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Department 19 - Die Wiederkehr: Thriller (German Edition)

Department 19 - Die Wiederkehr: Thriller (German Edition)

Titel: Department 19 - Die Wiederkehr: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Will Hill
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der Hopi-Reservation. Von dort aus war er auf der Route 264 nach Westen marschiert und hatte bei jedem vorbeikommenden Auto und Lastwagen den Daumen hochgereckt. Nach ungefähr einer Stunde hatte er Glück: Ein Student der University of Arizona in Tucson, der übers Wochenende nach Hause fuhr, hielt mit seinem staubigen, verbeulten Pick-up am Straßenrand und öffnete die Beifahrertür. Smith rannte hin, stieg ein und bedankte sich, während er es sich in dem durchgesessenen Sitz bequem machte.
    »Kein Problem«, antwortete der Junge. »Wie heißen Sie, Kumpel?«
    »Smith. Robert Smith.«
    »Nett, Sie kennenzulernen, Mann. Ich bin John Chua.«
    »Was bedeutet das?«, erkundigte Smith sich.
    »Was, John?«, fragte der Junge lächelnd.
    Smith lachte. »Chua. Was bedeutet Chua?«
    »Es bedeutet Schlange«, sagte der Junge, und Smith spürte, wie ihm ohne Vorwarnung ein kalter Schauder über den Rücken lief. Es dauerte keine Sekunde lang, aber John Chua sah es und runzelte kurz die Stirn.
    »Wohin sind Sie also unterwegs?«, fragte er. Seine Stimme klang etwas weniger freundlich, und Smith merkte, dass der Junge es bedauerte, ihn mitgenommen zu haben.
    »Nicht weit«, antwortete er. »Old Oraibi.«
    Auf John Chuas Gesicht zeichnete sich flüchtige Erleichterung ab.
    »Cool«, sagte er. »Ich fahre nach Kykotsmovi. Nach Oraibi sind’s nur ein paar Meilen, auf der dritten Mesa. Die müssten Sie zu Fuß in einer halben Stunde erreichen.«
    Smith lehnte sich zurück und beobachtete die an ihm vorbeiflitzenden kahlen Felsen im Wüstensand.
    »Das klingt gut«, sagte er.
    John Chua hatte die Wahrheit gesagt. Er hatte nur eine halbe Stunde gebraucht, um die staubige grün-braune Ebene zu überqueren, die sich zwischen dem Dorf Kykotsmovi und dem Fuß der dritten Mesa erstreckte. Aber er hatte weitere vierzig Minuten gebraucht, um nach Südwesten auszuholen und über rutschiges Geröll zu dem Punkt aufzusteigen, an dem er jetzt am Rand des Tafelbergs stand. Er hatte nicht dem Highway folgend ins Dorf kommen wollen; auf der Straße wäre er sich auffällig und exponiert vorgekommen. Das beruhte teils auf Erfahrung, teils auf Übervorsichtigkeit, aber das Fazit war einfach: Smith wollte nicht gesehen werden, bevor er selbst beschloss, sich zu zeigen.
    Jetzt näherte er sich den Gebäuden langsam von hinten. Das Dorf bestand aus unregelmäßigen Gebäudereihen. Im Norden, dem Highway am nächsten, standen moderne Häuser aus Stahlbeton und Wellblech in unterschiedlichen Stadien von Baufälligkeit. Vor einigen parkten rostige Pick-ups neben Propangastanks und überquellenden Mülltonnen. Er hörte Ratten herumhuschen und roch den ätzenden, bitteren Geruch von Methamphetamin in der warmen Luft. Das Dorf brütete in Verwahrlosung und Verzweiflung vor sich hin.
    Oraibi hatte einst auf künstlich angelegten Terrassen gestanden, sodass die Hauseingänge in zweieinhalb Meter Höhe über der Mesa nur über mit Schnitzereien verzierte Holzleitern, die an den Steinwällen lehnten, zu erreichen waren. Der größte Teil des ursprünglichen Dorfs war verschwunden, im Lauf der Jahrhunderte geschleift worden, aber im Süden, zum Rand der Mesa hin, jenseits der Schilder, die Touristen den Zutritt verboten, stand, was noch davon übrig war. Smith sah dort hinter einer Bodenwelle den abgebrochenen Turm einer der ältesten Kirchen Amerikas aufragen und hielt langsam darauf zu.
    Er wusste nicht, warum. Nicht genau; die Vision, die ihn zu dieser alten Siedlung geführt hatte, war nicht detailliert gewesen. Smith schlich eine verfallende Mauer entlang, an dem Verbotsschild vorbei, über die kleine Bodenwelle … und blieb wie angenagelt stehen.
    Vor ihm im Staub stand ein Mann, der ihn direkt anstarrte.
    Er war uralt, sein Gesicht runzlig und verwittert, die Haut in Farbe und Konsistenz wie Leder, von der unbarmherzigen Wüstensonne ausgetrocknet und gegerbt. Er trug das traditionelle Gewand der Hopi: einen mehrfarbigen Lendenschurz, der bis knapp zu den Knien reichte, und Hirschledermokassins zum Schutz der Füße. Sein Haar war zu einer Hömsoma – einer straffen liegenden Acht – geflochten, und er hatte ein Tuch um die Stirn gebunden. Er stand da und starrte Smith sanft lächelnd an.
    Smith trat von der Mauer weg, um sich freier bewegen zu können; seine Arme hingen locker herab, und er verlagerte sein Gewicht etwas auf die vorderen Fußballen, war auf alles vorbereitet. Dann betrachtete er den Mann mit neutraler Miene und fragte ihn nach

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