Department 19 - Die Wiederkehr: Thriller (German Edition)

passieren, dann klopfte Jamie an die massive Tür. Sie wurde fast augenblicklich entriegelt, und der Direktor von Department 19 rief, er solle eintreten.
    Als Jamie vor Admiral Sewards Schreibtisch stand, an genau der gleichen Stelle, an der er erst vor etwa einer Stunde gestanden hatte, an der er in seiner Zeit hier im Ring überhaupt viel zu oft gestanden hatte, war der Gesichtsausdruck des Direktors nüchtern professionell. Aber als die Tür ins Schloss fiel, hatte Jamie auf dem Gesicht des Admirals für Bruchteile einer Sekunde offenkundige Erleichterung gesehen.
    »Lieutenant Carpenter«, sagte Seward. »Freut mich, dass Sie’s geschafft haben. Und, wie war’s?«
    »Es war … interessant, Sir«, antwortete Jamie vorsichtig.
    »Ich habe ein Wortprotokoll des Gesprächs gesehen«, sagte Seward. »Glauben Sie, was er über Dracula erzählt hat? Über ein Mittel, ihn zu vernichten?«
    »Ich bin mir nicht ganz sicher, Sir«, erwiderte Jamie. »Ich denke, dass er selbst daran glaubt. Aber ich bin etwas im Zweifel. Er hat selbst darauf hingewiesen, Sir, da alles vor so langer Zeit passiert ist, dass wirklich nicht zu erkennen ist, was wir in dieser Sache noch unternehmen könnten.«
    »Trotzdem«, sagte Seward, »Sie haben mit ihm zusammengesessen, ihn beim Reden beobachtet. Glauben Sie, dass an seiner Behauptung etwas dran ist?«
    Jamie überlegte kurz, rief sich ins Gedächtnis zurück, wie Valentin ausgesehen hatte, als er seine Theorie erläutert hatte: fast selbstgefällig, voller Entzücken über sein eigenes überlegenes Wissen.
    »Ja, Sir«, antwortete er zuletzt. »Ich glaube schon.«
    »Dann lasse ich in dieser Richtung ermitteln«, sagte Seward und machte sich einen Vermerk auf einem der vielen Notizzettel, mit denen sein Schreibtisch übersät war. »Ich brauche Sie sicher nicht daran zu erinnern, dass …«
    »Dass alles, was Valentin mir erzählt hat, streng geheim ist«, sagte Jamie. »Ich weiß, Sir.«
    Admiral Seward nickte. Auf seinem Gesicht zeichnete sich Unbehagen ab, als sei er im Begriff, etwas zu tun, das ihm widerstrebte.
    »Ich muss auch seine Behauptungen wegen Ihres Großvaters nachprüfen lassen, Jamie«, sagte er leise. »Das verstehen Sie doch, nicht wahr?«
    »Ja, Sir«, bestätigte Jamie. »Ich weiß, dass Sie das tun müssen. Auch ich muss erfahren, ob Valentins Aussage zutreffend war.«
    »Sie erfahren es als Erster«, versprach der Direktor ihm. »Und ich werde unter keinen Umständen zulassen, dass Johns Andenken beschmutzt wird. Er war einer unserer Besten; daran kann nichts und niemand etwas ändern.«
    »Danke, Sir.«
    Die beiden Männer saßen einige Zeit schweigend da, es war kein unangenehmes Schweigen, und doch überschattet von den Geheimnissen der Vergangenheit. Jamie versuchte schließlich, festeren Boden unter die Füße zu bekommen.
    »Möchten Sie einen ersten Bericht hören, Sir?«
    »Nicht notwendig, Jamie«, wehrte Seward ab. »Ich habe wie gesagt das Wortprotokoll.«
    Jamie runzelte die Stirn.
    »Sir, Major Turner hat gesagt, Sie …«
    »Ich weiß, was Major Turner gesagt hat«, unterbrach der Direktor ihn. »Er hat Ihnen ausgerichtet, was ich ihm aufgetragen habe. Ich habe etwas erhalten, das ich Ihnen zeigen möchte, aber ich will damit keine verfrühten Hoffnungen wecken.«
    Jamie spürte ein erregtes Kribbeln sein Rückgrat hinauflaufen.
    »Hoffnungen in Bezug worauf, Sir?«
    Seward zog einen Schnellhefter aus einem schwankenden Aktenstapel auf seinem Schreibtisch. Er behielt ihn noch einen Augenblick, als überlegte er, ob es klug sei, ihn dem Teenager zu geben. Dann seufzte er und streckte die Hand aus; Jamie griff eifrig nach dem Schnellhefter, schlug ihn auf und las, was auf dem Deckblatt stand.

Memorandum
    VON: DR. MED. MARCUS JONES, GERICHTSARZT (NORTHUMBRIA)
AN: SERGEANT RICHARD THRELFALL,
NORTHUMBRIA POLICE
    Jamie sah sichtlich verwirrt zu Admiral Seward auf.
    »Lesen Sie’s einfach«, sagte der Direktor.
    Jamie nickte, dann konzentrierte er sich auf das zweite Blatt in dem Schnellhefter.
    Dick,
diese Sache ist unter Kuriositäten abzuheften, vermute ich, aber ich dachte, ich sollte sie Dir trotzdem mitteilen.
    Gestern Abend habe ich die Leiche obduziert, die wir in der Höhle bei Bamburgh aufgefunden haben (Schock! Horror! – gewaltsamer Tod: Genickbruch, Luftröhre und Kehlkopf durch den Würgegriff des Angreifers fast zerquetscht – vollständiger Bericht anbei.) Als ich sie wieder zugenäht habe, ist etwas Merkwürdiges