Department 19 - Die Wiederkehr: Thriller (German Edition)

Versuche uns demonstriert, dass es möglich sein könnte, unseren Meister wiederzubeleben. Aber da war es schon zu spät: Seine sterblichen Überreste waren verschwunden, und Valeri hat fast ein Jahrhundert gebraucht, um sie aufzuspüren und an sich zu bringen.«
    »Aber Sie haben gesagt, Dracula sei vor seinem Tod gesättigt gewesen«, wandte Jamie ein. »Sie haben gesagt, er sei kurz davor gewesen, sich in Gesellschaft zu begeben, seine alten Unsitten hinter sich zurückzulassen. Weshalb sollte er dann jetzt die Welt terrorisieren wollen?«
    »Ich habe einmal erlebt, wie mein ehemaliger Meister die gesamte Einwohnerschaft eines Dorfs im Norden des jetzigen Rumäniens hat hinrichten lassen«, sagte Valentin. »Und nicht nur hinrichten. Unser Heer hat die Ärmsten drei Tage lang mit allen Foltern überzogen, die Sie sich vorstellen können – und vielen, die Sie sich hoffentlich nicht ausmalen können. Wir haben gefoltert und gemordet, bis die Rinnsteine voller Blut waren. Wir haben Eltern gezwungen, ihre Kinder zu ermorden, Brüder, ihre Schwestern zu vergewaltigen, Ehemänner, ihre Frauen zu blenden und zu verstümmeln. Als alles vorüber war, haben wir die Leichen und die Gebäude verbrannt und die Erde gesalzen, weil dort niemals mehr etwas wachsen sollte. Und wissen Sie, warum wir das alles getan haben?«
    Jamie schüttelte den Kopf.
    »Weil die Frau des Bürgermeisters nicht tief genug vor Fürst Vlad geknickst hat, als wir eingeritten sind«, sagte Valentin. Er sprach jetzt gehetzt – mit dem Gesichtsausdruck eines Mannes, der niemals seinen Frieden mit den Dingen machen kann, die er getan hat, und der beschlossen hat, diesen Versuch aufzugeben. »Wegen dieser kleinen, unabsichtlichen Kränkung mussten über hundert Männer, Frauen und Kinder unter Folterqualen sterben. Deshalb frage ich Sie: Können Sie sich auch nur andeutungsweise vorstellen, wie Dracula sich dafür rächen wird, dass er über ein Jahrhundert lang schlafend in der Erde liegen musste?«
    Jamie, dessen Haar noch von dem Gas flatterte, das um ihn herum ausgeströmt war, trat aus der zweiten Tür der Luftschleuse und war keineswegs überrascht, als er Major Turner auf sich warten sah. Der Sicherheitsoffizier lehnte an der Wand; er schien sich überhaupt nicht bewegt zu haben, seit Jamie zu Valentin in die Zelle gegangen war.
    »Sie haben’s also geschafft«, sagte Turner mit schwachem Lächeln auf seinem schmalen, ausdruckslosen Gesicht. »Gut gemacht.«
    »Danke«, murmelte Jamie leicht unsicher. Valentins grausige Geschichte hatte ihn sehr mitgenommen; falls Dracula zu alter Stärke zurückkehrte, waren die Auswirkungen für die gesamte Welt fast unvorstellbar.
    »Der Direktor will einen vollständigen Bericht«, sagte Turner. »Sofort.«
    Jamie nickte. Er ging langsam an dem Sicherheitsoffizier vorbei, der eine Hand ausstreckte und ihn überraschend sanft an der Schulter fasste. Jamie blieb stehen, drehte sich nach ihm um.
    »Sie haben sich gut gehalten«, sagte Turner. »Ich habe mitgehört. Sie können stolz sein.«
    »Ich fühle mich nicht stolz«, wehrte Jamie ab.
    Die beiden Männer sahen sich sekundenlang an, dann nickte Turner und nahm seine Hand weg. Jamie wandte sich ab, ging zum Aufzug am Ende des Korridors weiter.
    Er stieg auf Ebene A aus und schlurfte den Korridor entlang zu Admiral Sewards Unterkunft. Die Euphorie, die er anfangs empfunden hatte, als er von der Heldentat seines Großvaters in New York gehört und erstmals in Erwägung gezogen hatte, er sei vielleicht doch nicht für Frankensteins Tod verantwortlich, hatte lähmender Müdigkeit und einem Gefühl schrecklicher Vorahnung Platz gemacht. Valentins Schilderung des Sadismus und der Rachsucht des ersten Vampirs hatten ihn mit Entsetzen erfüllt; er hatte zuerst an seine Mutter gedacht, die sich zufrieden in ihrer Zelle beschäftigte, dann an Larissa und Kate und Matt. Was würde aus ihnen werden, wenn Dracula nicht gestoppt wurde?
    Jamie fragte sich – nicht zum ersten Mal –, ob er sie allein durch die Tatsache, dass er ihr Freund war, in Gefahr brachte; er glaubte zu wissen, dass Dracula sich speziell für ihn interessieren würde, sobald er entdeckte, wer Alexandru vernichtet hatte.
    Ich bringe sie in Gefahr, dachte er, während er auf dem Korridor unterwegs war. Ohne mich wären sie weniger gefährdet.
    Er versuchte, diese trübseligen Gedanken abzuschütteln, als er Admiral Sewards Unterkunft erreichte. Der wachhabende Agent nickte ihm zu und ließ ihn