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Denn Wahrheit musst du suchen

Denn Wahrheit musst du suchen

Titel: Denn Wahrheit musst du suchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. J. Daugherty
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ja, sie ist Vertrauensschülerin, vielleicht muss sie was … Vertrauensschülermäßiges mit dir besprechen«, überlegte Rachel. »Oder sie will dir eine reinhauen, weil du ihren Freund geküsst hast.«
    Allie schlug nach ihr, bekam sie aber nicht zu fassen.
    »Ruhig, Brauner«, sagte Rachel, und beide drohten einen Lachanfall zu kriegen.
    »Ist sie schon da?«, zischte Allie. Sie hatte Mühe, nicht laut loszuprusten. Rachel legte einen Finger an ihre Lippen.
    Allie schlug die Hände vor den Mund. Rachel richtete sich auf, um erneut über die Rockschöße zu linsen. Genau in diesem Augenblick baute Jules sich vor ihr auf und versuchte, an ihr vorbei in das Versteck zu schauen.
    »Ach, Rachel«, sagte sie wichtigtuerisch, »hast du vielleicht Allie gesehen?«
    Allie wusste, wie gern Rachel in diesem Moment gelogen hätte – sie sah es an der Haltung ihrer Schultern, spürte es an der Art, wie sie sich sammelte, um zu antworten. Doch sie wusste auch, dass Rachel eine miserable Lügnerin war.
    »Ich bin hier«, sagte sie deshalb, stand auf und sah über Rachels Schulter hinweg die Vertrauensschülerin an. »Was gibt’s?«
    Jules antwortete nicht, sondern musterte Allie mit einem herausfordernden Blick, der zugleich eine Warnung war. Vielleicht sogar eine Drohung.
    Doch dann sagte sie nur: »Isabelle möchte, dass du in ihr Büro kommst.«
    Allie nickte und warf Rachel einen vielsagenden Blick zu.
    »Wenn du dich mit den anderen triffst, mach Notizen für mich.«
    »Wird gemacht. Viel Glück!«, sagte Rachel und grüßte mitfühlend hinter Jules’ Rücken.
    Mit ein, zwei Schritten Abstand folgte Allie Jules hinaus auf den großen Treppenabsatz. Im Licht der späten Nachmittagssonne wirkten die Statuen um sie herum wie Engel, die sich gleich in die Lüfte erhoben.
    Bei jedem Schritt machten Jules’ Uggs auf dem gebohnerten Parkett ein nervendes Schlurfgeräusch. Allie überlegte, was sie ätzender fand – die Lammfellstiefel oder die Tatsache, dass es Jules als Vergünstigung für ihren Einsatz als Vertrauensschülerin gestattet war, ihre eigenen Schuhe zu tragen.
    »Wie läuft’s denn so im Garten?«, fragte Jules unvermittelt.
    »Äh … was?« Die Frage erwischte Allie völlig auf dem falschen Fuß. »Meinst du jetzt meinen Arrest?«
    Jules nickte, ohne das Tempo zu verringern.
    »Ganz gut, glaub ich«, antwortete Allie. »Ich meine, es ist dämlich und bringt nichts; aber es wird mir eine Lehre sein … bla, bla, bla.«
    Eine ganze Weile gingen sie schweigend weiter. Zu hören war nur das Schlurfen von Jules’ Stiefeln. Dann: »Ist Carter auch noch dabei?«
    Schlurf, schlurf, schlurf …
    Allie hielt den Blick gesenkt und versuchte sich vorzustellen, worauf Jules hinauswollte. Sie musste doch wissen, dass ihr Freund Morgenarrest hatte, oder?
    »Ja.«
    Ohne Vorwarnung blieb Jules stehen und drehte sich zu ihr um.
»Wieso?«
    Ihr aggressiver Ton traf Allie völlig unvorbereitet. Sie wich einen Schritt zurück und geriet fast ins Straucheln. »Wieso was?«
    »Wieso ist der da immer noch mit dir am Rumgärtnern?«
    Allie hoffte, ihre Miene könne ausreichend zum Ausdruck bringen, dass die Vertrauensschülerin wohl den Verstand verloren haben musste.
    »Weil er
Arrest
hat, Jules. Aus welchem Grund sonst sollte jemand dreimal wöchentlich in aller beschissenen Herrgottsfrühe in die Eiseskälte rauswollen?«
    Zu Allies Erstaunen wich schlagartig jegliche Kampfeslust aus dem Blick der Vertrauensschülerin. Mit Tränen in den Augen wandte Jules sich ab.
    »Ja, das habe ich mich auch gefragt«, sagte sie. »Carter hat keinen Arrest. In diesem Trimester hat er überhaupt noch keinen Arrest gehabt.«
    Allie starrte sie verdutzt an. »Das ist doch verrückt, Jules. Er muss Arrest haben. Du hast das bestimmt falsch verstanden …«
    »Also bitte, Allie«, sagte Jules voller Verachtung. »Ich bin Vertrauensschülerin, erinnerst du dich? Da bekomme ich jeden Tag eine Liste mit den Arrestlern. Carter steht nicht drauf. Trotzdem geht er jeden zweiten Morgen mit dir da raus …«
    Allie drehte sich der Magen um. »Das … das verstehe ich nicht«, sagte sie matt.
    »Ach nein?« Jules sah nicht so aus, als würde sie ihr glauben. »Dann lass es mich mal so ausdrücken, dass du es auch begreifst. Mein Freund gibt vor, zur gleichen Zeit Arrest zu haben wie du, obwohl er keinen hat. Nachts treibt er sich mit so einer Geistergang rum und weiß Gott mit wem sonst noch. Und du bist natürlich auch wieder dabei.« Jules fuhr

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