Department 19 - Die Wiederkehr: Thriller (German Edition)
kämpfen gehabt hätte: mit echten Problemen, nicht mit pubertärem Nonsens wie ihre beiden angeblich besten Freunde.
Nach ihrer Ankunft im Ring, nach dem wundervollen, atemberaubenden Augenblick, in dem sie erfahren hatte, dass ihr Vater zu den Überlebenden gehörte, die auf John Tremains Fischerboot das Festland erreicht hatten, war Kate in den sicheren Schlafsaal auf Ebene B geführt worden und hatte sofort und traumlos geschlafen. Sie schlief, bis eine Agentin in der gleichen schwarzen Uniform, die Jamie und seine Kameraden auf Lindisfarne getragen hatten, sie sechs Stunden später wachrüttelte und ihr sagte, sie müsse sich anziehen und mit nach oben in die Kommandozentrale kommen.
Sie hatte klaglos gehorcht, sich noch immer halb schlafend die Augen gerieben, als sie zum Lift gingen und zur Ebene 0 hinauffuhren. Die Agentin hatte ihr die Tür der Kommandozentrale aufgehalten; Kate war hindurchgegangen und hatte sich in dem riesigen ovalen Raum umgesehen.
Außer ihr war nur eine weitere Person anwesend: ein blendend aussehender Latino Mitte vierzig, der in der inzwischen vertrauten schwarzen Uniform lässig an einem Schreibtisch im Vordergrund des Raums saß.
»Miss Randall?«, fragte er. Sein Ausdruck war völlig neutral – weder bösartig noch bedrohlich, aber auch kein bisschen warm. Eine Sekunde lang drängte sich ihr das Unheimliche ihrer Lage auf, und sie empfand Angst wie einen Stich ins Herz, als sie nickte.
Was ist, wenn sie mich dafür einsperren, was ich gesehen habe? Was ist, wenn sie mich nie mehr rauslassen? Was wird dann aus Dad?
»Ich bin Major Christian Gonzalez«, sagte der Mann. »Ich vertrete den Sicherheitsoffizier dieser Einrichtung. Bitte nehmen Sie Platz.«
Kate tat wie geheißen, durchquerte den großen Raum und setzte sich auf einen der Plastikstühle an den kreuzweise aufgestellten langen Tischen. Sie drehte ihn so, dass sie Major Gonzalez zugewandt war.
»Haben Sie gut geschlafen? Brauchen Sie irgendwas?«, fragte er.
Sie schüttelte den Kopf.
»Gut«, sagte er. »Das ist gut. Nun, Kate … ich darf Sie doch Kate nennen?«
Diesmal nickte sie, und seine Mundwinkel gingen leicht nach oben.
»Danke«, sagte er. »Also, Kate. Wir haben ein Problem, Sie und ich. Wir müssen gemeinsam überlegen, wie es zu lösen ist.«
»Welches Problem?«, fragte sie mit leiser, nervöser Stimme.
»Dass Sie Dinge gesehen haben, die Sie niemals hätten sehen dürfen. Die Kreaturen, die letzte Nacht Ihr Elternhaus überfallen haben, die Männer, die Sie gerettet haben … für die breite Öffentlichkeit existiert dies alles nicht. So wenig wie das Gebäude, in dem Sie jetzt sind. Und wir müssen dafür sorgen, dass das so bleibt.«
Angst kroch Kates Rückgrat hinauf.
Sie werden mich einsperren. Sie lassen mich nie mehr nach Hause.
Major Gonzalez sah die ängstliche Miene des Teenagers und lächelte.
»Wir tun Ihnen nichts, Kate«, sagte er freundlich. »Wir sind die Guten. Aber wir müssen unsere Tätigkeit geheim halten, und das bedeutet, dass Sie eine Entscheidung treffen müssen. Eine große.«
»Wie meinen Sie das?«, brachte Kate heraus. »Welche Entscheidung?«
Major Gonzales nahm ein Blatt Papier vom Schreibtisch und hielt es hoch.
»Dies ist der vorläufige Bericht über die Ereignisse von vergangener Nacht«, sagte er. »Er basiert auf Augenzeugenberichten, auch von Kommandeuren dieser Organisation. Er beschreibt die näheren Umstände der Vernichtung eines der mächtigsten Vampire der Welt durch einen Jugendlichen im Anfangsstadium unserer Ausbildung und die Taten der Männer und Frauen, die ihm geholfen haben. Er erwähnt auch Sie – mehrmals. Hier steht, dass sie bemerkenswerte Tapferkeit und Willenskraft bewiesen haben, als Sie Mr. Carpenter und seine Kameraden zu dem Kloster führten, in dem Alexandru Rusmanov seinen Stützpunkt hatte, und dass Sie diese Eigenschaften weiterhin bewiesen haben, als sie einem Saal voll hungriger Vampire unter Führung einer der bösesten Kreaturen der Weltgeschichte gegenüberstanden. Und hier steht auch, dass sie einen der Vampire eigenhändig vernichtet haben. Ist das wahr?«
Erinnerungen an vergangene Nacht brachen über Kate herein. Sie erinnerte sich an Schreie und die dumpfen Knalle von Waffen, als eine kleine Gruppe von Männern und das Vampirmädchen tapfer gegen Ungeheuer kämpften, die fünffach in der Überzahl waren, erinnerte sich an Blutfontänen und das Zerreißen von Fleisch und Knochen, erinnerte sich vor
Weitere Kostenlose Bücher