Denn vergeben wird dir nie
besser. Ich habe ihn heute Nachmittag
besucht.« Ich zögerte zunächst, weil ich mir nicht sicher
war, ob ich ihr anvertrauen sollte, was Paulie mir über den
Anhänger erzählt hatte. Aber dann beschloss ich, alles zu
erzählen. Mrs. Hilmer war absolut vertrauenswürdig, und
sie war ein gutes Stimmungsbarometer für die Meinung
der Leute im Ort. Sie hatte wohl ebenfalls geglaubt, der
Anhänger sei ein Hirngespinst von mir gewesen. Es würde
interessant und hilfreich sein, zu erfahren, wie sie jetzt auf
die Geschichte reagierte.
Ihr Tee kühlte ab, während sie zuhörte, und ihre Miene
wurde ernst. »Ellie, es ist kein Wunder, dass Mrs. Stroebel
nicht gewollt hat, dass Paulie über den Anhänger redet.
Diese Geschichte hätte leicht gegen ihn selbst gewendet
werden können.«
»Ich weiß. Paulie hat zugegeben, dass der Anhänger in
seinem Besitz gewesen ist, dass er ihn Rob gegeben hat,
dass es ihn erschüttert hat, als er ihn Andrea hat tragen
sehen, und dass er ihr bis zur Garage gefolgt ist.« Ich
machte eine Pause und blickte sie an. »Mrs. Hilmer,
glauben Sie, dass es sich auf diese Weise abgespielt hat?«
»Was ich glaube, ist, dass Rob Westerfield mit all
seinem Geld im Rücken nicht nur ein gewissenloser,
sondern auch ein besonders schäbiger Schuft ist. Er hat
Andrea ein Schmuckstück geschenkt, das vermutlich ein
anderes Mädchen in seinem Wagen verloren hat.
Bestimmt hat er den Anhänger zu einer von diesen
Shopping Mails getragen, hat ein paar Dollar bezahlt, um
die Initialen gravieren zu lassen, und hat hinterher einen
riesigen Auftritt damit hingelegt.«
»Ich habe schon überlegt, ob man versuchen könnte
herauszufinden, wo er es hat gravieren lassen, aber nach
all den Jahren ist das wohl aussichtslos. Diese Art von
Auftrag ist in den Juwelierläden in den Shopping Mails
das Alltäglichste von der Welt.«
»Dann wissen Sie also noch gar nicht, was Sie mit der
Information über den Anhänger anfangen werden?«
»Nein. Ich war so froh, dass meine Erinnerung an den
Anhänger sich bestätigt hat, dass ich darüber noch gar
nicht nachgedacht habe. Der Anhänger ist eine
zweischneidige Sache, vor Gericht könnte er Paulie mehr
schaden als nützen.«
Ich berichtete Mrs. Hilmer von Alfie und der Planskizze.
»Wir alle hatten das Gefühl, dass Rob irgendetwas mit
dem Überfall auf Mrs. Westerfield zu tun hatte«, sagte sie
mit einem Gesichtsausdruck, in dem sich Mitgefühl und
Abscheu mischten. »Mrs. Westerfield ist eine freundliche,
vornehme und kultivierte Dame. Dass ihr einziger Enkel
geplant haben soll, sie zu ermorden, geht über jede
Vorstellungskraft. Ich habe sie manchmal zusammen mit
Rob in der Stadt gesehen, bevor er verhaftet wurde. Er
kümmerte sich immer überaus zuvorkommend um sie.
Wie kann ein Mensch sich so verstellen!«
»Diese Geschichte wird zusammen mit der Planskizze
im Internet erscheinen, wenn Alfie einverstanden ist«,
sagte ich. »Wenn Mrs. Westerfield erst die Skizze sieht,
wird sie vielleicht endgültig überzeugt sein.«
Als ich ihr den Auftritt des betrunkenen Will Nebels im
Restaurant beschrieb, war sie hell empört. »Sie wollen mir
doch nicht erzählen, dass man einen solchen Menschen in
einem neuen Prozess als glaubwürdigen Augenzeugen
betrachten würde?«
»Nicht unbedingt glaubwürdig, aber dennoch könnte er
großen Schaden anrichten, indem er die öffentliche
Meinung gegen Paulie aufbringt.«
Ungeachtet ihres Protests deckten wir gemeinsam den
Tisch ab und räumten die Küche auf. »Haben Sie vor, die
Garage mit der Wohnung wieder aufzubauen?«, fragte ich.
Sie räumte gerade den Geschirrspüler ein und musste
lächeln. »Ellie, was ich Ihnen jetzt sage, darf der
Versicherung nicht zu Ohren kommen, aber dieser Brand
kommt mir eigentlich sehr gelegen. Ich bin gut versichert
gewesen, und jetzt habe ich dort, wo die Garage stand, ein
freies Grundstück mit Baugenehmigung zur Verfügung.
Janey würde sehr gerne in dieser Gegend wohnen. Sie
findet, dass es der ideale Ort wäre, um ihr Baby
großzuziehen. Ich werde ihnen das Grundstück überlassen,
sie werden bauen, und dann werde ich meine Familie
gleich nebenan haben.«
Ich lachte. »Sie haben mich wirklich sehr erleichtert.«
Ich legte das Geschirrtuch zusammen. »Und jetzt muss
ich aufbrechen. Morgen fahre ich zur Carrington Academy
in Maine, um noch mehr Dinge aus Rob Westerfields
glorreicher Vergangenheit auszugraben.«
»Janey und ich haben die
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