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Denn Wahrheit musst du suchen

Denn Wahrheit musst du suchen

Titel: Denn Wahrheit musst du suchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. J. Daugherty
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weiße Wolke erschien. »Sie war am Lernen.«
    »Stimmt gar nicht«, leugnete Allie. »Ich hab … nachgedacht. Und euch gesucht hab ich auch.«
    »Hier wird nie im Leben einer nach uns suchen, haben wir uns gedacht«, ließ sich Nicoles französischer Akzent aus der Finsternis vernehmen. Allie konnte von ihr nur ein schlankes Bein in dunklen Leggins erkennen, das von dem steinernen Geländer herunterbaumelte, auf dem Nicole saß.
    »Ich hab schon gedacht, du wärst entführt worden«, sagte Rachel und sah sie vielsagend an. Dann erst bemerkte sie Allies Aufzug und wechselte das Thema. »Wo hast du denn deinen Mantel?«
    »Zoe hat vergessen zu erwähnen, dass ihr draußen seid«, sagte Allie. »Aber ist schon okay. Mir ist total warm vom Rennen.«
    In Wahrheit spürte sie bereits den kalten Schweiß auf der Haut, doch sie wollte sich auf gar keinen Fall von den anderen zurückschicken lassen.
    »So lange, bis du dich verkühlst«, sagte Rachel.
    »Können wir uns jetzt mal ernsteren Themen widmen?« Carter klang genervt. »Wir haben noch zehn Minuten bis zum Abendessen. Allie, was hast du von Isabelle erfahren?«
    »Ehrlich gesagt, ich hab gar nicht mit Isabelle gesprochen«, antwortete Allie. »Sondern mit Lucinda Meldrum.«
    Die Neuigkeit schlug ein wie eine Bombe. Die anderen verstummten.
    »Ich werd verrückt!« Zoe klang beeindruckt. »Ich wusste gar nicht, dass sie hier ist.«
    »Hat sie irgendwas gesagt, das für uns von Belang ist?« Nicoles Bein wechselte die Position.
    »Jede Menge, aber …« Allie musste daran denken, was ihre Großmutter alles erzählt hatte, über ihre Familie, ihre Geschichte, Nathaniel, Orion … Womit sollte sie bloß beginnen, wenn sie in zehn Minuten schon wieder zum Abendessen mussten? »Ich weiß nicht, wo ich anfangen soll. Das ist so viel, dass jetzt einfach nicht genug Zeit dafür ist. Ich muss es euch später erzählen … Habt ihr mit Katie gesprochen? Und wieso seid ihr hier draußen?«
    Sie bibberte jetzt so heftig, dass ihre Stimme fast abgehackt herauskam; die Säule, vor der sie stand, war wie ein Eisblock, und sie machte einen Schritt weg davon.
    »Die Begegnung mit Katie war … verstörend«, sagte Sylvain. Er knöpfte seinen Mantel auf, zog ihn aus und hielt ihn Allie hin, wobei er sie unverwandt ansah.
    Sylvains Geste erinnerte sie so sehr an den Abend des Winterballs, dass sie einen Moment lang außerstande war, sich zu rühren. Sie sah es vor sich, wie er damals seine Smokingjacke ausgezogen hatte – und was danach geschehen war.
    Die Haare an ihren Armen stellten sich auf.
    Schließlich streckte sie die Hand aus.
    Der Mantel war nicht lang, dafür aber schwer. Der weiche Stoff hielt noch Sylvains Körperwärme und den Duft seines Rasierwassers. Als Allie den Mantel überzog, fühlte es sich an wie eine Umarmung.
    »Katie schätzt, dass etwa neunzig Schüler mit Nathaniel gehen werden. Wir waren gerade dabei zu überlegen, was wir dagegen unternehmen sollen.« Rachels Stimme brachte Allie zurück in die Gegenwart.
    »
Neunzig?
Das ist ja die halbe Schule!«
    »Ja, es sind mehr, als wir erwartet haben«, sagte Zoe.
    »Ich hab schon mit meinem Dad gesprochen«, sagte Rachel. »Sie haben auch nicht mit so vielen gerechnet. Sie werden sich jetzt deshalb zusammensetzen.«
    »Aber wenigstens ein paar wollen doch bestimmt bleiben, oder?«, fragte Allie.
    Carter übernahm das Antworten. »Zehn, meint Katie. So viele mindestens wollen sich ihren Eltern widersetzen, aber die meisten sind eben nicht in der Night School und haben keinen Schimmer, was los ist.«
    Allies Herz klopfte heftig. Zehn Schüler. Das war so gut wie nichts. Nathaniel würde seinen Schockeffekt bekommen.
    »Aus dem, was ihre Eltern erzählt haben, schließt sie, dass es noch diese Woche losgeht«, sagte Sylvain. »Vielleicht sogar schon morgen.«
    Morgen schon? Das ist ja viel zu früh!
    »Nein, nein, nein …« Allie presste ihre Fingerspitzen gegen die Schläfen. »Wir sind noch nicht so weit. Was sollen wir bloß tun?«
    »Wir haben Katie gesagt, dass wir denen, die bleiben wollen, Verstecke anbieten können. Damit sie nicht gefunden werden«, erklang Carters Stimme aus der Dunkelheit. »Katie gibt sie an diejenigen weiter, denen sie vertraut. Rachel hat ihrem Vater davon erzählt, er weiß also alles, was wir wissen. Was hat Lucinda dazu gesagt?«
    »Sie …« Allie zog den zu großen Mantel fester um sich und versuchte, sich die Worte ihrer Großmutter ins Gedächtnis zu rufen. »Sie hat

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