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Department 19 – Die Mission

Department 19 – Die Mission

Titel: Department 19 – Die Mission Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Will Hill
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Leere, und sie biss sich unwillkürlich auf die eigene Faust. Blut trat aus der Wunde, und sobald sie es auf der Zunge schmeckte, war der Hunger augenblicklich vergangen, wich einem Vergnügen von solcher Wucht, dass ihre Knie weich wurden. Das Blut rann über ihre Lippen und an ihrem Hals hinunter, und sie wurde von einem Gefühl überwältigt, wie sie es noch niemals zuvor empfunden hatte, als könnte sie Wände einreißen, hundert Kilometer weit rennen, in die Luft springen und fliegen wie ein Vogel.
    Als gäbe es nichts, was sie nicht könnte.
    Dann war das Gefühl wieder verschwunden, und sie sank zurück auf die Knie.
    Hungrig saugte sie an ihrer Hand, doch das Gefühl unermesslicher Freude kehrte nicht zurück. Und obwohl sie nicht wusste, was mit ihr geschehen war, obwohl der Teil von ihr, der noch Larissa war, eine geradezu unbeschreibliche Angst verspürte, wusste sie doch eines ganz genau, mit unverrückbarer Sicherheit.
    Das Blut hatte den Schmerz augenblicklich verschwinden lassen. Und wenn ihr eigenes nicht länger funktionierte, dann brauchte sie eben Blut von jemand anderem.
    Larissa stolperte auf die Füße und aus dem Badezimmer. Als sie an der Tür zum Zimmer ihres Bruders vorbeikam, schaute sie hinein. Er hatte im Schlaf die Decke von sich gestrampelt, und seine Haut schimmerte bleich im Mondlicht, das in einem schmalen Spalt zwischen den Vorhängen hindurch ins Zimmer fiel. Sie konnte die Adern an seinem Hals pulsieren sehen, und der Hunger schrie und tobte in ihrem Kopf und verdrängte nahezu jeden halbwegs rationalen Gedanken. Er schrie nach Nahrung, nach Blut, fluchte und tobte in ihrem torkelnden Verstand. Unwillkürlich tat sie einen Schritt vor, dann hielt sie inne.
    Das da war Liam – ihr nervtötender, wunderbarer, lustiger kleiner Bruder Liam, der ihr noch niemals mit Absicht wehgetan hatte, der, soweit sie wusste, noch nie irgendjemandem wehgetan hatte. Sie raffte den Rest ihrer schwindenden Kräfte zusammen, floh aus seinem Zimmer und zog die Tür krachend hinter sich ins Schloss. Sie hörte noch, wie er aus dem Schlaf erwachte und irgendetwas Unverständliches brummte, dann war sie weg, sprang die Treppe hinunter, über den Flur und durch die Haustür nach draußen. Die Straße lag noch im Dunkeln, als sie davonrannte, weg von den Menschen, die sie liebte, weg von dem einzigen Zuhause, das sie jemals gekannt hatte.

29
    Kalkuliertes Risiko
    »Ich möchte noch einmal betonen, dass mir diese Sache ganz und gar nicht gefällt«, sagte Morris.
    »Muss das sein?«, entgegnete Jamie. »Ich denke, das ist bereits ziemlich klar geworden.«
    Er hatte Morris seinen Plan auf dem Weg zu den Zellenblöcken erläutert, und Morris hatte ihm ungläubig zugehört, bevor er Jamie erklärt hatte, dass Admiral Seward das unter gar keinen Umständen gestatten würde. Jetzt standen die beiden draußen vor dem Zellenblock im Korridor und warteten auf Frankenstein. Das Monster war auf dem Weg nach unten und hatte angeordnet, dass sie nichts unternehmen sollten, bevor er bei ihnen war.
    »Ich verstehe einfach nicht, warum du diesem Mädchen so sehr vertraust«, sagte Morris zum wiederholten Mal. »Sie hat versucht dich zu töten, und sie gehört zu Alexandru. Ich weiß, sie ist hübsch, aber trotzdem …«
    »Das hat nichts damit zu tun!«, unterbrach ihn Jamie, und seine Augen funkelten wütend. »Abgesehen davon vertraue ich ihr nicht – nicht wirklich. Aber ich glaube, dass sie jemanden kennt, der Informationen besitzt, die mir weiterhelfen könnten, und wenn wir mitspielen, wird sie uns zu dieser Person bringen. Und nein, ich habe keine Ahnung, woher ich das weiß. Ich glaube einfach, dass sie es tun wird.«
    Doch Jamie hatte Morris gegenüber gelogen: Er fing tatsächlich an, Larissa zu vertrauen. Und wenn er – was immer häufiger geschah – an sie dachte, dann sah er mehr und mehr die Person vor sich, die sie einmal gewesen war, ein Mädchen, dessen größte Probleme ihre Freundinnen und ihre Eltern gewesen waren, bevor sie allein vom Jahrmarkt in die Dunkelheit wanderte und ihr Leben eine schreckliche Wendung nahm.
    »Ich hoffe, du hast recht«, sagte Morris.
    »Nein, tun Sie nicht!«, entgegnete Jamie.
    »Was tut er nicht?«, rumpelte Frankensteins Stimme.
    Der riesige Mann war gerade um die Ecke des Gangs gebogen und stand nun in voller Größe vor Jamie und Morris.
    »Nichts«, sagte Jamie. »Zerbrechen Sie sich nicht den Kopf darüber.«
    Frankenstein bedachte den Jungen mit einem langen

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