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Denn vergeben wird dir nie

Denn vergeben wird dir nie

Titel: Denn vergeben wird dir nie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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Sensationsreporter war, die
die Kunst beherrschen, viel sagende Zitate geschickt zu
platzieren und zu manipulieren.
Er hatte Emma Watkins ausgegraben, die Beratungs
lehrerin, die im Prozess geschworen hatte, Paulie habe die
Worte »Ich hab nicht geglaubt, dass sie tot ist« gebraucht,
als die Klasse von der Tat unterrichtet worden war.
Miss Watkins hatte Marsh erzählt, dass ihr die Verur
teilung von Rob Westerfield über all die Jahre immer
Unbehagen bereitet habe. Sie hatte gesagt, Paulie sei
jemand, der schnell in Aufregung gerate, und sie könne
sich vorstellen, dass er völlig ausgerastet sei und
blindlings zugeschlagen habe, als ihm klar wurde, dass
Andrea sich über ihn lustig gemacht hatte mit ihrer
Zusage, mit ihm zur Thanksgiving-Fete zu gehen.
Blindlings zugeschlagen. Was für eine feinfühlige Art,
die Sache darzustellen, dachte ich.
Will Nebels, dieses erbärmliche Exemplar der mensch
lichen Gattung, dieser schmierige Typ, der es genoss,
kleine Mädchen an sich zu drücken, kam mit größter
Ausführlichkeit zu Wort. Mit noch mehr Ausschmückun
gen als in dem Fernsehinterview, das ich gesehen hatte,
berichtete er Marsh, dass er Paulie in jener Nacht
beobachtet habe, als er in die Garage gegangen sei, den
Wagenheber in der Hand. Am Schluss äußerte er
hingebungsvoll sein tiefes Bedauern, dass er den Schaden
nie mehr würde gutmachen können, den er den
Westerfields zugefügt habe, weil er seine Aussage erst
jetzt gemacht habe.
Als ich den Artikel zu Ende gelesen hatte, schmiss ich
die Zeitung auf das Bett. Ich war wütend und beunruhigt
zugleich. Der Fall wurde in der Presse in eindeutiger
Weise dargestellt, sodass immer mehr Leute zu der
Ansicht kommen mussten, dass Rob Westerfield unschul
dig sei. Ich musste mir eingestehen, dass selbst ich, hätte
ich den Artikel unbeteiligt gelesen, zu der Überzeugung
hätte gelangen können, dass die falsche Person verurteilt
worden war.
Andererseits, wenn Mrs. Westerfield durch das, was sie
auf meiner Website gelesen hatte, erschüttert worden war,
dann würde diese ohne Zweifel auch eine Wirkung auf
andere Menschen haben. Ich schaltete den Computer ein
und machte mich an die Arbeit.
»In einem Akt fehlgeleiteter Loyalität ist die Haushäl
terin von Mrs. Dorothy Westerfield in Stroebels Feinkost
geschäft gestürmt und hat dort wüste Beschuldigungen auf
Paulie Stroebel losgelassen. Wenige Stunden später hat
Paulie, ein sanfter Mensch, der bereits wegen der mithilfe
der Westerfieldschen Geldmaschine in die Welt gesetzten
Lügen unter größtem innerem Stress stand, versucht, sich
das Leben zu nehmen.
Ich empfinde Mitgefühl mit Mrs. Dorothy Westerfield,
die von allen als eine wahrhaft edelmütige Frau bezeichnet
wird, wegen des großen Schmerzes, den sie durch das
Verbrechen ihres Enkels erleiden musste. Vielleicht wird
es ihr leichter fallen, sich damit abzufinden, wenn sie
ihrerseits dafür Sorge trägt, dass der stolze Name der
Familie auch bei zukünftigen Generationen hohen Respekt
genießen wird.
Dazu bedarf es nur einer Willenserklärung, ihr großes
Vermögen in eine wohltätige Stiftung umzuwandeln.
Diese würde kommenden Generationen von Studenten ein
Studium ermöglichen und der medizinischen Forschung
Mittel zur Verfügung stellen, mit deren Hilfe das Leben
vieler Menschen gerettet werden könnte. Dieses
Vermögen einem Mörder zu vermachen, würde die
Tragödie vergrößern, deren Opfer vor mehr als zwanzig
Jahren meine Schwester gewesen ist und die gestern um
ein Haar auch Paulie Stroebel das Leben gekostet hätte.
Soviel ich gehört habe, hat sich ein Aktionskomitee
›Gerechtigkeit für Rob Westerfield‹ gebildet.
Ich fordere dazu auf, dem Aktionskomitee ›Gerechtig
keit für Paulie Stroebel‹ beizutreten.
Mrs. Dorothy Westerfield, Sie zuerst!«
Nicht schlecht, dachte ich, als ich den Text auf die
Website übertrug. Ich hatte gerade den Computer
abgeschaltet, als mein Handy klingelte.
»Ich hab die Zeitungen gelesen.« Sofort erkannte ich die
Stimme. Es war der Mann, der neulich behauptet hatte,
zusammen mit Rob Westerfield im Gefängnis gewesen zu
sein und gehört zu haben, dass er sich zu einem weiteren
Mord bekannt hatte.
»Ich habe gehofft, Sie würden sich wieder melden.« Ich
bemühte mich, meine Stimme gelassen klingen zu lassen.
»Soweit ich sehe, hat Westerfield es geschafft, diesen
Schwachkopf Stroebel alt aussehen zu lassen.«
»Er ist kein ›Schwachkopf‹«, zischte

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