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Denn vergeben wird dir nie

Denn vergeben wird dir nie

Titel: Denn vergeben wird dir nie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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Wohnung
hauptsächlich nach Material gesucht hatte, das ich
eventuell für meine Website benutzen könnte. Jetzt fragte
ich mich, ob er nicht in erster Linie auf geeignete
Gegenstände aus war, mit denen er später jenes Feuer
legen wollte, das mich beinahe das Leben gekostet hätte.
    Natürlich war mir klar, dass Rob Westerfield dahinter
steckte und dass er über Helfershelfer verfügte, die die
Drecksarbeit für ihn erledigten, wie dieser Schlägertyp,
der mich auf dem Parkplatz bei Sing-Sing angegangen
hatte. Mein Ziel war, vor der Öffentlichkeit zu beweisen,
dass man bei Rob Westerfield ein wiederkehrendes Muster
von Gewalttätigkeit aufzeigen könne, wenn man seinen
Werdegang in den Jahren vor Andreas Tod betrachtete.
Darüber hinaus glaubte ich, dass er die Absicht hatte, mich
zum nächsten Opfer dieser Gewalttätigkeit zu machen.
    Auch dieses Risiko musste ich auf mich nehmen,
genauso wie das Risiko, bei der Zahlung von fünftausend
Dollar für den Vornamen eines möglichen weiteren Opfers
von Westerfield einem Betrug aufzusitzen.
    Für einen guten Reporter ist es von größter Wichtigkeit,
stets pünktlich zu sein. Ich war aufgehalten worden, weil
ich meinen eigenen Wagen nicht benutzen konnte, bei der
Polizei warten musste, bis mein Bericht aufgenommen
worden war, und dann noch zur Mietwagenagentur gehen
musste. Dennoch wäre ich immer noch früh genug zu
meiner Verabredung gekommen, wenn mir nicht das
schlechte Wetter einen Strich durch die Rechnung
gemacht hätte.
    Die Wettervorhersage hatte starke Bewölkung und
möglicherweise leichten Schneefall am Abend prophezeit.
Der leichte Schneefall begann fünfzig Meilen vor Boston;
das Ergebnis waren rutschige Straßen und kriechender
Verkehr. Ungeduldig schaute ich immer wieder auf die
Uhr am Armaturenbrett, während der Verkehr sich
fortschleppte und die Minuten verrannen. Christopher
Cassidys Sekretärin hatte mich noch ermahnt, pünktlich zu
sein, da er an diesem Tag sehr viele Termine habe und am
Abend zu einer Geschäftsreise nach Europa abreisen
wollte.
    Als ich atemlos in seinem Büro anlangte, war es vier
Minuten vor zwei Uhr, dem vereinbarten Termin.
Während der wenigen Minuten, die ich in dem hübsch
eingerichteten Empfangsraum saß, musste ich meine
ganze Kraft zusammennehmen, um mich wieder zu
sammeln. Ich war aufgeregt und konfus, außerdem spürte
ich Kopfschmerzen aufsteigen.
    Um punkt zwei trat Cassidys Sekretärin ein, um mich zu
seinem persönlichen Arbeitszimmer zu führen. Während
ich ihr folgte, ließ ich im Geist alles Revue passieren, was
ich über Cassidy in Erfahrung gebracht hatte. Ich wusste
bereits, dass er als Stipendiat an der Arbinger Academy
gewesen war und dass er später eine eigene Firma
gegründet hatte. Im Internet hatte ich weiter herausge
funden, dass er das College in Yale als Klassenbester
absolviert hatte. Danach hatte er seinen Master an der
Harvard Business School gemacht und war von so vielen
wohltätigen Vereinen mit Ehrungen bedacht worden, dass
man davon ausgehen musste, dass er ein großzügiger
Spender war.
    Er war zweiundvierzig Jahre alt, verheiratet, hatte eine
fünfzehnjährige Tochter und war ein begeisterter Sportler.
Offensichtlich ein Überflieger.
Sobald ich das Zimmer betreten hatte, stand er von
seinem Schreibtisch auf, kam auf mich zu und streckte mir
die Hand entgegen. »Freut mich, Sie kennen zu lernen,
Miss Cavanaugh. Darf ich Ellie sagen? Ich habe ein
Gefühl, als ob wir uns schon kennen würden. Nehmen Sie
doch bitte Platz.« Er deutete auf eine Sitzgruppe am
Fenster.
Ich entschied mich für die Couch. Er setzte sich auf den
Rand des Sessels gegenüber. »Kaffee oder Tee?«, fragte
er.
»Kaffee, bitte, schwarz«, antwortete ich dankbar. Eine
Tasse Kaffee würde meinem Kopf gut tun und mir
vielleicht helfen, klar zu denken.
Er griff zum Telefonhörer. Während er mit seiner
Sekretärin sprach, hatte ich kurz die Gelegenheit, ihn
näher zu betrachten; was ich sah, gefiel mir. Sein gut
geschnittener dunkelblauer Anzug und das weiße Hemd
waren konservativ, aber dafür fiel der rote Schlips mit den
kleinen Golfschlägern etwas aus dem Rahmen. Er hatte
breite Schultern, einen kräftigen, aber schlanken Körper,
dichte dunkelbraune Haare und tief liegende braune
Augen.
Es ging eine Ausstrahlung von knisternder Energie von
ihm aus, und ich spürte, dass Christopher Cassidy ein
Mensch war, der niemals Zeit vergeudete.
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