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Denn wer zuletzt stirbt

Denn wer zuletzt stirbt

Titel: Denn wer zuletzt stirbt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Spielberg
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unterhalten. Sie sollen Ärzten, Schwestern, Küchenpersonal, Verwaltungsangestellten, Putzfrauen, Zulieferfirmen, Pharmamultis und Hunderten von Angehörigen die Existenz sichern. Darüber hinaus ist es ihre Aufgabe, uns Ärzten unsere Fortbildung und unser Weiterkommen zu ermöglichen. Mit anderen Worten, ich habe immer noch nicht begriffen, wer im Krankenhaus für wen da ist. Begriffen vielleicht schon, aber nicht umgesetzt. Ich bin immer noch ein Don Quichotte im Arztkittel, der zwar gelernt hat, daß er die Krankheiten nicht ausrotten kann, sich aber wenigstens bemüht, der Natur nicht dazwischenzupfuschen, wenn sie einen Patienten heilen will. Was sie manchmal entgegen den vereinigten Energien aller am Medizingeschäft Beteiligten und gegen alle Lehrbuchmeinung tatsächlich schafft.
    Jedenfalls hatte ich zum heiligen Pfingstfest meinen Teil zum Überleben der Menschheit beigetragen und war bereit für meinen deutschen Abend: Bier mit Fernsehen, Fernsehen mit Bier. Erst vorgestern hatte ich Nachtdienst gehabt und war gestern abend entsprechend tot ins Bett gefallen. Ich hatte mir meinen deutschen Abend verdient. Ein Abend, wie ihn nur wir Singles richtig genießen können: kein Streit über das Fernsehprogramm, keine Gute-Nacht-Geschichte für die Kinder, keine Gefahr, ausgerechnet heute abend in eine Beziehungsdiskussion verwickelt zu werden.
    Ich überlegte noch, ob ich zur Sicherheit das Telefon ausstellen sollte. Aber das Risiko, heute als Ersatzmann zum Nachtdienst gerufen zu werden, war fast null, Abramschik war dran, und wenn der plötzlich krank sein sollte, wäre Adam dran, der nächste im Alphabet. Der Abstand zu »H« wie Hoffmann war ausreichend groß, auch wenn sich während der Ferienzeit die Abstände überraschend schnell verkürzen können. Ich stellte das Telefon nicht ab, weil an Fußballabenden gelegentlich Celine vorbeikommt. Und – das ist eine ihrer vorteilhaften Eigenschaften – sie ruft immer vorher an, als Co-Single teilt sie meinen hohen Respekt vor der Privatsphäre. Außerdem bringt sie oft noch eine Pizza mit oder was vom Chinesen.
    Im Gegensatz zu mir ist Celine ein echter Fußballfan, springt bei jedem Tor, Fast-Tor oder Foul auf und braucht mich als Auditorium für ihre fachlichen Kommentare. Sie kommt dabei ganz selbstvergessen in die eigenartigsten Stellungen. Ihr kurzer Rock würde sich hochschieben, und ich könnte mich an ihrem appetitlichen Hintern erfreuen, oder ihre Bluse würde verrutschen mit freier Sicht auf ihre niedlichen kleinen Brüste. Diese Spannerei ist ziemlich albern, weil wir uns nach diesen gemeinsamen Fernsehabenden in der Regel sowieso ausführlich auf dem Teppich oder im Bett vergnügen, und trotzdem macht es mir Spaß, noch ein anderes optisches Programm als das auf dem Bildschirm zu haben. »Der Ball ist rund«, hat Sepp Herberger einmal in unübertroffen tiefer Analyse des Fußballs gesagt. Celines Po ist es auch, aber darüber hinaus noch knackig.
    Die Nationalhymnen waren abgespielt, die Seitenauslosung war vorbei – und nach nur fünf Minuten hatten unsere Jungs das erste Tor kassiert. Großer Gott! Wir hatten doch sogar den Teamchef ausgewechselt!
    Als genau drei Minuten nach dem Tor das Telefon klingelte, überlegte ich schon beim Abheben, ob ich lieber Pizza Salami oder Schweinefleisch mit Bambussprossen bestellen wollte doch es war nicht Celine. Es war die Klinik, sie brauchte mich zum Nachtdienst. Wie waren sie so schnell bis zu »H« gekommen? Aha, Abramschik hatte sich krank gemeldet, und die anderen waren im Urlaub oder hatten einfach nicht abgehoben. Welcher Dummkopf geht schon bei Deutschlands erstem Spiel in der Endrunde ans Telefon?
    »Mein Bruder ist nicht zu Hause«, damit hatte ich solche Situationen am Anfang meiner Krankenhauskarriere geregelt, doch inzwischen sind meine familiären Verhältnisse in der Klinik bekannt. »Gerne, ich komme gleich, aber ich habe schon drei Bier getrunken«, war vor zwei Jahren noch ein unschlagbares Argument und hatte mich ziemlich stolz auf meine Geistesgegenwart gemacht, mir aber auch den Ruf eingebracht, ich sei zumindest Feierabend-Alkoholiker. Würde ich es jetzt noch einmal benutzen, bekäme ich wahrscheinlich nie wieder einen Akut-Nachtdienst aufgebrummt, wäre aber endgültig als Alki abgestempelt. Also ade Pizza Salami oder Schweinefleisch mit Bambussprossen und Celine mit knackigem Hintern und niedlichen Brüsten und Verlängerung auf dem Teppich!
    Als stummen Protest gegen mein Schicksal

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