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Denn vergeben wird dir nie

Denn vergeben wird dir nie

Titel: Denn vergeben wird dir nie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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begriff sofort, was ich ihr bedeuten
wollte.
»Natürlich wird es nicht so weit kommen, Ellie, und das
haben wir Ihnen zu verdanken«, sagte sie in zuversicht
lichem Ton. »Paulie weiß das. Die Leute kommen in den
Laden und erzählen mir, dass sie Ihre Website gesehen
haben, in der Sie beweisen, was für ein schlechter Mensch
Rob Westerfield ist. Paulie und ich haben uns die Website
letzte Woche angesehen. Es hat uns sehr glücklich
gemacht.«
Paulie schien sich etwas zu beruhigen. Er flüsterte:
»Aber Mama … wenn ich es vergesse, und …«
Mrs. Stroebel schien plötzlich sehr nervös. »Nicht mehr
reden, Paulie«, sagte sie abrupt. »Schlaf jetzt. Du musst
dich ausruhen.«
»Mama …«
»Paulie, du musst jetzt still sein.« Sie legte sanft aber
bestimmt die Hand auf seinen Mund.
Ich hatte das deutliche Gefühl, dass Mrs. Stroebel meine
Anwesenheit jetzt unangenehm war. Daher erhob ich
mich, um zu gehen.
»Mama …«
Mrs. Stroebel sprang sofort ebenfalls auf und versperrte
den Weg zum Bett, als ob sie befürchtete, ich könnte
Paulie zu nahe kommen.
Ich konnte mir nicht vorstellen, was sie in solche Unruhe
versetzte. »Richten Sie Paulie noch einen Gruß von mir
aus«, sagte ich hastig. »Ich rufe Sie morgen an, um zu
fragen, wie es ihm geht.«
Paulie hatte wieder zu reden begonnen, er warf sich
ruhelos hin und her und murmelte unzusammenhängend.
»Danke, Ellie. Auf Wiedersehen.« Mrs. Stroebel drängte
mich jetzt zur Tür.
»Andrea …«, rief Paulie laut, »geh nicht mit ihm aus!« Ich wirbelte herum.
Paulies Stimme war immer noch deutlich zu verstehen,
aber sie klang jetzt ängstlich und bettelnd. »Mama, und
wenn ich es vergesse und ihnen doch etwas über den
Anhänger erzähle, den sie getragen hat? Ich will
versuchen, nichts zu sagen, aber wenn ich es vergesse,
dann muss ich doch nicht ins Gefängnis, oder?«

34
    »Es GIBT EINE ERKLÄRUNG. Bitte glauben Sie mir. Es
ist nicht das, was Sie denken«, schluchzte Mrs. Stroebel,
als wir im Flur vor Paulies Zimmer standen.
    »Wir müssen miteinander reden, und Sie müssen absolut
aufrichtig zu mir sein«, sagte ich. Dazu bestand jedoch im
Augenblick keine Möglichkeit – Paulies Arzt war am
Ende des Ganges aufgetaucht und kam auf uns zu.
    »Ellie, ich rufe Sie morgen an«, versprach sie. »Ich kann
jetzt nicht, es wird mir alles zu viel.« Sie wandte sich mit
einem verzweifelten Kopfschütteln ab, sichtlich darum
kämpfend, ihre Fassung wiederzugewinnen.
    Nachdenklich fuhr ich zum Gasthaus zurück. War es
möglich, war es auch nur entfernt möglich, dass ich mich
die ganze Zeit geirrt hatte? War Rob Westerfield – und
damit auch seine ganze Familie – tatsächlich das Opfer
eines furchtbaren Justizirrtums?
    Er verdrehte mir den Arm ….Er näherte sich von hinten
und schlug mir ins Genick Er sagte: »Ich habe Phil
totgeschlagen, und das war ein gutes Gefühl.«
    Paulie hatte als Antwort auf den verbalen Angriff der
Haushälterin sich selbst etwas angetan, nicht jemand
anderem.
    Ich konnte nicht glauben, dass Paulie der Mörder von
Andrea war, aber ich war jetzt sicher, dass Mrs. Stroebel
ihn damals daran gehindert hatte, etwas zu sagen, was er
wusste.
Der Anhänger.
    Als ich auf den Parkplatz des Gasthauses fuhr, dachte
ich über die niederschmetternde Ironie der Situation nach.
Niemand, wirklich niemand glaubte daran, dass Rob
Westerfield Andrea einen Anhänger geschenkt hatte und
dass sie ihn in der Tatnacht getragen hatte.
    Und jetzt war die Existenz dieses Anhängers ausgerech
net von dem Menschen bestätigt worden, der die größte
Angst davor hatte, öffentlich zuzugeben, dass er von ihm
gewusst hatte.
    Ich stieg aus und sah mich um. Es war Viertel nach vier,
und die Schatten waren lang und schräg geworden. Die
Restsonne trat nur noch ab und zu hinter den Wolken
hervor, und in den Bäumen zerrte ein leichter Wind an den
trockenen Blättern. Sie erzeugten ein raschelndes
Geräusch vom Zufahrtsweg her, und in meiner
aufgewühlten Verfassung meinte ich, Schritte zu hören.
    Der Parkplatz war beinahe voll, und ich erinnerte mich,
dass mir am Nachmittag beim Weggehen Vorbereitungen
für einen Hochzeitsempfang aufgefallen waren. Um einen
freien Platz zu finden, musste ich um die Kurve bis in den
hinteren Teil fahren, den man vom Gasthaus aus nicht
einsehen konnte. Es schien allmählich zu einem
chronischen Zustand zu werden, dieses Gefühl, jemand
warte draußen auf mich, jemand belauere

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