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Denn vergeben wird dir nie

Denn vergeben wird dir nie

Titel: Denn vergeben wird dir nie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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mich.
    Ich fing nicht an zu rennen, aber ich bewegte mich doch
rasch an einer Reihe von geparkten Autos entlang auf das
Sicherheit bietende Gasthaus zu. Als ich an einem alten
Lieferwagen vorbeikam, ging plötzlich die Tür auf, ein
Mann sprang heraus und versuchte, mich am Arm zu
packen.
    Ich rannte los, kam aber nicht sehr weit, da ich über
einen der übergroßen Mokassins stolperte, die ich mir
wegen der Verbände an den Füßen gekauft hatte.
    Ich verlor einen Schuh, merkte, dass ich vornüberfiel,
versuchte verzweifelt, mein Gleichgewicht wiederzuer
langen, aber es war schon zu spät. Meine Handflächen und
mein Körper fingen den Sturz auf, und für einen Moment
blieb mir buchstäblich die Luft weg.
    Der Mann hatte sich sofort neben mich auf ein Knie
herabgelassen. »Nicht schreien«, sagte er beschwörend.
»Ich werde Ihnen nichts tun; bitte nicht schreien!«
    Ich hätte gar nicht schreien können. Ebenso wenig hätte
ich ihm entkommen und zum Gasthaus rennen können.
Mein ganzer Körper zitterte nach dem harten Aufprall auf
dem asphaltierten Boden. Mit offenem Mund holte ich in
tiefen, bibbernden Zügen Atem.
»Was… wollen… Sie?« Zumindest diese wenigen
    Worte brachte ich heraus.
»Ich will mit Ihnen reden. Ich hätte Ihnen eine E-Mail
schicken können, aber die hätte vielleicht jemand
abgefangen. Ich möchte Ihnen Informationen über Rob
Westerfield verkaufen.«
Ich sah ihn an. Sein Gesicht war dem meinigen sehr
nahe. Er war vielleicht Anfang vierzig, mit dünnen, nicht
besonders gepflegten Haaren. Sein Blick schweifte immer
wieder nervös in alle Richtungen, als ob er ständig darauf
gefasst sei, die Flucht ergreifen zu müssen. Er trug einen
sichtlich abgetragenen Lumberjack und Jeans.
Während ich mich hochrappelte und wieder auf die Füße
kam, hob er meinen Mokassin auf und überreichte ihn mir.
»Ich werde Ihnen nichts tun«, wiederholte er. »Es ist
gefährlich für mich, wenn man uns zusammen sieht.
Hören Sie zu. Wenn Sie nicht an der Sache interessiert
sind, dann bin ich sofort wieder weg.«
Es war vielleicht nicht vernünftig, aber aus irgendeinem
Grund glaubte ich ihm. Wenn er mich hätte töten wollen,
hätte er jede Gelegenheit dazu gehabt.
»Sind Sie bereit, mir zuzuhören?«, fragte er ungeduldig.
»Schießen Sie los.«
»Würden Sie sich für ein paar Minuten in meinen Wagen
setzen? Ich möchte hier nicht gesehen werden. Die
Westerfields haben überall ihre Leute in dieser Stadt.«
Das dachte ich zwar auch, aber in seinen Wagen steigen
wollte ich trotzdem nicht. »Sagen Sie es mir hier
draußen.«
»Ich hab was, womit man Westerfield ein Verbrechen
anhängen könnte, das er vor Jahren begangen hat.«
»Wie viel wollen Sie?«
»Tausend Dollar.«
»Was haben Sie auf Lager?«
»Ihnen ist ja bekannt, dass Westerfields Großmutter vor
ungefähr fünfundzwanzig Jahren fast erschossen wurde.
Sie haben darüber in Ihrer Website geschrieben.«
»Ja.«
»Mein Bruder Skip ist für diesen Job in den Knast
gegangen. Zwanzig Jahre hat er gekriegt. Er ist gestorben,
als er die Hälfte hinter sich hatte. Hat’s nicht ausgehalten.
Er war schon immer etwas kränklich.«
»Ihr Bruder war derjenige, der auf Mrs. Westerfield
geschossen hat und in ihr Haus eingebrochen ist?«
»Ja, aber es war Westerfield, der alles geplant hat und
meinen Bruder und mich engagiert hat, um den Job zu
erledigen.«
»Warum hat er das getan?«
»Westerfield steckte tief im Drogensumpf. Deshalb hat
er das College sausen lassen. Er schuldete einigen Leuten
eine Menge Kohle. Er kannte das Testament seiner
Großmutter. Sie wollte ihm hunderttausend Dollar direkt
hinterlassen. Sobald sie abkratzte, würde er es kriegen. Er
hat uns zehntausend Dollar versprochen, wenn wir den Job
machen.«
»War er damals in jener Nacht dabei?«
»Machen Sie Witze? Er war in New York beim
Abendessen, mit seinen Eltern. Er wusste genau, wie er
sich da raushält.«
»Hat er Ihren Bruder oder Sie bezahlt?«
»Vor dem Job hat er meinem Bruder seine Rolex als
Sicherheit gegeben. Dann hat er sie als gestohlen
gemeldet.«
»Warum?«
»Um seine Spuren zu verwischen, nachdem mein Bruder
verhaftet wurde. Westerfield hat behauptet, er hätte uns in
einer Bowling-Halle am Abend, bevor die Alte erledigt
werden sollte, kennen gelernt. Er hat gesagt, Skip hätte die
ganze Zeit auf seine Uhr geschaut, deshalb hätte er sie in
seinem Beutel verstaut, als er mit dem Spielen anfing. Er
hat den Bullen erzählt, dass die Uhr nicht mehr da
gewesen

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