenster gesehen und
mitbekommen, was passiert war. Natürlich wollte die
Schule einen Skandal vermeiden. Die Westerfields
gehörten schon seit Generationen zu den großen
Geldspendern. Mein Vater war eigentlich entschlossen,
Anzeige zu erstatten, aber dann wurde ihm ein Vollsti
pendium für meinen Bruder angeboten, der damals in der
achten Klasse war, falls er davon Abstand nehmen würde.
Heute bin ich sicher, dass die Westerfields dieses so
genannte Stipendium bezahlt haben.«
Der Kaffee wurde gebracht. Noch nie hatte etwas so gut
geschmeckt. Cassidy machte ein nachdenkliches Gesicht,
als er die Tasse zum Mund führte. Dann sagte er: »Zur
Ehrenrettung der Schule muss ich sagen, dass Rob
gezwungen wurde, am Ende des Schuljahres die Schule zu
verlassen.«
»Darf ich diese Geschichte auf meiner Website zur
Sprache bringen? Ihr Name würde meinem Anliegen eine
Menge an zusätzlicher Glaubwürdigkeit verschaffen.«
»Selbstverständlich. Ich erinnere mich genau an die Zeit,
als Ihre Schwester ermordet wurde. Ich habe sämtliche
Berichte über den Prozess gelesen, wegen Westerfield. Ich
wünschte mir damals, ich könnte als Zeuge vor Gericht
aussagen, was für ein bestialischer Mensch er ist. Ich habe
eine Tochter, die so alt ist wie Ihre Schwester, als sie
ermordet wurde. Wenn ich mir vorstelle, was Ihr Vater
damals durchmachen musste, was Ihre ganze Familie
durchmachen musste …«
Ich nickte. »Es hat uns als Familie zerstört.«
»Das wundert mich nicht.«
»Hatten Sie engeren Kontakt mit ihm auf der Schule,
bevor er Sie überfallen hat?«
»Ich war der Sohn eines Kochs in einem Schnellimbiss.
Er war ein Westerfield. Er interessierte sich nicht für
mich, bis ich ihm im Weg war.«
Cassidy warf einen Blick auf seine Armbanduhr. Es
wurde Zeit, ihm zu danken und zu gehen. Aber ich hatte
noch eine Frage, die ich ihm unbedingt stellen wollte.
»Was war in seinem ersten Jahr? Hatten Sie viel mit ihm
zu tun?«
»Eigentlich nicht. Wir hatten verschiedene Interessen. Er
ging zur Theatergruppe und trat in einigen Aufführungen
auf. Ich habe sie gesehen, und ich muss zugeben, dass er
viel Talent hatte. In keinem der Stücke spielte er die
Hauptrolle, aber für eine der Rollen wurde er zum besten
Schauspieler gekürt; das hat ihn wahrscheinlich eine
Weile zufrieden gestellt.«
Cassidy stand auf, und

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