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Denn Wahrheit musst du suchen

Denn Wahrheit musst du suchen

Titel: Denn Wahrheit musst du suchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. J. Daugherty
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passiert? Bei der Vorstellung überlief es sie eiskalt.
    Das geht einfach nicht.
    Als hätten ihn gerade dieselben Zweifel befallen, hörte Carter just in diesem Augenblick auf, sie zu küssen. Er stützte sich auf einen Ellbogen und studierte ernst ihr Gesicht. In seinen dunklen Augen spiegelte sich ihre eigene Verwirrung.
    »Es tut mir leid«, sagte er. »Aber ich kann nicht …«
    »Ich weiß«, sagte Allie mit belegter Stimme. Sie versuchte etwas zu sagen, was die Sache besser machen würde, doch ihr Verstand hatte ausgesetzt. »Ist nicht deine Schuld. Mir tut’s auch leid.«
    »Ich hab dich einfach vermisst«, sagte er. »Und manchmal, da …« Er verstummte.
    »Ich hab dich auch vermisst«, sagte sie leise. »Es wär nur schön … wenn’s irgendwie einfacher wär.«
    Carter sah sie lange an.
    Dann rollte er sich wieder auf den Rücken und starrte in den Sternenhimmel, einen Arm über die Stirn gelegt, als würde ihn etwas blenden.
    »Ich weiß.«
    Warum bringt einem keiner so was bei? Wieso sagt einem keiner: »Wenn du nach einer Trennung noch befreundet sein willst, musst du es so und so anstellen.« Oder: »Wie man es hinkriegt, seinen Ex nicht ab und zu küssen zu wollen.«
Das wäre so ziemlich der hilfreichste Ratschlag der Welt – bloß dass ihn keiner parat hat.
    Allie richtete sich auf, schlang die Arme um die Knie und starrte in den Wald.
    Eine ganze Weile blieben sie so – jeder in seine eigenen Gedanken vertieft.
    Dann setzte sich Carter ebenfalls auf, als hätte er gerade einen Entschluss gefasst. »Ich möchte dir was sagen«, hob er an und schaute ihr ins Gesicht. »Ich wollte es dir schon so lange sagen, aber ich hab’s einfach nicht fertiggebracht. Aber jetzt muss ich’s endlich mal loswerden.« So ergriffen klang er, dass Allie ihn ganz überrascht ansah. »Es ist einfach nur … Es tut mir so leid, wie ich dich behandelt habe, als wir zusammen waren. Ich weiß, ich hab’s verbockt.«
    Allie stiegen Tränen in die Augen, doch sie wich seinem Blick nicht aus.
    »Erst war ich eifersüchtig und hab mich wie der letzte Depp benommen. Dann war’s mir peinlich, und ich war nur noch wütend.« Er fuhr sich mit den Fingern durch die verwuschelten, dunklen Haare. »Ich weiß, dass ich dich verletzt habe, und das tut mir ehrlich leid.«
    Mit einem Male löste sich etwas in Allies Brust, das sehr lange angespannt gewesen war.
    Was immer sie sich von diesem Abend erwartet hatte – das ganz bestimmt nicht.
    Ihre Lippen waren von den heftigen Küssen noch ganz wund. Wie wollte sie ihm da erzählen, wie sehr ihre Trennung sie verletzt hatte? Wie bedeutungslos sie sich anfangs gefühlt hatte, wenn sie ihn zusammen mit Jules sah. Und wie einsam, wenn er sie einfach ignorierte.
    Carter hatte gerade alles gesagt, was sie von ihm hören wollte – hätte er es nur vor vier Monaten gesagt! Bis eben war ihr all das nicht klar gewesen – aber nun war es zu spät.
    Es gab kein Zurück.
    Doch das konnte sie jetzt nicht sagen. Sie konnte nur versuchen, den Schaden wiedergutzumachen, den sie gerade ihrer Freundschaft zugefügt hatten – und Jules.
    »Danke, dass du das sagst. Das hilft mir«, sagte sie mit erstaunlich fester Stimme und ballte dabei die Fäuste so sehr, dass ihre Fingernägel kleine Halbmonde in ihre Handflächen bohrten.
    »Ich hätte dich eben nicht küssen sollen. Das war falsch. Du bist jetzt mit Jules zusammen. Sie wäre ziemlich verletzt, wenn sie das rausfinden würde. Sie darf nie davon erfahren. Ich versprech dir, dass ich …«
    Abrupt sprang Carter auf und lief auf die Lichtung, wo er mit dem Rücken zu ihr stehen blieb.
    Allie wurde flau im Magen.
Jetzt bin ich zu weit gegangen.
    Hastig rappelte sie sich auf und eilte ihm hinterher. »Carter … Es tut mir leid. Ich hab’s nicht so gemeint …«
    »Jetzt hör doch auf damit«, schnitt er ihr das Wort ab und drehte sich zu ihr um. »Das machst du nämlich andauernd – dich für Sachen entschuldigen, für die du gar nichts kannst.« Im Dunkeln konnte sie seine Augen nicht sehen. »Man sollte sich nie dafür entschuldigen, dass man recht hat.«
    Ehe sie darauf etwas erwidern konnte, hatte er schon die Schultern durchgedrückt und deutete Richtung Norden. »Lass uns lieber zurückgehen. Die warten bestimmt schon auf uns.«
    Ohne ihre Antwort abzuwarten, marschierte er los in die Dunkelheit.
     
    Als sie zwanzig Minuten später die Mädchenumkleide der Night School betraten, sprang Zoe sofort auf und rannte auf sie zu.

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