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Department 19 – Die Mission

Department 19 – Die Mission

Titel: Department 19 – Die Mission Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Will Hill
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auf ihre Herkunft. Sie war eine Bengal-Tigerin, Sir. Ich habe sie selbst geschossen, in der Nähe von Rangun, vor zwei Sommern.«
    Van Helsing wandte sich um und betrachtete das Tigerfell, seinen Kopf, den Schwanz, beides vollkommen intakt. »Ich denke nicht, Sir«, sagte er sodann. » Panthera tigris altaica. Die sibirische Art, auch Amur-Tiger genannt.«
    Robinsons Gesicht lief dunkelrot an. »Nennen Sie mich einen Lügner, Sir?«, fragte er mit dunkler Stimme.
    Er hat ihn gekauft , erkannte Van Helsing mit boshafter Heiterkeit. Wahrscheinlich in Singapur oder Rangun. Er hat ihn gekauft und als Jagdtrophäe mit nach Hause gebracht. Herrlich.
    »Gott bewahre, Sir«, erwiderte Van Helsing in einem leicht amüsierten Tonfall. »Ich wage allerdings zu behaupten, dass Sie derjenige sind, der sich irrt. Die Dichte des Fells, das helle Orange, die Anordnung der Streifen, all das sind unverwechselbare Charakteristika des Amur-Tigers – genau wie die Tatsache, dass diese Lady hier sicherlich mehr als zweieinhalb Meter lang gewesen ist. Vielleicht waren Sie in den letzten Jahren sowohl in den sibirischen Ebenen als auch in Bengalen jagen und haben lediglich vergessen, wo Sie sie niedergestreckt haben? Denn wenn das nicht der Fall ist, gibt es nur eine einzige andere Schlussfolgerung, die ich zu ziehen imstande bin.«
    Er ließ die Anschuldigung unausgesprochen, doch sie hing unheilschwanger in der Luft. Nach einem mörderischen Blick räumte Minister Robinson ein, dass sein Sohn vor zwei Jahren in Sibirien jagen gewesen sei und eine ganze Reihe feiner Trophäen mit nach Hause gebracht habe. Möglicherweise habe er seinen bengalischen Tiger irgendwie mit diesem dort verwechselt.
    Immer noch verlogen, und deine Kollegen stehen daneben. Was für eine Bande von verblendeten Narren. Pfauen mit Buchhalterseele. Also schön, kommen wir zur Sache.
    Der Premierminister räusperte sich und nahm einen Schluck Wasser aus einem halb vollen Glas, das vor ihm auf dem Schreibtisch stand. »Professor Van Helsing«, begann er in warmem, herzlichem Tonfall – der öligen Stimme eines geborenen Politikers. »Ich möchte Ihnen persönlich für Ihre Bemühungen in der vergangenen Nacht danken und Ihnen außerdem die Dankbarkeit von Jenny Pembrys Eltern ausrichten. Das Mädchen ist zurzeit bei ihnen in Whitechapel, wo es sich langsam erholt und wieder zu Kräften zu kommen scheint.«
    »Danke sehr, Sir.«
    »Allerdings wirft dieser Zwischenfall, so befriedigend das Ende auch sein mag, eine ganze Reihe ungewöhnlicher Fragen auf, meinen Sie nicht?«
    Van Helsing räumte ein, dass dem so sei, und Gladstone nickte.
    »Könnten Sie uns also erklären, Professor, was das für eine Kreatur war, der Sie gestern Nacht begegnet sind, und welche Erfahrung Sie in diesen Dingen haben? Auch wir hier in Whitehall sind nicht von Klatsch und Tratsch abgeschnitten, und wir alle haben von der Geschichte in Carfax Abbey mit ihrem transsylvanischen Bewohner gehört. Nichtsdestotrotz würde ich gerne die Wahrheit erfahren, Professor, und zwar von Ihnen.«
    Der alte Mann sah dem Premierminister fest in die Augen, bevor er die anderen musterte, die sich um ihn herum versammelt hatten.
    Wie eine Schar von Geiern auf der Suche nach einer Möglichkeit, Profit aus Blut und Tod zu schlagen.
    »Ganz wie Sie wünschen, Sir«, sagte er und begann zu erzählen.
    Er sprach nicht länger als zehn Minuten, doch als er endete, war es ganz offensichtlich, dass seine Geschichte die Männer im Raum in zwei Lager gespalten hatte. Primrose, Robinson und Campbell-Bannerman starrten ihn an, als hätte er den Verstand verloren. Ihre Gesichter waren vor Empörung verzerrt, weil sie sich einen solch hanebüchenen Unsinn hatten anhören müssen. Asquith, Spencer und Gladstone hingegen waren blass geworden, ihre Augen weit vor Entsetzen. Diese drei glaubten, was Van Helsing ihnen erzählt hatte.
    »Gibt es noch Fragen dazu?«, fragte er und sah den Premierminister an.
    Gladstone öffnete den Mund, um etwas zu sagen, doch Robinson kam ihm zuvor. Der Premierminister warf ihm einen Blick zu, aus dem hervorging, dass der Marquess diese Unverschämtheit irgendwann in naher Zukunft noch bedauern würde, doch er ließ ihn reden.
    »Das ist grotesk!«, ereiferte sich Robinson mit vor Empörung bebender Stimme. »Sie verlangen allen Ernstes von mir zu glauben, dass es Wesen gibt, die übernatürliche Kräfte besitzen, fliegen können, das Blut anderer Menschen trinken und ewig leben – und mehr

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